buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)
rückwärts aufsteigend den Rest. Dieses Jahr laufen sie eine Woche von Pamplona nach Logroño, nächstes Jahr von SJPDP nach Pamplona. Okay, geht auch, mir fehlt aber der Sinn dafür.
Ein gutes Stück vor dem Berg „Alto de Perdon“ (Berg der Läuterung) treffe ich wieder auf Christoph. Ich freue mich, dass wir ein Stück zusammen gehen können. Dann treffen wir auch noch auf Paul, den Christoph bereits kennt; er ist ebenfalls aus der IT und in einer großen deutschen Bank für die Firewalls verantwortlich.
Bei Paul fallen mir gleich mehrere Dinge auf. Am auffälligsten ist, dass er in so einer Art Männer-Burka läuft, aber in eng. Lange Hose, Hemd mit langen Ärmeln und Kapuze. Nur die Finger und das bärtige Gesicht sind nicht bedeckt. Dabei ist es doch warm hier!
Seine Arme und die Wanderstöcke aus Aluminium bewegen sich nicht im Rhythmus der Beine. Sie bewegen sich nicht mal gegenseitig im Rhythmus, sondern rudern, weit ausgebreitet, jeweils im eigenen Tempo hin und her. Außerdem läuft er langsam, als hätte er die Hose voll.
Nach ein paar Sätzen murmelt er irgend etwas, in dem Arzt vorkommt.
„Du warst schon beim Arzt?“ , will ich wissen.
„Ja, in Pamplona .“
„ Haste Blasen oder was mit den Bändern?“
„Nee .“
„Rücken?“
„Nee …“ Sein Leiden ist unten rum, hinten rum, und erklärt seinen „Hosen voll“-Gang. Schon bereue ich meine Neugierde. Von allem, was ich auf dem Camino nicht brauche, rangiert der Grund seines Arztbesuches auf Platz 1. Paul ist nicht zu Späßen aufgelegt; er ist sehr freundlich, doch sachlich und nicht mitteilsam.
Christoph und ich lassen ihn bald hinter uns und wandern im eigenen Tempo weiter, immer an der Bergflanke entlang. Der Bergrücken, über den wir gehen, ist durch das vertrocknete Gras hellbraun. Nur an einigen Stellen wachsen kleine, knorrige Büsche. Nichts versperrt die Sicht auf das weite Tal bis nach Pamplona und darüber hinaus.
Der Bergrücken des „Alto del Perdón“ ist der Übergang des Jakobswegs Camino Francés über die Sierra del Perdón in der autonomen Gemeinschaft Navarra. Hier steht ein großes Pilgerdenkmal aus Metall, welches einen Pilgerzug in Lebensgröße symbolisiert. Zeit, um Bilder von uns zu machen und den Ausblick zu genießen.
Der gesamte Bergkamm ist eine Wetterscheide. Richtung Pamplona schaut man von hier oben auf das grüne, bewaldete Pyrenäen-Vorland. Auf der anderen Seite breitet sich ein weites, trockenes Tal aus.
Kurz vor dem Pilgerdenkmal findet sich eine kleine Quelle, die im Sommer allerdings kein Wasser führt. Zur Fuente de Reniega (Quelle der Abkehr) gibt es folgende Legende: Ein Durst leidender Pilger klettert von Pamplona den Berg herauf. Ihm erscheint im Pilgergewand der Teufel und bietet ihm Wasser an, wenn er seinem Glauben abschwört. Der Pilger ist lieber bereit, den Tod zu erleiden. Zur Belohnung erscheint Santiago und führt ihn zur Quelle.
Uns erscheint nicht Santiago, sondern Penny und William. Es wird ein kurzer Smalltalk, weil mein Geschäfts-Handy klingelt. Ich muss gestehen, dass Ding abzustellen, habe ich mich doch nicht getraut.
Mannshohe Büsche säumen den Trampelpfad, bis wir das Tal erreichen und die Büsche durch Ackerbauflächen abgelöst werden. Jetzt ist es das erste Mal fast heiß. Wir wandern mit nur einer Pause weiter bis zu unserem heutigen Ziel: Puente la Reina (Brücke der Königin).
M ehrfach schon hat Christoph über die Zustände in den Herbergen geklagt. Sie seien nicht unbedingt dreckig oder so, oft sogar sehr gemütlich. Was ihn und viele andere stört, ist, dass man mit vielen Fremden in einem Zimmer schläft. Besonders das Schnarchen sei ein Problem, und auch die besten „Fliegerspülung“ erprobten Ohrenschützer reichen nicht, um das zu absorbieren.
Obwohl Körper und Bekleidung der Raumluft eine besondere Note geben, darf oft das Fenster nachts nicht geöffnet bleiben. Das Argument „Sauerstoffzufuhr“ zieht nicht. Bei einigen Herbergen ist dann auch noch zwischen 22 und 23 Uhr Umschluss. Nur bei den Besseren bekommt man einen Code für die Tür, um auch zu später Stunde in sein Bett zu kommen. Allerdings stört das wiederum die Pilger, die schon im Zimmer schlafen. Hat man die Nacht halbwegs überstanden, fangen die ersten um 5 Uhr an, ihren Rucksack zu packen. Auch das geht nicht geräuschlos ab. So starten nicht wenige mit Kopfschmerzen und gerädert in den Tag.
Ich habe eine Frau aus Belgien kennengelernt, die ganz bewusst in
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