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Buddhas kleiner Finger

Buddhas kleiner Finger

Titel: Buddhas kleiner Finger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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Gänge zwischen rostigen Garagencontainern. Während Maria mit süßem Schauder daran dachte, daß gleich hier irgendwo, schnell und ein bißchen peinlich, die alchimistische Ehe vollzogen werden würde, führte ein letzter Durchschlupf sie in ein leeres, von unterschiedlich hohen, verschiedenfarbigen Blechwänden umgrenztes Geviert.
    Bei näherem Hinsehen erwies sich der Ort als doch nicht ganz leer. Er war, wie nicht anders zu erwarten, von Flaschen übersät, zwei alte Autoreifen lagen herum, dazu die verschlissene Tür eines Lada sowie eine große Menge rätselhafter mechanischer Kleinmüll, wie er sich stets in der Nähe von Garagen ansammelt.
    Und es gab ein Flugzeug.
    Es nahm fast den ganzen Raum ein, obwohl Maria es erst ganz zuletzt bemerkte – vermutlich deshalb, weil ihr Bewußtsein die entsprechenden, von den Augen empfangenen Signale einige Sekunden als offenkundige Halluzination ausgefiltert hatte. Maria wurde bange.
    Wie kommt dieses Flugzeug hierher? dachte sie. Obwohl, andererseits: Wie kommt Schwarzenegger hierher? Hm.
    Komisch ist es trotzdem.
    »Was ist das?« fragte sie.
    »Eine Harrier A-4«, sagte Schwarzenegger. »Senkrecht startender und landender Abfangjäger.«
    Maria sah die vielgerühmten Grübchen auf seinen Wangen: Schwarzenegger lächelte. Sie runzelte unmerklich ihre buschigen Brauen, und die Furcht machte der Eifersucht Platz. Sie gönnte diesem Rieseninsekt aus Glas und Metall nicht den Platz in Schwarzeneggers Herzen – mehr Platz womöglich, als sie selbst darin einnahm.
    Schwarzenegger näherte sich dem Flieger. Da Maria sich, in Gedanken versunken, nicht gleich vom Fleck rührte, wurde sie nach vorn gerissen – so als wäre Schwarzenegger der Traktor und sie das in aller Eile angekuppelte landwirtschaftliche Gerät.
    »Aber da ist doch nur ein Platz drin«, sagte sie nach einem Blick durch die Glashaube auf die Rückenlehne des Pilotensitzes.
    »Das macht nichts«, sagte Schwarzenegger, packte sie bei den Hüften und setzte sie mit einem lockeren Schwung auf die Tragfläche.
    Maria zog die Füße an, stellte sie auf die Schräge aus Duralumin und richtete sich auf. Ihre Kleider flatterten im Wind. Romantische Rollen lagen ihr besonders, fiel ihr ein.
    »Und du?« fragte sie.
    Doch Schwarzenegger war schon in der Kanzel – man konnte sich nur wundern, wie flink und gewandt er hineingeklettert war. Bestimmt ein geschickter Schnitt oder eine Montage! dachte Maria. Schwarzenegger steckte den Kopf aus der Luke, lächelte und formte Daumen und Zeigefinger zu einem Ring. Könnte gut ein Verlobungsring sein! dachte Maria.
    »Setz dich auf den Rumpf«, sagte Schwarzenegger, »da, wo die Tragflächen anstoßen. Hab keine Angst. Denk einfach, es wäre ein Karussell. Stell dir vor, du säßest auf dem Reitpferdchen.«
    »Du willst doch nicht etwa …«
    Schwarzenegger nickte.
    Seine schwarzen Brillengläser blickten geradewegs in Marias Seele, und sie begriff: Jetzt gleich, im nächsten Augenblick, würde sich ihr Schicksal entscheiden. Es war eine Prüfüng, soviel stand fest. Die Frau, die das Zeug hatte, an Schwarzeneggers Seite zu sein, durfte sich nicht als furchtsames Trantütchen entpuppen, das man allenfalls für flaue Nullachtfünfzehnserien mit trivialsexuellem Aufhänger brauchen konnte. Sie mußte imstande sein, der tödlichen Gefahr ins Auge zu sehen, und sie durfte keine Gefühle zeigen, außer einem Lächeln vielleicht. Maria zog versuchsweise den Mund breit und spürte, daß das Lächeln etwas zu matt ausfiel.
    »Eine großartige Idee«, sagte sie. »Werd ich mich auch nicht erkälten?«
    »Wir sind gleich zurück«, sagte Schwarzenegger. »Nimm Platz.«
    Maria zuckte die Achseln, tat einen vorsichtigen Schritt auf den Rumpf zu, der wie die Mittelgräte eines Fisches zwischen den Tragflächen hervorstand, und setzte sich behutsam darauf nieder.
    » No «, sagte Schwarzenegger, »die Nymphe kannst du spielen, wenn wir zu meiner Ranch in Kalifornien fahren. Setz dich richtig drauf. Es bläst dich sonst runter.«
    Maria zögerte.
    »Dreh dich weg«, sagte sie.
    Schwarzeneggers linker Mundwinkel lächelte. Schwarzenegger drehte sich um. Maria schwang ein Bein über den Duraluminrücken und setzte sich wie auf einen Sattel. Das Metall unter ihr war kalt und etwas feucht vom Tau; sie erhob sich noch einmal, um die Jackenschöße unter sich zu stopfen, und hatte plötzlich das Gefühl, als preßten ihre delikatesten Körperteile den kantigen Schenkel eines auf dem Rücken

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