Buerokrankheiten
200 000 Treffer. Ein unschönes Indiz für eine flächendeckende Epidemie.
Erscheinungsformen:
Es gibt Dinge, die will man nicht sehen! Somit wäre an dieser Stelle auch schon alles gesagt.
Verwandte Krankheiten:
Mülltrennungsdefekt, Toilette-Syndrom
Heilungsmöglichkeit:
Im Jahr 2006 machten die britischen Forscher Melissa Bateson, Daniel Nettle und Gilbert Roberts eine interessante Entdeckung: Sie fanden heraus, dass sich die Bereitschaft, einen freiwilligen Obolus in die Kaffeekasse zu entrichten, um das 2 , 76 -fache erhöht, wenn in der Nähe der Kasse fotokopierte Bilder von menschlichen Augenpartien angebracht wurden. Nach Ansicht des Forschertrios könnten diese Augenbilder auch auf Bürotoiletten eine gewisse »reinigende Wirkung« haben. Allerdings dürfte die Methode bei den gesunden Kollegen tendenziell eher auf Widerstand stoßen. Wer fühlt sich bei den produktivsten Sitzungen im gesamten Firmengebäude schon gerne beobachtet?
[Krankheitsverzeichnis]
Klopfweh
(lat. morbus applausus)
Beschreibung:
Durch rhythmisches Klopfen auf Pulte oder Tische hervorgerufene Schädigung der Fingerknöchel
Verbreitung:
Tritt bevorzugt nach Vorträgen und Präsentationen auf.
Ursachen:
Die Unsitte, am Ende eines Vortrags wild auf der Tischplatte herumzuhämmern, geht vermutlich auf einen Studentenbrauch aus dem 18 . Jahrhundert zurück. Damals wurden Neuankömmlinge mit »Austrommeln«, also dem Klopfen mit Stöcken auf den Boden, begrüßt. Später entwickelte sich hieraus eine Beifallsbezeugung für besonders gelungene Vorlesungen oder Referate.
Es ist somit höchstwahrscheinlich akademischen Schnöseln zu verdanken, dass sich diese Verhaltensweise im Laufe der folgenden Jahrhunderte auch in das Büro- und Berufsleben eingeschlichen hat – mit dem kleinen Unterschied, dass die Stöcke mittlerweile durch Knöchel und die Böden durch Tische ersetzt wurden.
Doch auch die Bedeutung der Geste hat sich im Laufe der Zeit grundlegend verändert. Während es früher darum ging, seine Begeisterung für das eben Gehörte zum Ausdruck zu bringen, dient das Gehämmere heute primär dazu, die während des Vortrags eingeschlummerten Kollegen auf das Ende des Referats hinzuweisen und sie »sanft« in die triste Büro-Realität zurückzuholen.
Selbstverständlich würde das Weckmanöver genauso gut mit gewöhnlichem Händeklatschen funktionieren. Allerdings hätte man dann keine Hand mehr frei, um parallel dazu am Smartphone herumzufummeln oder ein letztes Mal beherzt in die Kekspackung zu greifen.
Symptome:
Variieren je nach Klopfintensität und Untergrundbeschaffenheit; von leicht angeschwollenen Knöcheln bis hin zu gebrochenen Fingern ist nahezu alles möglich.
Verwandte Krankheiten:
Sick-Off-Meeting
Behandlungsmöglichkeit:
Pfeifen
[Krankheitsverzeichnis]
Kollegenamnesie
(engl. Who-the-f*ck-is-that-disease)
Beschreibung:
Unfähigkeit, Kollegen außerhalb der Arbeitszeit bzw. des Firmengeländes wiederzuerkennen
Symptome:
An dieser Bürokrankheit leidende Menschen scheinen ihr firmeninternes Gesichtsgedächtnis beim Verlassen des Unternehmensgebäudes regelmäßig am Empfang abzugeben.
Zumindest entsteht dieser Eindruck, wenn sie Kollegen, mit denen sie tagein, tagaus dasselbe Stockwerk (wenn nicht sogar dasselbe Büro) teilen, bei zufälligen Begegnungen nach Feierabend konsequent ignorieren. Wort- und grußlos ziehen sie an ihnen vorüber und würdigen sie dabei keines Blickes. Doch nicht immer ist diese Verhaltensweise böse gemeint. Hier gilt es, die jeweiligen Gründe zu unterscheiden, die zum Auftreten der heimtückischen Krankheit führen können.
Ursachen:
1 .) Kleider machen Leute: Normalerweise bekommen sie den Leiter der Buchhaltung nur mit Anzug, Krawatte und Schrägscheitel zu Gesicht. Das Vorstellungsvermögen der Erkrankten reicht oftmals nicht aus, um eine direkte Verbindung zwischen dem Vorgesetzten und dem dickbäuchigen Gnom mit zerzausten Haaren, der ihnen im Freibad gerade halb nackt gegenübersteht, herzustellen.
2 .) Dicke Hose: Manche an der Kollegenamnesie leidende Individuen gaukeln ihren Angehörigen vor, sie wären in der Firma die wichtigste Person neben dem Vorstandsvorsitzenden – obwohl sie in Wahrheit nur darauf achten, dass die Mitarbeiter nach dem Mittagessen das Besteck ordentlich auf das Spülmaschinen-Laufband legen. Damit ihr mühsam errichtetes Lügengebäude nicht ins Wanken gerät, gehen sie beim Einkaufen mit der Göttergattin (oder dem Göttergatten)
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