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Bugatti taucht auf

Bugatti taucht auf

Titel: Bugatti taucht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Loher
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größere Anspannung versetzte, je weniger ihm das Formen der Laute gelingen wollte. Und im Bemühen, die Sprechwerkzeuge seinem immer noch schnellen, tadellosen und ungeduldig vorauseilenden Denken zu unterwerfen, trat ein Ausdruck von Panik in seine Augen und Schweißtropfen auf seine Stirn. Also musste man als Gesprächspartner von Zippo nicht nur ihn verstehen können, was kompliziert genug war, man musste ihn gleichzeitig beruhigen und versuchen, das Miteinanderreden so geruhsam und beiläufig wie möglich anzugehen. Keinesfalls aber durfte der Eindruck entstehen, als würde man Zippos Beschwerden dadurch weniger ernst nehmen oder gar ignorieren, weil diese Nichtachtung und Herabwürdigung der Einschränkungen, mit denen er zu kämpfen hatte, seinerseits sofort einen neuerlichen Blutdruckanstieg und Schweißausbruch zur Folge gehabt hätte und damit die Verschlimmerung aller Symptome.
    Jordi hatte wenig Lust, sich mit Leoni Zippo zu treffen, er wurde mutlos angesichts der voraussehbaren Mühseligkeit der Unterhaltung. Aber er hatte keine Wahl; wenn er herausfinden wollte, ob das Wrack, das im See unter dem Schlamm verborgen lag, wirklich ein Bugatti sein konnte, musste er sich an Zippo wenden, der, wie es schien, der einzige noch lebende Augenzeuge war oder jedenfalls der einzige noch lebende Augenzeuge, den er aufzufinden imstande wäre.
    Leoni Zippo hatte das Bauunternehmen, das er von seinem Vater und der von seinem Vater übernommen hatte, vor rund fünfzehn Jahren, als er sich dem regulären Rentenalter näherte, seinerseits an seinen Sohn übergeben. Was danach genau passierte, darüber kursierten nur Gerüchte, jedenfalls ging die Firma des Sohnes einige Jahre später in Konkurs. Die Gläubiger teilten untereinander auf, was an Gebäuden, Geräten und Mobiliar übrig war, und der Sohn war seither verschwunden. Leoni Zippo, der den Niedergang des Familienbesitzes mit ansehen musste, ohne ihn aufhalten zu können, lebte seit dem Tod seiner Frau allein in einem bescheidenen Holzhaus auf mittlerer Höhe des Monte Bré, zu dem es weder eine Bus- noch eine Seilbahnverbindung gab, denn das Haus lag am Ende einer abgelegenen Stichstraße, und es war ein vollkommenes Rätsel, wie Zippo, der kein Auto besaß, um seine Besorgungen in der Stadt zu erledigen oder die wenigen verbliebenen Freunde zu besuchen, es den Berg hinunter und wieder hinauf schaffte.
    Es gelang Jordi, sich telefonisch mit Zippo zu verabreden. Er sollte am übernächsten Abend zu dem alten Mann nach Hause kommen. Nach einer umständlichen Begrüßung ging Zippo voran in die Stube, wo er Gläser, eine Kanne mit Tee und eine Flasche Wein hergerichtet hatte, und sie setzten sich einander gegenüber an den viereckigen Holztisch. Das Zimmer war weiß getüncht, fast leer bis auf den Tisch, eine Eckbank an der einen und zwei Stühle auf der anderen Seite und einen alten Fernseher neben dem Fenster, zu dem ein tiefer Sessel mit kippbarem Fußteil gehörte. Die Wände waren schmucklos, allerdings hingen an einigen Stellen über den Fenstern und über der Tür und hoch über der Bank – an ganz unsinnigen Stellen, die nur mit Hilfe einer kleinen Leiter erreichbar wären – von Hand bestickte Zierbänder mit Sinnsprüchen wie
Früher Vogel
oder
Kommt Rat
oder
Gott erhalts
oder
Kein Preis
oder
Gold im Mund
, bei denen allen jedoch ein Teil fehlte oder doch zu fehlen schien. Geheizt wurde mit einem Holzofen, und da die Tür zur Küche offen stand, bemerkte Jordi statt eines Herdes eine altmodische Küchenmaschine, die mit Holz und Kohlen befeuert werden musste. Er fragte sich, wie Zippo mit seinen täglichen Verrichtungen zurechtkam. Zippo registrierte sehr wohl die erstaunten Blicke seines Gastes und die unausgesprochenen Fragen dahinter, aber er ging nicht darauf ein.
    Er schenkte Jordi von dem Wein ein und erklärte, dass er selber zu dieser Tageszeit und überhaupt aus gesundheitlichen Gründen nur noch Tee trinke, und Jordi sah zu, wie er die Kanne nahm und mit zittriger Hand einen Strahl in die Tasse zielte, den Rest in die Untertasse vergoss und eine tröpfelnde Spur über den Tisch zog, bis er die Kanne wieder abstellte. Es roch nach kaltem Kamillentee. Er ließ einen tiefen Lacher hören. Zum ersten Mal hatte es für Jordi den Anschein, dass er mit seinem Gebrechen ein Spiel trieb vor anderen Leuten. Aber dieser Gedanke blitzte auf und Jordi hatte ihn gleich wieder vergessen. Was vor allem daran lag, dass Zippo aufstand, den Deckel der Bank

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