buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)
kennengelernt, die eine Unterkunft für heute sucht. „Hast du was frei?“
Klar, habe ich. Damit sind vier Betten belegt. Da ich ja früh los bin und nicht weit zu laufen hatte, bleibt mir jetzt Zeit, Logroño zu erkunden.
Ich staune nicht schlecht, als ich in die Altstadt komme. Es ist Freitagnachmittag; die Stadt ist voll mit Menschen, die feiern, Pinchos essen und Wein trinken und das am helllichten Tag. Pinchos sind, ähnlich wie Tapas, kleine Köstlichkeiten, die man an der Theke oder am Fenster der Bar zu sich nimmt. Wundervoll! Mir steht der Sinn aber danach, zu sitzen; somit bestelle ich ein Pilgermenü in einem Restaurant etwas abseits.
Anna und der Badekappen-Spanier, diesmal ohne Badekappe, kommen Hand in Hand vorbeigeschlendert. Ei, was ist denn das! Steter Tropfen höhlt den Stein. Da ich nicht stören will, mache ich nicht auf mich aufmerksam und wünsche Anna im Stillen einen tollen letzten Tag mit ihrem neuen Freund.
I n meiner Herberge lerne ich Antoinette kennen, die Christoph mitgebracht hat. Ich stelle mich als ihr Herbergsvater für heute vor.
Antoinette ist e ine kleine Holländerin, in den 40ern, blond, lacht viel und spricht zu meiner Überraschung kaum Deutsch, nur Englisch mit charmantem Holland-Akzent. Für einen Pilger ist sie perfekt ausgerüstet, inklusive Garmin Navi. Sie wandert regelmäßig.
Christoph ist zwar zufrieden, bewegt sich aber etwas steif, als hätte er Schmerzen bei jedem Schritt.
Auch Paul ist schon da und will Klamotten waschen. Als ich Paul meinen Waschsalon empfehle, werde ich erstaunt angesehen. Paul zeigt mir, dem Herbergsvater, die in der Küche stehende Waschmaschine. Ach nee, hier ist also auch so ein Ding!
Paul fängt unverzüglich an, andere wollen ja auch noch waschen. Erst einmal gestartet, hört die Maschine gar nicht mehr auf. Paul interveniert erfolglos durch Drücken diverser Knöpfe, aber die Maschine gibt sich erst nach eineinhalb Stunden geschlagen. Zwischenzeitlich hat jeder von uns schon ein Bild von Paul. Motiv: „Pilger in der Küche, auf einem Stuhl, vor der Waschmaschine, als Opfer der modernen Technik, verzweifelt dem Versuch erlegen, die Tür der Maschine zu öffnen.“
Wir lachen viel und laut. Ich glaube, dass ich mit meinem Waschsalon gar nicht so schlecht dran war.
Antoinette holt Knabbereien und Wasser. Ich spendiere Bier. Man erzählt sich etwas aus dem Leben und was der heutige Tag für Neuigkeiten bescherte.
„Sag mal Paul, warum läufst du eigentlich immer mit deiner Männer-Burka herum?“, will ich jetzt endlich mal wissen. „Das muss doch fürchterlich warm sein!“
„ Ey, das ist Funktionsbekleidung und keine Männer-Burka! Die Klamotten halten nicht warm, sondern kühlen eher und schützen vor der Sonne. Ich mag keine Sonnenmilch auf der Haut.“
Wir lernen: Der dünne Stoff transportiert den Schweiß nach außen und verdunstet. Dadurch kühlt er. Dass er vor Sonne schützt, ist klar.
Daniel meldet sich per SMS. Er hat bereits eingecheckt und sucht Gesellschaft. Also gehen wir in die Stadt, um ihn und später auch Elena zu treffen. Was folgt, ist ein herrlicher Abend.
Logroño s Straßen sind immer noch voll mit Menschen. Eine Pincho-Bar reiht sich an die nächste, das Essen wird nach draußen durchgereicht.
Elena als Spanierin wird als unser Guide auserkoren, um uns beizubringen, wie man sich hier verhält. Das ist im Grunde einfach: Rein in die Bar, wenn es noch geht, ein bis zwei Pinchos bestellt, einen Wein dabei, sich unterhalten und dann in die nächste Bar. Heeeerrlich!
Für Elena ist es leider der letzte Abend, sie muss morgen mit dem Zug zurück nach Barcelona. Wir wollen Abschied feiern, daher wird es etwas später; wir genießen zusammen die laue Sommernacht. Sehr spät kommt der Moment, an dem wir uns verabschieden müssen. Mit viel Umarmung, Küsschen auf die Wangen und noch mehr guten Wünschen fürs Leben. Natürlich auch auf ein baldiges Wiedersehen.
„Besucht mich , wenn ihr nach Barcelona kommt!“, selbstverständlich lädt jeder jeden ein. Das kennt man aus Urlauben, doch man sieht sich normalerweise nie wieder.
So glaube ich, wird es auch diesmal sein, aber ich irre mich. Wir werden alle, auch Monate nach dem Camino, noch intensiven Kontakt halten und uns sogar nach zwei Monaten wieder in Spanien treffen.
Tag 10 : Logroño nach Nájera
Paul ist schon früh aufgestanden und losgewandert. Antoinette, Christoph und ich sitzen in der kleinen Küche und frühstücken. Fast alles an
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