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Buddhas kleiner Finger

Buddhas kleiner Finger

Titel: Buddhas kleiner Finger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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liegenden Metallmannes – es hätte das Dshershinski-Monument sein können, knocked down by the wind of change , oder irgendein Höllenroboter. Ein Schauer durchrieselte sie, doch die Halluzination war im Nu verflogen. Dafür kam es ihr jetzt so vor, als säße sie auf einer eben aus dem Kühlschrank gezogenen Bratpfanne. Was hier gespielt wurde, gefiel ihr immer weniger.
    »Arnold«, rief sie, »müssen wir das unbedingt tun?«
    Diese Worte hielt sie eigentlich für ganz andere Anlässe parat, doch nun kamen sie ihr wie von selbst über die Lippen. Schwarzenegger überlegte.
    »Du wolltest doch mit nach oben«, sagte er dann. »Aber wenn du Angst hast …«
    »Nein«, überwand sich Maria zu sagen, »Angst nicht die Spur. Ich mach dir nur soviel Umstände.«
    »I wo«, sagte Schwarzenegger. »Es wird gleich sehr laut werden, setz dir am besten deine Kopfhörer auf. Was hörst du da eigentlich?«
    »›Jihad Crimson‹«, sagte Maria und rückte die kleinen rosa Polster auf den Ohren zu recht.
    Schwarzeneggers Gesicht versteinerte. Wäre nicht der Wind gewesen, der seine wasserstoffsuperoxydgebleichten Haare zauste, Maria hätte zu dem Schluß kommen müssen, daß irgendwer aus der Crew den echten Schwarzenegger durch einen Dummy ersetzt hatte.
    »Was ist los?« fragte sie erschrocken.
    Schwarzenegger blieb eine ganze Weile reglos. Merkwürdige rote Reflexe flimmerten auf seinen Brillengläsern – es mußte das Herbstlaub der hinter den Garagen aufragenden Ahornbäume sein, was sich darin spiegelte.
    »Arnie«, rief sie.
    Schwarzeneggers Mundwinkel zuckte einige Male, dann schien sein Bewegungsvermögen zurückzukehren. Er drehte den Kopf – es ging nur mit Mühe, so als wäre in das Kugellager, worauf er sich drehte, Sand geraten.
    »Crimson Dschihad?« fragte er nach.
    »›Jihad Crimson‹«, erwiderte Maria. »Nusrat Fateh Ali Khan und Robert Fripp. Wieso?«
    »Nur so«, sagte Schwarzenegger. »Vergiß es.«
    Sein Kopf verschwand in der Kanzel. Irgendwo drunten, am metallenen Unterbauch des Flugzeugs, begann ein elektrisches Brummen, das sich binnen weniger Sekunden zu gigantischem Getöse steigerte. Maria war es, als spürte sie, wie die Kunststoffpölsterchen sich ihr in die Ohren preßten. Dann wurde sie elegant herumgeschwungen, und die Garagen tauchten unter ihr hinweg.
    Schaukelnd wie ein Boot, stieg die »Harrier« senkrecht in die Höhe – Maria hatte gar nicht gewußt, daß es solche Flugzeuge gibt. Wenn sie die Augen schloß, so dachte sie, müßte sie sich weniger fürchten. Doch gewann die Neugier schnell die Oberhand; noch bevor eine Minute vergangen war, schlug sie die Augen wieder auf.
    Das erste, was sie sah, nachdem sie die Augen aufgeschlagen hatte, war ein Fenster, das direkt auf sie zukam – es war bereits so nah, daß Maria auf dem Bildschirm des im Zimmer laufenden Fernsehers deutlich den Panzer sah, der seine Kanone in ihre Richtung drehte. Der Panzer auf dem Bildschirm feuerte ab, und im gleichen Moment neigte sich das Flugzeug heftig und trudelte von der Wand weg. Maria, die beinahe auf die Tragfläche gerutscht wäre, kreischte vor Angst, doch das Flugzeug gewann schnell die Balance zurück.
    »Halt dich an der Antenne fest!« rief Schwarzenegger, der sich winkend aus der Kanzel beugte.
    Marias Augen suchten. Direkt vor ihr ragte ein längliches, metallisches Etwas mit einer runden Verdickung am Ende aus dem Flugzeugrumpf – unklar, wieso sie es nicht früher bemerkt hatte. Es glich einem schmalen, aufrecht stehenden Stummelflügel und weckte in Maria sogleich schamlose Assoziationen – wenngleich in den Abmessungen üppiger, als man es im wirklichen Leben antraf. Ein einziger Blick auf dieses mächtige Teil genügte, daß die Angst in ihr einem freudigen Hochgefühl wich – eines, das sie mit all den schlaffen Miguels, ungewaschenen Ljonjas und beschwipsten Iwans so sehr vermißt hatte.
    Hier war alles ganz anders: Die runde Verdickung am Antennenende hatte viele kleine Löchlein, was entfernt an einen Duschkopf erinnerte, doch zugleich an nichtirdische Formen des Lebens und der Liebe denken ließ. Maria deutete mit dem Finger darauf und sah fragend zu Schwarzenegger hin. Der nickte, grinste breit, und in seinen Zähnen spiegelte sich die Sonne.
    Was ihr hier widerfuhr, war, wie Maria einfiel, die Erfüllung eines Kindertraums. Es gab einen Film, in dem sie ausgiebig über Märchenbüchern saß, die Bilder darin betrachtete und sich ausmalte, wie sie auf dem Rücken eines

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