Buerokrankheiten
nicht in der Lage sind, ihre Probleme verständlich zu schildern
[Krankheitsverzeichnis]
Kühlschrankdemenz
(gr. amnesia frosta)
Beschreibung:
Verdrängen der Tatsache, dass man vor Jahren doch mal etwas in den Kühlschrank der Kaffeeküche gepackt und nie wieder entnommen hat
Mögliche Folgeschäden:
Aus einem Zeitungsartikel vom 07 . Juli 2012 :
MYSTERIÖSE GIFTDOSE SORGT FÜR CHAOS
57 -jährige Gebäudemanagerin schwer verletzt
Einen ungewöhnlichen Einsatz hatten die örtlichen Rettungskräfte am gestrigen Montag zu bestreiten. In einem Firmengebäude im Industriegebiet Süd wurde die 57 -jährige Brigitte W., Leiterin des Facility Managements, bewusstlos in einer Kaffeeküche aufgefunden. Ein Mitarbeiter aus dem Marketing, der sich gerade einen Tee aufbrühen wollte, entdeckte W. regungslos auf dem Boden liegend und alarmierte umgehend die Polizei.
Wie sich wenig später herausstellte, war die Gebäudemanagerin gerade dabei, eine unangekündigte Kühlschrankkontrolle in der völlig verwahrlosten Kaffeeküche durchzuführen, als ihr beim Öffnen einer Plastikdose hochgiftige Verwesungsdämpfe entgegentraten. Kurz darauf verlor sie das Bewusstsein.
Der eilig herbeigerufene Kampfmittelräumdienst nahm sich des Kühlschranks an und förderte neben einer offenen Butter mit Haltbarkeitsdatum 12 / 1999 auch einen originalverpackten Schokoriegel mit Waffelfüllung zutage, dem ein Sammelbild für die Fußball- WM 1982 beigelegt war. Ein auf biochemische Waffen spezialisierter Toxikologe teilte indes mit, dass sich der Inhalt der besagten Plastikdose wohl nicht mehr rekonstruieren lasse. »So etwas habe ich noch nie gesehen!«, äußerte er sich sichtlich mitgenommen gegenüber Pressevertretern.
Brigitte W. selbst befindet sich bereits auf dem Weg der Besserung. Wie ein Sprecher des Städtischen Krankenhauses mitteilte, sei sie zwischenzeitlich wieder bei vollem Bewusstsein. Allerdings leide Frau W. derzeit noch unter traumatischen Halluzinationen. »Sie behauptet nach wie vor steif und fest, dass ihr eine Scheibe Gesichtsmortadella zugezwinkert hätte«, so der Sprecher weiter.
Die Polizei fahndet unterdessen mit Hochdruck nach dem Eigentümer der Killerdose, gegen den wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt wird. Es handelt sich hierbei um ein cremefarbenes Behältnis der Marke »Wupper«. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.
Abschwächende Faktoren:
Die Eintrittswahrscheinlichkeit der Krankheit reduziert sich enorm, wenn es sich bei den dem Kühlschrank zugeführten Lebensmitteln um alkoholische Getränke handelt (siehe auch Feierzwang ).
Verwandte Krankheiten:
Messie-Syndrom, Mülltrennungsdefekt
Behandlungsmöglichkeit:
Ernennung von Kühlschrankbeauftragten, Namenspflicht auf Plastikdosen
[Krankheitsverzeichnis]
Kundenkontaktallergie
(lat. allergia mandati, engl. customer rip-off management)
Beschreibung:
Panik vor direkter Interaktion mit Kunden
Verbreitung:
Neben der Angst vor Spinnen, Kakerlaken und Wanzen eine der verbreitetsten Phobien in deutschen Büros. Tritt überdurchschnittlich oft in Callcentern und dem Vertrieb auf.
Symptome:
Kunden sind für die an dieser Bürokrankheit Leidenden das personifizierte Böse. Statt glücklich und zufrieden mit den jeweiligen Produkten oder Dienstleistungen zu sein, motzen sie herum, weil etwas nicht funktioniert, das Falsche geliefert oder angeblich zu viel abgerechnet wurde. Am Telefon ist der gemeine Kunde fordernd, besserwisserisch und legt nach Meinung des Erkrankten permanent einen unangemessenen Tonfall an den Tag, selbst wenn dieser nur freundlich »Hallo« sagt. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Die Zeit, die der Betroffene mit Kundenanliegen vergeudet, fehlt ihm bei der eigentlichen Arbeit – zum Beispiel dem Entwickeln neuer Krankheitsbilder. Um diesem Dilemma zu entkommen, haben Kundenkontaktallergiker eine äußerst raffinierte Strategie entwickelt: Sie behandeln den Klienten einfach derart miserabel, dass er die Kundenbeziehung von sich aus beendet und kündigt. Ihrer Meinung nach ist das völlig legitim – schließlich hat er ja damit angefangen. Werden die Erkrankten in ihrer Rolle als Kunden anderer Unternehmen vergleichbar behandelt, sprechen sie von einem »Skandal« und drohen damit, die BILD -Zeitung zu informieren. In Deutschland haben sich Kundenkontaktallergiker zu sogenannten »Verbraucherschmutzzentralen« zusammengetan. Diese setzen sich auf Länderebene für die Rechte ihrer Mitglieder sowie
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