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Bugatti taucht auf

Bugatti taucht auf

Titel: Bugatti taucht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Loher
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vielleicht gar nicht mit der Familie sprechen. Umberto kam sofort an die Tür.
    »Jordi«, sagte er, »komm rein.«
    Sie gingen ins Wohnzimmer, es schien alles so wie immer. Es war alles anders.
    »Monica ist oben, sie hat sich hingelegt.«
    Jordi sagte, dass er Umberto nicht lästigfallen wolle. Nein, er sagte, »ich hoffe, ich komme nicht ungelegen«. Er bereute seinen Ausdruck sofort. Er hielt seine Mütze in der Hand und wusste nicht, wohin damit. Seine Schuhe waren schmutzig.
    Umberto machte eine Handbewegung, Jordi sah seinem Gesicht die Anstrengung an.
    »Du weißt, was passiert ist«, sagte Umberto einfach.
    »Ja, natürlich.« Was Jordi sich zurechtgelegt hatte, schien unpassend. Es gab nur unpassende und ungelenke Wörter.
    ›Ich weiß nicht, wie du dich fühlst‹, hatte er sagen wollen. ›Aber ich bin dein Freund‹, hatte er sagen wollen, ›und deswegen bin ich zurückgekommen. Deswegen bin ich hier.‹
    Er sagte nichts, es wäre eine Lüge, sie waren keine Freunde, sie kannten sich irgendwie, sie hatten als Kinder miteinander gespielt, gingen als Erwachsene zusammen segeln und manchmal tauchen, und sie hatten sich immer gemocht; sie konnten Spaß miteinander haben, das war alles. Es war nicht Umbertos wegen, dass Jordi zurückgekommen war, er war um seiner selbst willen zurückgekommen. Er, Jordi, wollte irgendetwas Wichtiges tun, für Umberto und seine Familie, etwas, das kein anderer für ihn tun würde oder tun konnte, und auf einmal kam er sich vor wie ein aufgeblasener kleiner Idiot.
    Sie schwiegen beide, verlegen.
    Und plötzlich brach Umberto in Tränen aus, er versuchte, sich zu beherrschen, aber er weinte, unhaltbar, untröstbar, fassungslos. Jordi streckte die Hand aus und berührte Umbertos Oberarm, und Umberto griff nach Jordis Arm und hielt sich daran fest, mit der anderen Hand bemühte er sich, sein Gesicht zu bedecken und die Tränen abzuwischen. Sie standen so eine Weile, die ausgestreckten Arme ineinander verschränkt, eine Minute, drei, sieben, sie wussten es nicht, es war schrecklich unbequem, und weil es so unbequem war, wollte keiner als Erster aufgeben und sich bewegen. Dann machte Umberto sich los:
    »Setz dich doch, setz dich bitte.«
    Jordi setzte sich auf das Sofa und Umberto ließ sich in einen Sessel fallen. Gleich stand er wieder auf, ging in die Küche und kam mit ein paar Bier und einer Flasche Whisky zurück.
    »Nur ein oder zwei Bier, dann einen Whisky, ich kann sonst nicht schlafen.«
    Jordi nickte.
    »Du weißt, dass ich nicht trinke.«
    »Du musst dich nicht entschuldigen.«
    »Das wird wieder aufhören, das hört wieder auf.«
    »Bestimmt.«
    Wieder schwiegen sie.
    »Was ist mit Monica.«
    »Nein, sie … Sie isst ja kaum. Sie nimmt auch keine Medikamente. Nichts. Sie isst ja kaum.«
    Umberto stand noch mal auf, holte Gläser und schenkte ihnen Bier ein, und die nächsten Minuten tranken sie, ohne etwas zu sagen.
    Es schoss Jordi durch den Kopf, dass er Umberto von seinem Plan erzählen könnte, das alte Auto aus dem See zu bergen. Eine Erinnerung an Luca zu schaffen. Ich will mich dafür rechtfertigen, dass ich hier bin, dass ich hier sitze, dachte er. Und das elende Gefühl von vorhin kam zurück.
    »Inter spielt heute gegen Livorno«, sagte Jordi.
    »Ach ja. Das ist gut«, Umberto sprang sofort auf und ging zum Fernseher, nahm die Fernbedienung und schaltete auf den Sportkanal.
    Sie hatten den Anfang der ersten Halbzeit verpasst. Es stand 1:0. In der Pause machten sie den Whisky auf, und als das Match zu Ende war und Inter Mailand 2 : 0 gewonnen hatte, sahen sie sich das Spiel Parma gegen AC Milan an.

8
    Wo Rita Baldi wohnte, wusste Jordi nicht, aber er wusste, wo die alte Taucherin regelmässig ihre Abende verbrachte. Also setzte Jordi sich in den
Gläsernen Fisch
, bestellte einen offenen Roten und wartete. Der Gang, der links vom Tresen nach hinten zu den Toiletten führte, war plakatiert mit Konzertankündigungen und lokalen Veranstaltungshinweisen. Ein Aufruf der Initiative »Stoppt Rassismus« hing neben einem Plakat der rechtslastigen »Volksdemokratischen Wählerschaft«, die zu einem Frühlingslauf durchs Maggiatal einlud.
    Es dauerte drei Abende, bis Rita Baldi in der Tür erschien und sich dann an einen kleinen Ecktisch zu zwei Männern setzte, die sie nur beiläufig begrüßten, sie mussten sich also häufig sehen. Jordi ließ sich und Rita Zeit, bis das bestellte Bier kam, und sie einen guten Zug getrunken hatte.
    Rita Baldi hörte sich ruhig an,

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