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Büchners Braut: Roman (German Edition)

Büchners Braut: Roman (German Edition)

Titel: Büchners Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Klepper
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Vorbehalte eingeladen. Das wusste sie. Ernst Büchner hatte sich zunächst an Edouard Reuss gewandt, beauftragte diesen, quasi dazwischenzutreten und so die unsägliche Angelegenheit aus der Welt zu schaffen. Aber Edouard hatte für Minna gesprochen. Sie sei nicht zu alt, ganz und gar nicht zu einfältig und unpassend. Ganz im Gegenteil entspräche Minnas reifes Wesen durchaus Georgs anspruchsvollem Geist. Gewiss, dass Georg noch nicht im Beruf etabliert sei, sei ein Manko, das brauche aber niemanden als Minna selbst zu bedrücken. Nach Wochen hatte sich der Zorn des alten Büchner so weit geglättet, dass er bereit war, sie zu empfangen.
    Ich brauche nichts zu entschuldigen, nichts zu erklären. Mit diesem Gedanken ging sie auf das Haus in der Grafenstraße zu. Und dann war alles leichter und glücklicher als vorausgesehen. Die Augen der Geschwister waren neugierig, die Mutter zeigte eine fast zu gleichförmige liebenswürdige Ruhe. Sie war eine Frau, die sich dreingeschickt hatte, mit der Autorität ihres Mannes zuleben. Liebe konnte in diesem Haus wohl nur sie vergeben.
    Und Georgs Vater? Minna wurde ihm vorgeführt, wie zum Schutz von der Mutter zur einen, Georg zur andern Seite flankiert. Eine routinierte, sicher eingeübte Begrüßung.
    Es freut mich, Sie als meine Schwiegertochter willkommen zu heißen. Sollen nun alle Disharmonien beseitigt sein. Ich kann nur hoffen, mein Sohn wird Sie nicht enttäuschen.
    Es schien, als hätte er an seinem früheren Zorn keine Freude mehr und wollte die Zeichen auf Frieden setzen. Und weil dies nun sein Wille war, sollten es alle so sehen.
    Trotzdem oder gerade deswegen zuckten Georgs Lippen ununterbrochen. Die beständige Beschaulichkeit eines Familienidylls spannte ihn an.
    Hörst du die Kochtöpfe rasseln?, flüsterte Minna ihm neckend ins Ohr.
    Sie scheppern mir ins Gemüt, gab er zurück. Kann man sein Glück nicht endlich unter sich genießen?
    Sie begannen gemeinsam zu lesen. Den »Aufruhr in den Cevennen« von Tieck hatte Georg ausgesucht. So könnten sie oft unverfänglich zusammen alleine sein, meinte er. Wenn es ging, saßen sie im Garten.
    Nichts Schöneres als unschuldige Offenheit, Minna. Sie hören uns ja nicht.
    Letzte Malvenblüten, rote Dahlien und gelbe Chrysanthemen sah Minna beim Blick über den Buchrand. Sie hörte seiner Stimme zu. Sie lasen abwechselnd, dann und wann unterbrochen von den unvermeidlichen Besuchen seiner jüngeren Geschwister.
    Es ist, als hätten wir eine große Schwester bekommen, sagte Mathilde zu der für ihr Alter zu kleinen, zierlichen Louise, aus deren Mäuseköpfchen Augen auf Minna schauten, von der gleichen wassergrauen Kühle wie die Georgs. Louise zog ihr Schultertuch über der Brust zu, wobei ihre Verwachsung auf dem Rücken deutlicher sichtbar wurde, und sagte: Ich versuche, ein Gedicht zu schreiben. Nächste Woche sollte es wohl fertig sein.
    Louise, du machst mir starke Konkurrenz, sagte Georg in einem Ton, der Minna glauben ließ, er meinte es ernst.
    Der Dill stand ausgeschossen über dem reifen Gemüse, metallisch glänzenden Kohlköpfen, daneben skurril gedrehte Rosenkohlgestalten. Minna ließ das Buch in den Schoß sinken, als die Mädchen gingen.
    Georg, du bist oft so unruhig, sagte sie. Es war fast alle Tage so, besonders wenn sie abends mit der Familie zusammensaßen. Waren sie zu zweit, schien er ruhig, aber bedrückt.
    Das ist doch nichts Neues, mein Lieb. Ich denke an Pläne, an die Zukunft.
    Dass sein Bruder Wilhelm der einzige Vertraute hier im Haus war, wusste sie bereits. Mit den Eltern wurde jedes politische Gespräch tunlichst vermieden, zumindest wenn die anderen Geschwister und Minna anwesend waren.
    Erzählst du mir von der Zukunft?
    Mit einem ergebenen Seufzer lehnte er sich in die Bank.
    Ohne grundlegende Änderungen wird immer nur vom Läppchen ins Tüchelchen gewickelt. Dieses verkrusteteSystem, wie soll es aufgebrochen werden? Nur die Masse kann und muss es hinausschreien, dem Staatsapparat die Stirn bieten, ihm die Waffen zeigen.
    Minna betrachtete aufmerksam sein Gesicht.
    Die Masse, George. Und ihr möchtet die Masse dazu bewegen. Dies war keine Frage, sie wusste es, und sein Nicken schien ihr wie das Geständnis eines Buben, der Streichhölzer gestohlen hatte.
    Er erzählte. Von allem, was in Gießen und bei Weidig in Butzbach geschehen war, wollte er sich befreien.
    Sonst erdrückt es mich, sagte er. Aber … es ist so gefährlich, zu wissen.
    Georg, erzähle weiter, forderte Minna. Da ist

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