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buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)

buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)

Titel: buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon K. Richardson
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Steigungen, aber sie kämpft sich weiter voran.
    Christoph haben wir für einen Moment aus den Augen verloren, finden ihn aber, nachdem wir noch eine brasilianische Bekannte von Anna ins „Schlepptau genommen" haben, vor der Kirche wieder. Suuuper, eine Brasilianerin! Laut Kerkeling schicken viele brasilianische Eltern ihre Töchter auf den Camino, um einen heiratsfähigen Mann zu finden. Das ist für uns, Daniel, Christoph und mich, natürlich einer der beliebteren Running Gags. Jeden Abend wird nachgefragt, wer denn jetzt endlich eine brasilianische Frau getroffen hat. Keiner bisher! Ich bin jetzt der Erste!
    Die Angetroffene sieht zudem recht passabel aus. Ich schätze sie auf Ende 20 und falle hinten rüber, als sie offenbart, dass sie 41 ist. Wow! Leider spricht sie kaum Englisch und Deutsch sowieso nicht. Okay, brasilianische Frau kennengelernt, Haken dran! Anna übernimmt die Konversation, sie spricht ja unter anderem auch Spanisch, was die brasilianische Frau ebenfalls kann.
    Wir essen zusammen in Navarrete und treffen dabei wieder auf den Hundebesitzer mit Bänderriss. Also schafft er seinen Weg wohl doch noch. Seine erste Frage nach der Begrüßung ist, ob wir die Herberge für fünf Euro die Nacht gefunden hätten. Er hätte jetzt eine für acht Euro und würde wechseln wollen. Wir müssen passen, wir bleiben ja auch nicht hier!
    B rasilianische Frau hat sich Hühnchen-Tapas bestellt. Die übergebliebenen Knochen steckt sie dem Hund des Hundebesitzers zu. Als Hundebesitzer entdeckt, dass Hund Hühnchen-Knochen frisst, gibt es einen unterhaltsamen Tumult. Hundebesitzer findet es überhaupt nicht gut, dass Hund Hühnchen-Knochen frisst. Die würden im Hals stecken bleiben, und Hund müsse unwiderruflich sterben. Es folgt ein Kampf um die Hühnchen-Knochen zwischen Hund und Hundebesitzer. Auf den Knien rutscht Hundebesitzer vor dem Hund rum und versucht, ihm mit den Fingern die Beute zu entreißen. Am Ende verliert Hund.
    B rasilianische Frau versucht sich zu entschuldigen, aber ihrer Meinung nach könne es überhaupt nicht schlimm sein, dass Hund Hühnchen-Knochen frisst. Man sieht förmlich große Fragezeichen über ihrem Kopf schweben.
    Nachdem die Situation sich beruhigt hat, der Hund vorm Tod gerettet, die Getränke getrunken und das Essen bezahlt ist, geht es weiter. Zunächst entlang der Hauptstraße mit verfallenen Wohn- und Industriegebäuden. Dann links ab über einen Feldweg. Keine Kornfelder mehr. Wir wandern jetzt zu viert durch schöne Weinberge in sanften Hügeln. In der Ferne ziehen dunkle Wolken auf; es sieht so aus, als würde es bald heftig regnen. Jetzt schmerzt auch noch mein linkes Knie. Mit dem Knie habe ich zu Hause immer mal Probleme gehabt, aber hier bisher noch nicht oder nur wenig, und wenn doch, half Ibuprofen. Ich habe gedacht, mit der täglichen Bewegung würde ich von größeren Problemen verschont bleiben, aber weit gefehlt! Daher entscheide ich mich, die heutige Etappe abzukürzen und mit Brasilianischer Frau und Anna bis Ventosa zu laufen, um von dort ein Taxi nach Nájera zu nehmen. Damit bin ich heute 20 km gewandert und schenke mir die restlichen 10 km. Christoph geht den Weg tapfer alleine weiter.
    Es ist so, dass es sich nicht gut anfühlt, wenn man abkürzt oder ein Taxi nimmt. Daniel hat mal erzählt, dass er, wie viele andere Pilger, über einen Acker den Weg abgekürzt habe. Das habe sich wirklich nicht gut angefühlt. Ein wenig so, als würde man irgendwen betrügen. Womöglich sich selbst. Mir ist das gerade egal. Ich bin jetzt Mädchen und will weder unter Schmerzen noch im Regen laufen.

    Auf unseren letzten Metern vor Ventosa setzt tatsächlich der Regen ein. Was aus der Ferne nach Unwetter aussah, entpuppt sich als kurzer Schauer von maximal 10 Minuten. Der Regen schafft es bei den hohen Temperaturen kaum bis zum Boden.
    In Ventosa finden wir eine kleine Dorf-Kneipe, in der sich überwiegend Einheimische aufhalten. Wir bestellen ein Taxi und vertreiben uns die Zeit mit Bilder-Upload zu Facebook oder sonstigen sozialen Netzwerken. Ein Ort mag noch so klein sein, aber eine Bar mit kostenlosem Internetzugang existiert fast überall. Als wir nach 20 Minuten Warten in das Taxi einsteigen, verhandelt Brasilianische Frau mit dem Taxifahrer über den Preis. Der will aber genau den Preis haben, der in seiner Preisliste steht. Da hilft auch kein Intervenieren, der Preis bleibt. Basta! Beleidigt sieht sie irgendwann ein, dass es keinen Zweck hat, zu verhandeln. Das

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