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Buerger, ohne Arbeit

Titel: Buerger, ohne Arbeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Engler
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Ansammlung von Röhren, Gefäßen und
     Containern, die eine je begrenzte Zahl von Menschen in sich fassen und formieren. Er wird zur Funktion menschlicher Aktivitäten,
     dehnt und verdichtet sich im selben Takt wie diese. Als Netz aus Netzen, realen, virtuellen, in das die einzelnen sich, Knotenpunkten
     gleich, einschalten können oder müssen, vergesellschaftet er die Individuen gemäß jenen Flexibilitätsanforderungen, die der
     moderne Kapitalismus proklamiert.
    Zu den einprägsamsten visuellen Metaphern unserer Zeit zählt zweifellos das Bild des produktiven und zugleich menschenleeren
     Raums. Es zwang sich der öffentlichen Wahrnehmung |315| zu Beginn der 1970er Jahre auf, als die industrielle Fertigung in einigen Sektoren einen Automatisierungsgrad erreichte, der,
     in die nahe Zukunft verlängert, die
unmanned factory
und damit das »Ende der Arbeit« anzukündigen schien. Überstürzt wie alle der momentanen Euphorie geschuldeten Visionen, schoß
     auch diese über Zeit und Raum hinaus. Weder eroberte die vollautomatisierte Fabrik die Welt des Arbeiters noch ihr Pendant,
     das
unmanned office
, die Welt des Angestellten. Abgesehen von technisch-technologischen Grenzen standen der restlosen Herauslösung des Menschen
     aus Herstellungs- und Koordinationsprozessen soziale wie funktionale Bedenken entgegen. Der moderne gesellschaftliche Lebensprozeß
     umfaßt Leistungen, die sinnvollerweise nur von Menschen für Menschen erbracht werden können. Lehrer, Ärzte, Krankenschwestern,
     Altenpfleger durch Computerterminals oder künstliche Intelligenzen zu ersetzen ist ein abwegiger Gedanke, eine schwarze Utopie.
     Dienstleistungen, Vermittlungstätigkeiten mit überwiegendem Sachbezug bieten der Rationalisierung breitere Angriffsflächen.
    Ob wir langfristig etwas gewinnen, wenn wir unseren Bank- und Postverkehr, unsere Reisebuchungen und, demnächst, den Großteil
     unserer Einkäufe ohne »störende« Dazwischenkunft anderer abwickeln, steht dahin. Als erwiesen darf gelten, daß die Minimierung,
     namentlich der Ausschluß menschlicher »Rückkopplungsschleifen« aus technischen Systemen Wartezeiten, Fehlerquoten und Folgekosten
     nach oben schnellen läßt. Flugzeuge und Fluglinien, Züge und Fahrpläne, industrielle Herstellungsprozesse und Verwaltungsabläufe
     funktionieren am zuverlässigsten, wenn sich der technische Zirkel im kritischen Moment öffnet und Menschen konsultiert.
    5. Allerdings: Menschen in schwindender Zahl. Ungestüm wie die Prognose war, griff sie doch nicht nur daneben. Produktion
     bleibt an Arbeit fixiert, auch in der dritten technologischen Revolution, die herkömmlichen Maßverhältnisse gerieten jedoch
     gehörig in Bewegung. In wachsendem Umfang |316| mit vergegenständlichter Intelligenz und daher stets größerer Kraftpotenz begabt, erzeugt dasselbe Quantum lebendiger Arbeit
     bei gleicher Auslastung der Kapazitäten eine kontinuierlich anschwellende Warenmasse. Sinkt mit der Nachfrage die Auslastung,
     sinkt auch das Arbeitsvolumen, oftmals sogar stärker, weil Absatzstockungen, sofern sie sich über einen längeren Zeitraum
     hinweg bemerkbar machen, der Rationalisierung spitze Sporen geben. Stagniert der Umsatz, müssen die Gewinne primär aus anderen
     Quellen sprudeln. Floriert die Konjunktur, gebietet unternehmerische Klugheit, Neueinstellungen so lange hinauszuzögern, bis
     das vorhandene Arbeitskräftereservoir an die Grenze des Erträglichen gelangt. Die Aussicht auf Wachstum muß schon außerordentlich
     und in längere, voraussehbare Fristen eingebettet sein, um das Risiko einer Aufstockung des Personalbestands zu laufen. –
     Die kapitalistische Konkurrenzökonomie interpretiert die Logik des technischen Fortschritts als unbarmherzige Aufforderung
     zur Flucht nach vorn, in guten wie, speziell, in schlechten Zeiten. Weniger können, müssen in derselben Arbeitsspanne ebensoviel
     leisten wie noch vor kurzem mehrere, dieselbe Zahl an Köpfen muß dasselbe temporäre Intervall einträglicher verwerten als
     im vorangegangenen Zyklus. Kapital und Arbeit bilden noch immer ein Paar, aber der werktätige Teil dieser Beziehung ist in
     der jüngeren Vergangenheit zugleich abhängiger und schmächtiger geworden. Die industrielle Produktion steht im Begriff, denselben
     Prozeß einer säkularen Schrumpfung des Beschäftigungs- und Arbeitsvolumens zu durchlaufen, den der primäre Sektor, die Landwirtschaft,
     schon absolvierte. Um der Vollbeschäftigung Gelegenheit zur

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