buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)
wiederkommen, somit habe ich Zeit, um mir Pamplona anzusehen.
Ich schaue mir mit einem Plan bewaffnet, die Altstadt an. Rathaus, Stadtmauer, Stierkampfarena, schöne Straßen und Plätze. Ob Christoph wohl auch schon da ist? Ich schicke ihm eine SMS in der Hoffnung, dass er bereits seine Herberge erreicht hat.
Er ist da, hat Lust auf Pamplona; wir treffen uns auf der Plaza del Castillo, ein großer kommerzieller Platz mit vielen Restaurants. Wir besuchen zunächst weitere Teile der Altstadt und dann die Kathedrale. Ein prächtiger Bau mit Wurzeln, die bis in das Mittelalter reichen.
Das ist zwar alles schön , aber wir wünschen uns jetzt endlich ein kühles Getränk. Immerhin sind wir ja schon den ganzen Tag auf den Beinen. Bier wäre gut. Bestellt und getrunken auf einer Bank vor einer kleinen Bar in der Altstadt. Hier zu sitzen, hat was von Heimat, denn ständig kommen Pilger vorbei, die man mehr oder weniger vom Camino kennt. Man grüßt sich, kurzer Spruch, Ende. Wie früher zu Hause vor der Dorfkneipe.
Später treffen wir uns mit Daniel und verbringen den Abend bei einem relativ guten Essen im Café Iruna auf der Plaza del Castillo. Ein Ort, den Hemingway häufiger aufsuchte.
Nebenbei erleben wir hier ein kleines Schauspiel. In der Mitte der Plaza steht ein großer Pavillon. Auf diesem postieren sich zwei Musiker mit Flöte und Handtrommel und spielen baskische Lieder auf. Innerhalb von Minuten füllt sich der Platz vor dem Pavillon mit Passanten, die in komplizierter, traditioneller Art zu der Musik tanzen. Viele, auch wir, stellen sich dazu und klatschen rhythmisch und applaudieren. Nach ca. 15 Minuten ist alles vorbei. Zuschauer, Tänzer und Musiker verstreuen sich innerhalb kurzer Zeit auf dem Platz.
Auch h ier auf der Plaza del Castillo erscheinen immer wieder Camino-Bekannte. Während ich, wie jeden Abend, mit meiner Frau telefoniere, um von meinen unglaublichen Abenteuern zu berichten, kommt Elena kurz vorbei und grüßt. Gerne hätten wir sie als Gast an unserem Tisch gehabt, aber sie hat ihren Abend schon mit Penny und William in einem anderen Restaurant geplant. „buen caminoooo!“
Die Region um Pamplona gehört zu den reichsten in Spanien. Die Menschen sind hier wohl strebsam, denn der Platz leert sich am Abend relativ schnell, was uns überrascht. Wenn ich in Spanien mal Urlaub gemacht habe, waren dort die Einheimischen samt ihrer Kinder bis spät in die Nacht unterwegs. Hier herrscht aber, wie bei uns, schon um 21 Uhr gähnende Leere. So beenden wir den Abend gegen 22 Uhr. Wir zahlen; da Daniel das Geld nicht klein hat, legt er einen Schein auf den Tisch. Acht Euro hätte er gerne von der Bedienung zurück; die Bedienung nimmt das Geld, verschwindet und bleibt auch verschwunden. Wir geben nach 15 Minuten das Warten auf Wechselgeld auf und verschwinden ebenfalls.
Tag 6: Pamplona nach Puente la Reina
Heute Morgen bin ich nicht gut gelaunt, nein, nicht nur das, ich bin schon quasi euphorisch. Gründe dafür gibt es nicht, es ist einfach so. Ich freue mich auf die Etappe von ca. 23 km.
Daniel und ich frühstücken zusammen, starten aber wieder getrennt auf den Camino. Alleine lernt man nicht nur mehr Menschen kennen, man ist zudem auch unbefangener bei der Entscheidung über die Dauer von Unterhaltungen, sein Geh-Tempo und Pausen.
Ich schaue im Vorbeigehen dem Pilger gerne direkt in die Augen. Erwidert er Blick und erste Worte, ist das ein guter Anfang. Schnell merkt man, ob der „Nasenfaktor“ stimmt.
Nach dem V erlassen der Altstadt passiere ich die alte Zitadelle, die ich am Vortag noch nicht besucht hatte. Das Ding ist ziemlich groß und muss von mir unbedingt fotografiert werden. Als ich den gut markierten Camino nach links verlasse, steuern direkt zwei Einheimische auf mich zu und geben mir zu verstehen, dass es nach Santiago rechts weitergehe. Ich erkläre den beiden wiederum mein Vorhaben, was sie beruhigt; sie verabschieden mich mit einem „buen camino“. Hier geht keiner verloren. Die Hinweise auf den Camino sind in Pamplona übrigens derart groß, dass man aufpassen muss, um nicht darüber zu stolpern.
D er Camino wechselt außerhalb von Pamplona von einer großen befestigten Straße in einen unbefestigten Wirtschaft-Weg. Heute sind viele Pilger unterwegs. Ein Paar aus Frankfurt, mit kalifornischen Wurzeln, hat eine außergewöhnliche Variante gewählt. Sie sind zuerst die letzten 100 km des Caminos nach Santiago de Compostela gewandert und machen seit Jahren quasi
Weitere Kostenlose Bücher