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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymund Krauleidis
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kommen.
    [Krankheitsverzeichnis]
    Lohnmacht
    (lat. impotentia monetae)
    Beschreibung:
    Monatlich wiederkehrendes Gefühl der Hilflosigkeit beim Betrachten der Gehaltsabrechnung
    Verbreitung:
    Laut einer Umfrage des Nachrichtenmagazins »Stern« aus dem Jahr 2012 bekennen sich 46 % aller deutschen Arbeitnehmer offen zu dieser Krankheit. Weitere 52 % waren zum Zeitpunkt der Befragung allerdings gerade damit beschäftigt, ihre Lohnzettel wutschnaubend durch den Schredder zu jagen, und somit leider nicht zu erreichen.
    Symptome:
    Verbitterung, Frustration und die Frage »Was mach ich hier eigentlich?«. Oft fasst der Betroffene unmittelbar darauf den festen Entschluss, noch am selben Tag seine Kündigung einzureichen. Dieses Vorhaben gerät jedoch nur wenige Stunden später aufgrund der angespannten Termin- und Projektsituation in Vergessenheit – zumindest so lange, bis die nächste Gehaltsabrechnung auf den überfüllten Schreibtisch des chronisch unterbezahlten Erkrankten flattert.

    Verschlimmernde Faktoren:
    Lohnsteuer, Solidaritätszuschlag, Kirchensteuer, Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung
    Verwandte Krankheiten:
    Panama-Syndrom, Paretontose
    Behandlungsmöglichkeit:
    Positiv denken! Beispielsweise subventionieren Sie mit Ihren Steuern immens wichtige Projekte wie die Züchtung farbiger Biomöhren oder den Bau halber Brücken.
    [Krankheitsverzeichnis]
    Lorbeerismus
    (lat. honoritis bosweliae)
    Beschreibung:
    Innerer Drang zur regelmäßigen Verwendung falscher Possessivpronomen
    Verbreitung:
    Tritt vorwiegend in Positionen mit Personalverantwortung auf.
    Symptome:
    Der Erkrankte bezeichnet sich selbst gerne als »Teamplayer«. Da er aber nun mal der Kapitän des Teams ist, ist es seiner Meinung nach auch sein gutes Recht, die Lorbeeren für die geleistete Arbeit persönlich einzuheimsen und die Namen seiner Mitarbeiter auf der jeweiligen Ergebnispräsentation mit seinem eigenen zu überschreiben – selbst wenn er mit deren Erstellung in etwa so viel zu tun gehabt hat wie eine Amöbe mit der Erfindung der doppelten Buchführung.
    Er redet in Vorstands- und Bereichsleitermeetings fortwährend von seiner Arbeit, seinen Erfolgen, seinen Ideen und lässt sich dafür vom Oberboss sowie dem Rest der versammelten Unternehmenselite gebührend feiern. Anschließend nimmt er neue Arbeitspakete aus den Terminen mit und verteilt sie gerecht unter seinen Mitarbeitern.
    Während sich die Drohnen umgehend an die schweiß- und überstundentreibende Arbeit machen, zieht sich der Erkrankte in sein Büro zurück, trinkt Kaffee und träumt mit verklärtem Blick von seiner Beförderung.
    Verwandte Krankheiten:
    Beförderungslethargie, Wirus-Infekt
    Behandlungsmöglichkeit:
    Schlechte Arbeitsergebnisse oder unangenehme Nachrichten erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass der Name des Verfassers auf der Präsentation nicht überschrieben und das Werk somit (selbst auf höherer Ebene) dem richtigen Mitarbeiter zugeordnet wird.

[Krankheitsverzeichnis]
    Mal- und Kritzelseuche
    (gr. graffitiasis, engl. doodle disease)
    Beschreibung:
    Enorme Papier- und Bleistiftverschwendung durch (teilweise unbewusste) Erschaffung zeitgenössischer Bürokunst
    Verbreitung:
    Tritt vielfach während Telefonaten, Besprechungen oder Konferenzen auf.
    Erscheinungsformen:
    Leichte Form:

    Mittlere Form:

    Schwere Form:

    Psychologische Betrachtung:
    Der Londoner Psychologe Jack Goodman hat sich schon vor vielen Jahren intensiv mit dieser Bürokrankheit auseinandergesetzt – und kam dabei zu überraschenden Erkenntnissen: Während ineinander verschachtelte Kästchen den Wunsch nach Zuneigung verraten, signalisieren die Schöpfer von Kringeln und Spiralen unterdrückte Pläne oder eine verhaltene Leidenschaft.
    Freundliche und humorvolle Kollegen bringen laut Goodman gerne Gesichter oder Tiere zu Papier, logisch denkende Menschen Häuser.
    Große Vorsicht ist indes bei Sägezähnen und Blumen geboten! Erstere lassen auf von Minderwertigkeitskomplexen geplagte, angriffslustige Zeitgenossen schließen. Die Zeichnerinnen von floralen Meisterwerken sehnen sich hingegen – sehr arbeitgeberunfreundlich – nach einem Kind.
    Zur tiefenpsychologischen Bedeutung der schweren Form der Mal- und Kritzelseuche äußerte sich Goodman in seiner Studie glücklicherweise nicht.
    Verwandte Krankheiten:
    Fliptomanie, Klebtomanie
    Behandlungsmöglichkeit:
    Zaubertinte
    [Krankheitsverzeichnis]
    Messie-Syndrom
    (lat. camera messina,

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