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Buddhas kleiner Finger

Buddhas kleiner Finger

Titel: Buddhas kleiner Finger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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    »Weißt du was«, kam es plötzlich von Schuriks Seite. »Ich denk mir … Hoho … Starkes Stück.«
    »Was hast du?« fragte Kolja.
    »Wenn's nun in Wirklichkeit alles ganz anders wäre? Der liebe Gott ist nicht deswegen eine Art Gangsterboß mit Suchscheinwerfern, weil wir lebenslang nicht aus dem GULAG rausgekommen sind, sondern umgekehrt: Weil wir uns einen Gefängnisdirektor mit Alarmsirene als lieben Gott ausgesucht haben, sind wir in der Zone gelandet? Diesen ganzen Firlefanz mit klappernden Seelenzähnen, Hochsicherheitshimmel und Kessel zum Kommunistenschmoren haben die sich doch schon vor Ewigkeiten ausgedacht! Zu unserer Zeit hatten sie einen anderen Flitz und wollten das Paradies auf Erden bauen. Haben sie ja dann auch. Streng nach Zeichnung! Und wie sie mitten dabei waren, haben sie gemerkt: Paradies ohne Hölle geht nicht. War bloß Wischiwaschi und kein ordentliches Paradies. Also, man möchte das gar nicht zu Ende denken, so ätzend ist das.«
    »Vielleicht ist dort, wo die Leute weniger Scheiße bauen, auch der liebe Gott netter. In den Staaten meinetwegen oder unten in Japan«, schlug Kolja vor.
    »Was meinst du, Wolodin?« fragte Schurik.
    »Was ich meine? Rum wie num, num wie rum. Steht alles kopf. Von wegen oben und unten. Alles abgeschafft. Nachts ist jeder Spalt 'ne Frau, wie der alte Russe sagt.«
    »Holla, der ist ja gut drauf«, wunderte sich Kolja. »Könnte man glatt neidisch werden. Wieviel hast du denn von dem Zeug, gefressen, Mann?«
    »Du willst doch nicht behaupten, daß du gar nichts merkst?« warf Schurik ein. »Grad eben bist du noch quer durchs Jenseits spaziert und wolltest uns unbedingt mitschleifen. Du hast mehr als nur 'nen Staatsanwalt und 'nen Bullen in petto, da steckt 'ne ganze Synode drin, das sag ich dir.«
    Kolja streckte eine Hand aus und besah sie sich gründlich.
    »Da«, sagte er, »schon wieder blau. Wieso werd ich von diesem Pilzzeug so blau?«
    »Liegt am Verfallsdatum«, sagte Schurik und wandte sich wieder Wolodin zu. »Ja nun, da kannst du mal sehen. Wenn einem das Blech wegfliegt, kommt man vom Hundertsten ins Tausendste. Vom ewigen Kick wollten wir reden, und nun sind wir wieder völlig vom Thema abgekommen.«
    »Wieso abgekommen? Wir sitzen, wo wir sitzen. Das Feuer brennt schön, die Hähne krähen schön.«
    »Was für Hähne? Das ist der Piepser von Kolja.«
    »Ach so. Na macht nichts, die krähen schon noch.«
    Schurik grinste und nahm einen Schluck aus der Flasche.
    »Wolodin, ich tät wirklich gern wissen, wer der vierte Mann ist.«
    »Wer?«
    »Der vierte Mann. Hast du schon wieder vergessen? Darum ging's vorhin: daß es einen inneren Staatsanwalt gibt, einen inneren Verteidiger und einen, der den großen Kick hat. Aber wieso ist das der vierte Mann? Er war ja erst die Nummer drei.«
    »Hast du den Angeklagten vergessen?« fragte Wolodin.
    »Den sie verknacken wollen? So mir nichts, dir nichts vom Kläger zum Verteidiger werden, Bäumchen wechsle dich, das geht nicht. Für ein Minütchen mußt du wenigstens auf die Anklagebank. Das ist der dritte. Während der vierte von dem ganzen Spiel keinen blassen Schimmer hat. Er braucht nichts weiter als den ewigen Kick.«
    »Und woher kennt er den?«
    »Wer sagt denn, daß er ihn kennt?«
    »Du selber.«
    »Das wüßte ich aber. Ich hab bloß gesagt: Ihm muß man die Sache mit dem Kick nicht erklären. Das heißt nicht, daß er was davon weiß. Wenn er nämlich wüßte,« – Wolodin dehnte das Wort bedeutungsvoll –, »müßte er in deiner Angelegenheit als Zeuge auftreten.«
    »Ach, Zeugen gibt's auch noch? Erzähl mal.«
    »Na, stell dir vor, du hast Scheiße gebaut. Der innere Staatsanwalt verkündet, du wärst ein mieses Schwein, der Angeklagte glotzt an die Wand, und der innere Verteidiger schwafelt was von schwerer Kindheit und so.«
    »Ja, und?«
    »Damit die Verhandlung in Gang kommen kann, mußt du dich an die Scheiße, die du gebaut hast, erst mal erinnern, nicht wahr.«
    »Wär ganz günstig.«
    »Und indem du das tust, wirst du zum Zeugen in eigener Sache.«
    »Wenn man dich so reden hört, könnte man denken, ich hätte 'nen kompletten Gerichtssaal intus.«
    »Was dachtest denn du?«
    Schurik war eine Weile still, dann klatschte er sich plötzlich auf die Schenkel.
    »Ha!« stieß er schrill hervor. »Ich hab's! Ich weiß, wie man den ewigen Kick kriegt! Man wird vierter Mann, stimmt's? Wie Kläger und Verteidiger, so als neue Legende.«
    »Stimmt. Die Frage ist nur,

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