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Buerger, ohne Arbeit

Titel: Buerger, ohne Arbeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Engler
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Regeln der Ökonomie,
     als Sprechender den Tiefenstrukturen der Grammatik. Allem zugrunde liegend, muß es sich dennoch tieferen Gründen beugen. 361
    Unteilbar, ist es in der Einzahl nicht zu denken, denn was es jenseits aller besonderen Äußerungen auszeichnet, ist sein vitales
     Angewiesensein auf andere, seine lange währende Bedürftigkeit nach Zuwendung, Förderung, Ermutigung. Wenn sich aus dieser
     Unvollkommenheit, in der WIR den Menschen denken, überhaupt eine soziale Verpflichtung konstruieren läßt, dann die, anderen
     zu geben, was man selbst empfing oder zu empfangen doch berechtigt war: Geleitschutz auf dem Weg in die Gesellschaft. Ein
     Gemeinwesen, dessen Einrichtungen auf diesem Grundsatz, auf REZIPROKER SEINSSCHULD fußten, ermächtigte die Menschen, ihre
     Endlichkeit mit Würde zu zitieren. Lebend, arbeitend, sprechend stießen Menschen nach wie vor auf Grenzen des von ihnen Herstellbaren,
     zu Verantwortenden. In ihrer fundamentalen Abhängigkeit von ihresgleichen bestätigt, anerkannt, genössen sie alle Rechte des
     Bürgers, zuzüglich des Privilegs, sich diese Rechte nicht »verdienen« zu müssen.
    10. Auf den Nationalstaat projiziert, sind all diese Hoffnungen hinfällig. Die Weltgesellschaft ist hergestellt, aber das
     Politische verzeichnet einen Rückstand von mehreren Schlachten. Die Schaffung eines globalen Raums sozialer Freiheit ist eine
     Aufgabe, deren Lösung vor uns liegt. Bloße INTERNATIONALISIERUNG politischen Handelns vermag die Lücke nicht zu schließen;
     sie setzt die geträumte Souveränität der einzelnen Nationen voraus und beschränkt sich auf die effektivere Koordinierung des
     »zwischen« ihnen sich |311| abspielenden Weltverkehrs. Die ökonomisch weitgehend schon vollzogene Aushöhlung der nationalstaatlichen Souveränität kann
     erfolgversprechend nur durch einen bewußten politischen Souveränitätsverzicht beantwortet werden, durch die TRANSNATIONALISIERUNG
     des Politischen. 362 Das bedeutet und verlangt: Trennung von Nation und Staatlichkeit; Ablösung der staatspolitischen von der kulturellen Identität;
     die Nation wird, was sie ursprünglich war: zu einer rein kulturellen Kategorie. 363 Allein indem die Staaten einer bestimmten Region, zum Beispiel innerhalb Europas, den Prozeß wiederholen, der sie einst hervorrief,
     und die Souveränitätsrechte (samt ihres Machtkerns, des Gewalt- und Steuermonopols) einer höheren Instanz übertragen, können
     sie den Spieß umdrehen und die Wirtschaft zur Anerkennung der zurückgewonnenen politischen Handlungsfähigkeit zwingen. Verglichen
     mit dem Ausgangsprozeß, der Übertragung politischer Hoheitsrechte von der Bürgerschaft auf den einzelnen Staat, erscheint
     das zunächst als eine Überaufgabe, die kaum zu bewältigen ist.
    Alle jeweils in Betracht kommenden Bevölkerungen und Regierungen müssen sich von den langfristigen Vorteilen des offenkundigen
     Nachteils überzeugen, daß die eigene Nation nicht mehr die letzte Appellationsinstanz in politischen Angelegenheiten darstellt,
     daß »Fremde« und deren Repräsentanten über diese Angelegenheiten mitbestimmen. Den Lernprozeß abkürzen könnten, wie so oft,
     die Krise, der Krach, soziale Erschütterungen, die gerade deshalb über die Welt hereinbrechen, weil sie sich politisch gegen
     die neuen Herausforderungen NICHT versichert hat. Dann wird plötzlich jeder wissen, was er heute zumindest ahnen sollte: daß
     nur eine geeinte Menschheit überlebens- und fortschrittsfähig ist. Rechnen wir also mit dem, was zu befürchten ist, mit dem
     Schlimmsten.

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    |312| Staatsbürger. Kunde. Produzent
    § 40 Produktivität
    1. »Kein Fabrikant würde bei gesundem Verstande behaupten, daß das billigste Rohmaterial gleichzeitig die besten Waren liefert.
     Warum dann das viele Gerede über die ›Verbilligung der Arbeitskraft‹, über den Vorteil, den ein Sinken der Löhne bringen würde
     – wäre das nicht gleichbedeutend mit einem Herabdrücken der Kaufkraft und einem Sinken des inneren Marktes? Welchen Nutzen
     hat die Industrie, wenn sie so ungeschickt geleitet wird, daß sie nicht allen Beteiligten eine menschenwürdige Existenz zu
     schaffen vermag? Keine Frage ist so wichtig wie die Lohnfrage – die Mehrzahl der Bevölkerung lebt von Löhnen. Ihr Lebens-
     und Lohnstandard ist maßgebend für den Wohlstand des Landes.« 364 »Was wir meiner Meinung nach finden müssen, ist eine andere Methode, um die Segnungen des Reichtums zu verteilen,

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