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 Bufo & Spallanzani

Bufo & Spallanzani

Titel: Bufo & Spallanzani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rubem Fonseca
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saß, sagte: »An Ihrer Stelle würde ich unsere Eier probieren. Unsere Hühner laufen frei herum, sind den ganzen Tag draußen, fressen Regenwürmer, kleines Getier, Ameisen, den ganzen Tag scharren sie mit ihren Beinchen, ohne Unterlaß. Die haben kein bißchen Fett, nicht so wie diese trantriefenden Hühner in der Stadt. Das werden Sie selbst merken, wenn Sie das Huhn in Blutsoße essen, das es heute zu Mittag gibt. Die Eier … ach was, ich sage gar nichts mehr. Lucimar, bring dem Herrn zwei Spiegeleier.«
    Von Huhn in Blutsoße zu hören, steigerte meine gute Laune noch mehr. Es gibt nichts Schöneres, als beim Essen ans Essen zu denken. Trindade fragte höflich, ob er sich zu mir an den Tisch setzen dürfe. Er wollte dabeisein, wenn ich die Eier genoß.
    »Alles, was Sie bei uns essen, wird hier auf der Fazenda erzeugt, bis auf das Salz und das Olivenöl«, sagte Trindade stolz. Die Spiegeleier kamen. Das Eigelb war rubinrot und von spärlichem Eiweiß umgeben; nur ein schmaler weißer Ring ohne das schleimige Aussehen der Spiegeleier, wie ich sie kannte. Das Eigelb war schnittfest, seine Konsistenz kompakt und fest und sein Geschmack lasziv und erquickend. Ich bestellte noch zwei Eier.
    »Was habe ich gesagt?« Trindade lächelte zufrieden. »Das gelbe Eigelb von Hühnerfarmeiern hat, verglichen mit unserem, weder Geschmack noch Nährwert. Außerdem sind die voller Hormone. Ich habe das Gefühl«, er senkte die Stimme, »daß es jetzt soviel mehr Homosexualität und andere sexuelle Abartigkeiten gibt, das kommt daher und auch von all dem Mist, den sie den Rindern geben. Glauben Sie nicht auch?«
    Ich konnte noch so glücklich sein und mich an diesen Köstlichkeiten ergötzen, aber Ignoranz brachte mich immer aus der Fassung.
    »Homosexualität ist keine Abartigkeit«, sagte ich. »Homosexuelle sind genauso normale Menschen wie Sie.«
    »Wie ich? Nein!«
    »Dann eben wie ich.«
    Trindade schwieg und wußte nicht, was er sagen sollte. Mit einem Stück Brot wischte ich den Rest Eigelb zusammen, so daß der Teller sauber glänzte.
    »Ich hatte eigentlich vorgehabt, Ihnen den Gemüsegarten zu zeigen«, sagte er, als hätte er von dem Plan Abstand genommen.
    »Ich lege größten Wert darauf, Ihren Gemüsegarten zu sehen«, sagte ich.
    Noch nie in meinem Leben hatte ich einen Gemüsegarten gesehen. Welch wunderschöner Anblick: Blattkohl, Salatköpfe, Rotkohl, Blumenkohl, Mangold, Senfpflanzen, Broccoli, die wie ein bunter Märchenteppich aus dem Boden sprossen. Ein Rotkohl ist schöner als eine Rose, lüsterner und wollüstiger (kraftvoller, triebhafter). Einen Gemüsegarten zu betrachten ist besser als dazusitzen und zu schreiben. Das Schreiben wurde übrigens allmählich zu einem Tripalium (vgl. Lateinisches Wörterbuch), zu einer Qual (auf einmal bildete ich mir ein, am Virginia-Woolf-Syndrom zu leiden, und zitterte vor Angst); das Verflixte dabei war, daß für einen Schriftsteller wie mich, der Geld brauchte, um sein Frauenlaster zu finanzieren, jedes verdammte Wort, jedes einzelne oh unter hunderttausend Vokabeln, bares Geld wert war. Schreiben heißt Wörter streichen, hat ein Schriftsteller gesagt, der vermutlich keine Geliebten besaß. Schreiben heißt Wörter zählen, je mehr, um so besser, hat ein anderer gesagt, der wie ich alle zwei Jahre einen Bufo & Spallanzani schreiben mußte. Doch statt zu arbeiten starrte ich verzückt auf einen Rotkohl.
    »Können Sie kochen?« fragte Trindade mit einer gewissen Hintergründigkeit.
    Erst wollte ich antworten: Ich kann kochen, sticken, häkeln, nähen, stillen, Ballett tanzen, aber wozu auf anderer Leute Vorurteile Zeit verschwenden?
    »Ich kann nur essen.« Diese Antwort schien Trindade zu beruhigen. Er fragte, ob ich auch den Obstgarten sehen wolle. Das üppige Grün des Blattkohls und Mangolds hatte in mir das Verlangen nach Romas Anblick geweckt, vielleicht war sie schon zum Frühstück im Salon erschienen. Ich fand eine Ausrede und ging zum Haupthaus zurück.
    Roma saß im Salon und frühstückte, ohne Vaslav. Sie trug wieder etwas Neues, ein raschelndes Leinengewand voller Rüschen und Falten, das sie umhüllte, als wäre sie eine Frau von einem anderen Stern.
    Ich sinnierte: Die Lex Opiana war gegen sie verkündet worden, Cato dachte an eine Frau wie sie, als er im römischen Senat die weibliche Extravaganz kritisierte. Sie hatte bestimmt ein leuchtendrotes, mit Purpurfarben gefärbtes Kleid in ihrem kostbaren Lederkoffer.
    »Darf ich mich setzen?« fragte

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