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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymund Krauleidis
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stets auf Nummer sicher und grüßen daher nicht. Werden sie dabei trotzdem von einem Kollegen angesprochen, streiten sie alles ab und sprechen von einer »infamen Verleumdung«.
    3 .) Selbstschutz: Wechseln die Infizierten beim Anblick von Kollegen panisch die Straßenseite, liegt eine willentlich gesteuerte partielle Blindheit durch Ignorieren vor. Diese tritt insbesondere dann auf, wenn es sich beim betreffenden Kollegen um den direkten Vorgesetzten des Erkrankten handelt, der auch gerne mal samstags auf dem Wochenmarkt oder nach Feierabend an der Tankstelle dringliche To-Dos an seine Untergebenen verteilt.
    4 .) Gentle(wo)men’s Agreement: »Shit – was macht denn die Mayer aus dem Marketing hier im Sauna-Club?«
    Verwandte Krankheiten:
    Dumenz, Grußstörung
    Behandlungsmöglichkeit:
    Man muss nicht immer alles gleich heilen. Manche Bürokrankheiten haben durchaus ihren Sinn …
    [Krankheitsverzeichnis]
    Korinthenkackerei
    (lat. cacitis rosinarum)
    Beschreibung:
    Notorische Unfähigkeit, zwischen wesentlichen Dingen und unbedeutendem Kleinkram unterscheiden zu können
    Verbreitung:
    Tritt vorwiegend in zahlenlastigen Bereichen wie der Buchhaltung, dem Controlling oder der internen Revision auf.
    Symptome:
    Korinthenkacker sind äußerst gewissenhafte Wesen – denken zumindest sie. In einer Akribie, die in der Natur noch ihresgleichen sucht, vergleichen sie kilometerlange Ziffernkolonnen mit anderen Zahlenreihen, um sich am Ende dieser tagesfüllenden Sisyphusarbeit an einer Abweichung im µ-Bereich aufzuhängen.
    Dann machen sie unternehmensweit die Pferde scheu: Sämtliche für die Zahlen verantwortlichen Kollegen geraten unter Generalverdacht, stümperhaft zu arbeiten, und müssen sich in kurzfristig anberaumten stundenlangen Krisensitzungen dazu äußern, weshalb sie auf einen Wert von 3 865 274 , 12 Euro kommen – wo doch die Erkrankten in ihren eigenen Berechnungen unumstößliche 3 865 274 , 09 Euro ermittelt haben. Dass sie durch die sinnfreie Bindung wertvoller Ressourcen damit weitaus mehr Schaden als Nutzen anrichten, ist ihnen egal. Schließlich erledigen sie ja nur gewissenhaft ihren Job.

    Umgang mit den Erkrankten:
    Verzichten Sie im Beisein eines Korinthenkackers auf Begrifflichkeiten wie »circa«, »annährend«, »grob überschlagen« oder »Pi mal Daumen«. Er wird sie nicht verstehen.
    Verwandte Krankheiten:
    Buchhalternase, Planungswahn, Problemie
    Behandlungsmöglichkeit:
    Selbst wenn es schrecklich wehtut: Einfach mal alle fünf gerade sein lassen.
    [Krankheitsverzeichnis]
    Kryptologie
    (lat. mandatose confusis, dt. Anforderungsinsuffizienz)
    Beschreibung:
    Unfähigkeit vieler Auftraggeber, ihre Anforderungen klar und verständlich zu formulieren
    Verbreitung:
    Tritt vergleichsweise häufig bei leitenden Angestellten oder Managern auf.
    Symptome:
    Für den erkrankten Auftraggeber ist klar, was er will: ein Schaubild, das die Entwicklung von Umsatz und verkaufter Menge (unterteilt nach den wichtigsten Produktgruppen) für das laufende Jahr darstellen soll. Dumm nur, dass der Auftragnehmer wieder einmal unfähig war, seine präzise Beschreibung »Machen Sie mir doch eben mal so ein Dings mit Linien!« in die Tat umzusetzen, und stattdessen etwas völlig anderes liefert.
    Typisch für dieses Krankheitsbild ist, dass die Betroffenen davon ausgehen, dass Kollegen und Mitarbeiter ihre Gedanken lesen können. Somit halten sie es grundsätzlich auch nicht für nötig, auf Rück- oder Verständnisfragen zu reagieren. Tun sie es ausnahmsweise doch, tragen kryptische Antworten wie »In blau!« oder »So ähnlich, wie es ein anderer Kollege irgendwann schon einmal gemacht hat« allerdings nur sehr begrenzt für die Beseitigung der massig vorhandenen Unklarheiten bei.
    Besonders kritisch wird dieses Büroleiden, wenn die Erkrankten ihre »Anforderungen« handschriftlich bei ihren jeweiligen Auftragnehmern platzieren. Dann kommen bei Letzteren zu den ohnehin schon vorhandenen inhaltlichen Verständnisschwierigkeiten meist noch unlösbare Probleme grafologischer Art hinzu. Experten sprechen hierbei vom »Hieroglyphischen Eid«, den BWL -Studenten bei der Diplomvergabe ablegen.

    Folgeerscheinungen:
    Oft reden sich die Betroffenen aufgrund ihrer Erkrankung ein, dass sie im Unternehmen ausschließlich von Idioten umgeben wären. Sich selbst nehmen sie von diesem pauschalen Vorurteil natürlich aus.
    Verwandte Krankheiten:
    Chartwahn, Hek-Tick
    Behandlungsmöglichkeit:
    Schwierig, da die Erkrankten

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