buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)
bestimmt 8 bis 10 m aufgetürmt sind. Hier treffe ich auf Anna. Wir freuen uns ob des Wiedersehens.
Der Arzt in Pamplona hat sie als geheilt entlassen. Ihre Knie sind davon nicht überzeugt, lassen sich aber mit Salbe und Ibuprofen halbwegs ruhigstellen.
Anna ist in Begleitung eines Spaniers Ende 40 und einer Asiatin um die 30. Der Spanier hat sich ihr als Sherpa angeboten. Er schleppt neben seiner Ausrüstung noch einen guten Teil ihres Gepäcks. Seine Glatze hat er mit tüchtig Sonnencreme eingeschmiert, das sieht von Weitem nach Badekappe aus.
Anna hatte Glück am Weinbrunnen. Sie hat einen halben Liter Rotwein abgezapft, der jetzt an ihrem Rucksack hängt. Der sicherlich auf 40°C angewärmte Wein schmeckt natürlich gruselig; es dauert keine Minute, bis mir das Getränk zu Kopf steigt. Sowas braucht man nicht beim Wandern. Evtl. freut sich ja der ausgedörrte Boden darüber. Ist ja nicht bezahlt, insofern darf man‘s auch wegkippen.
Wir lassen den Spanie r etwas hinter uns, er kann sich gut mit der Asiatin verständigen. Anna und ich unterhalten uns über die Erfahrungen der letzten Tage.
S ie kommt auf den Spanier zu sprechen, mit dem sie bereits seit zwei Tagen läuft. Der hat, wie soll man sagen, sich wohl in Anna verguckt. Er ist aber überhaupt nicht ihr Typ, so nett er auch sein mag und so viel Spaß sie zusammen auch hatten. Er will sogar seinen Aufenthalt in Logroño verlängern, um mit ihr einen Tag zusätzlich verbringen zu können, wobei er eigentlich zurück in das andalusische Granada müsste. Zunächst mal interessant, wundern werde ich mich später.
Bis nach Viana wandere ich heute nicht zu Fuß. Vielleicht hätte ich es noch geschafft, da aber Anna, der Badekappen-Spanier und die Asiatin den Rest mit dem Bus fahren wollen, schließe ich mich an. Auf unserem Weg durch Los Arcos treffe ich auf Daniel, der auf einem großen Platz vor einer Kirche in der Sonne sitzt. Wir verabreden uns für den nächsten Abend. Christoph sehe ich ja sowieso, weil er morgen in Logroño Gast in meiner Herberge sein wird. Beide übernachten hier in Los Arcos.
An der Bushaltestelle nutzt Anna die Zeit des Wartens, um mit ihrer Firma Kontakt zu halten.
Ich hock e mich in den Schatten, bis der Bus kommt. Wir steigen ein; drinnen sitzen doch tatsächlich die beiden Damen vom Frühstück. Sie sind nicht mit uns zugestiegen, und langsam begreife ich, dass sie heute kaum gelaufen sind. Den größten Teil der Etappe fahren sie mit dem Bus. Sie sind meiner Empfehlung vom Morgen gefolgt und haben, ohne Hilfe vom Ehemann, mit der überlassenen Telefonnummer im gleichen Hotel gebucht wie ich; und sie wissen, dass dieses Hotel gar nicht direkt in Viana ist, sondern ca. 8 km außerhalb. Das ist doof. Viana ist nämlich schön, wie ich bei der Ankunft bemerke. Wir erkunden zunächst diesen kleinen Ort und gehen zusammen eine Kleinigkeit essen.
Die beiden Frauen haben Namen, die so ähnlich klingen wie Hanni und Nanni . Sie sind Geschwister. Sie sind in Pamplona gestartet und bis hierher überwiegend Bus gefahren. Für den Camino haben sie sich 7 Wochen Zeit genommen! Das ist schon eine Menge Zeit für nicht mal 800 km. Nach einem Snack organisiere ich für uns ein Taxi, welches uns zu besagtem Hotel bringt.
Unser Hotel für heute liegt konsumfreundlich mitten in einer Art amerikanischer Shopping-Mall. Davor ein riesiger Parkplatz und eine Autobahn. Drumherum nix außer großen Geschäften. Sch...! Was soll das denn jetzt? Das Hotel an sich ist gut, aber unternehmen kann man hier nichts. Auf meinem Zimmer genehmige ich mir ein ausgedehntes Bad. Das hatte ich noch nicht, auf diese Weise kann man Zeit totschlagen. Im Anschluss Besichtigung der riesigen Shopping-Mall, die angesichts ihrer Leerstände schon unter der Rezession des Landes zu leiden scheint, dann geht’s zum Essen.
Prompt kommen auch Hanni und Nanni in das Restaurant; wir setzen uns gemeinsam an einen kleinen Tisch in dem riesigen, modernen Raum. Das Essen vom Buffet ist von Großküchenqualität, ich schmecke es mit gebührlicher Quantität an Wein ab.
Nanni hat vor einem Jahr einen veritablen Burn-out gehabt und versucht seitdem, wieder auf die Beine zu kommen. Beruflich macht oder machte sie irgendwas mit alternativer Heilkunst. Auf jeden Fall ist was Esoterisches dabei. Wie Nanni so losstiefelt, um sich vom Buffet etwas zu holen, staune ich nicht schlecht. Da zieht sie doch tatsächlich ein Pendel raus und bearbeitet damit das Buffet. Mir ist das peinlich,
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