buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)
diesem Frühstück ist in Folie eingepackt. Richtiges Brot gibt es nicht, nur kleine Kuchen und Toastbrot. Gestern Abend habe ich mich kaum mit Antoinette unterhalten; so komme ich erst jetzt dazu. Sie hat den Camino schon in Paris begonnen und ist über einem Monat unterwegs. Vorher hat sie ihren Job geschmissen und findet das super.
Sie sitzt mir gegenüber , schlürft an ihrem Kaffee: „Das mach erst einmal nach! Das etablierte Leben aufgeben und dann, ohne Netz und doppelten Boden, ein neues Leben beginnen!“
Sie schaut mir dabei unablässig in die Augen; lächelt über das ganze Gesicht : „Hätte ich eher geahnt, wie befreiend das für mich ist, hätte ich es schon vor Jahren gemacht. Ich glaube, meine innere Zufriedenheit könnt ihr nicht im Geringsten nachempfinden.“
Kann ich vielleicht nicht, aber ich glaube , was sie da sagt, kommt von ganzem Herzen!
Sie lebt vom Ersparten , da sie sehr weitsichtig damit umgeht, dürfte es eine Weile reichen. Sie hat gelernt, dass sie viele Dinge aus ihrem Alltag nicht mehr braucht: Auto, Fernsehen, teure Klamotten, bessere Hotels, all das hat sie hinter sich gelassen. Respekt!
N ach zehn Tagen auf dem Camino kann ich mich ihrer Einstellung annähern. Zwar mag ich nicht in Herbergen übernachten, aber ein einfaches Hotel tut es jetzt auch. Wo ich mir sonst lange im Internet die Hotelbewertungen durchgelesen habe, schaue ich jetzt nur noch kurz, ob es zentral liegt, und buche. Die wichtigste Annehmlichkeit am Tag ist die Gesellschaft anderer Menschen.
Der Vermieter hat gesagt, wir sollen den Schlüssel in der Wohnung liegen lassen und die Tür hinter uns zuziehen. So verlassen wir gemeinsam die Wohnung.
Logroño ist groß, eine richtige Stadt, unübersichtlich und mit viel Verkehr. Da wir etwas abseits übernachtet haben, finden wir nicht sofort auf den Camino zurück, bis uns ein älterer Herr an die Hand nimmt. Das ist doch mal wieder nett! Er bringt uns auf den richtigen Weg, wonach Antoinette sich verabschiedet. Sie will noch für einen weiteren Tag Logroño erkunden. Alles Gute und „buen caminoooo!“
Christoph und ich verlassen die Stadt. Wir folgen dem Camino, bis dieser plötzlich vor einer Brücke endet. Vollsperrung, die Brücke wird restauriert, eine Umleitung ist nicht beschrieben. Etwas abgelegen ist eine zweite Brücke zu sehen, die jedoch baufällig und gesperrt ist. Den Versuch, sie dennoch zu überqueren, brechen wir ab. Zum einen, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich in meinem Alter mit meinem Rucksack über einen zweieinhalb bis drei Meter hohen Zaun klettern muss. Zum zweiten, weil eine junge Dame uns aus der Ferne eine ungefährliche Alternative in der entgegengesetzten Richtung zeigt. Zum dritten, weil ich gerade registriere, dass der Zaun unter Strom stet. Aua!
Die Grenzen der Stadt lassen wir hinter uns und bleiben nicht lange allein. Kurz nach Logroño im Parque la Grajera treffen wir auf Anna.
Sie sitzt auf einer Bank in der Sonne und tippt auf ihrem Blackberry herum. Nach kurzer Begrüßung erledigt sie weiter ihre Arbeit und schließt sich uns an.
Ich muss mich bei Christoph entschuldigen. Auf den nächsten Kilometern bis Navarete bin ich überwiegend in Unterhaltungen mit Anna vertieft. Auch für Anna war Logroño eine besondere Stadt. Sie ist mit dem Badekappen-Spanier und weiteren Camino-Freunden die halbe Nacht in den Straßen unterwegs gewesen, inklusive Pinchos und Wein. Den Abschluss des Abends gab es in einer Bar mit lauter Musik, in der sich ältere Herren beim Tanzen selbst im Spiegel bewunderten. Und der Badekappen-Spanier hat ihr besser gefallen, als zunächst gedacht. Logroño hat uns allen eine wirklich wunderbare Nacht geschenkt!
Je öfter man sich hier trifft, umso offener werden die Gespräche. So auch jetzt wieder. Was macht man sonst auch, wenn man tagelang stundenlang zu zweit nebeneinander her läuft? Man spricht über Gott und die Welt, sein Leben halt. Und da es eben die volle Bandbreite von Witzen, Erlebnissen am Abend, Beruf, bis hin zu intimen Details gibt, bleibt es interessant. Macht das etwa den Camino so besonders?
Der Camino zieht sich wieder über Feldwege durch trockene, abgeerntete Kornfelder. In einiger Entfernung erheben sich links und rechts bewaldete Hügel. An einer Stelle ist die vor uns liegende Strecke bestimmt auf 2 km einsehbar; ich erkenne 20 bis 25 Pilger. Dass es so viele sind, überrascht mich gerade.
Wir erreichen Navarrete. Anna hat mächtig Probleme mit Treppen und
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