Bugschuß
schließlich nicht jünger …Viel schweißen, ich sage Ihnen, Jahr um Jahr schweißen …«
»Tja, das liebe Geld … Dafür strampeln wir uns alle jeden Tag von Neuem ab«, sagte Ulferts und dachte kurz, wie froh er war, einen Job ausüben zu können, ohne schweißen zu müssen. Er hatte von Leuten gehört, die ließ man kopfüber zwischen den Bordwänden doppelwandiger Schiffe herab, um dort Nähte zu schweißen! Dann entschied er sich, zum Eigentlichen zurückzukehren.
»Aber Herr Jande, wieder zum Thema. Wenn man so knapp bei Kasse ist, entstehen mitunter Spannungen …«
Jande sah ihn mit einem leicht verstörten Gesichtsausdruck an.
»Spannungen? Was meinen Sie?«
»Mit der Bank, mit Geldgebern im Allgemeinen …«
»Nein, Herr Kommissar, da fällt mir … wirklich nichts ein.« Jande zögerte, bevor er fortfuhr: »Wir hatten ein Haus, in Emden-West, aber das ist uns irgendwann zu teuer geworden. Da wollten wir verkaufen – oder mussten, wenn Sie so wollen. Das haben wir nur mit einem argen Verlust hinbekommen. Seitdem klappt das mit dem Geld nicht mehr so. Ist lange her! Wir arbeiten seit Jahren daran, unser Konto auszugleichen. Etwas ansparen, das können wir nach wie vor vergessen.«
»Der Druck, der ist also fortwährend da … In dem Zusammenhang gibt es nichts, was für uns interessant sein könnte?« Itzenga hatte Resignation in dem, was Jande gesagt hatte, bemerkt und hakte nach. Jande schien mit sich zu ringen. War da noch etwas?
»Ich wüsste nicht, was unsere Bankangelegenheiten mit den Schüssen am Großen Meer zu tun haben sollten. Die Bank wird kaum auf diese Weise die Ratenzahlungen eintreiben wollen.« Jande rang sich ein mühevolles Lächeln ab.
»Geht es da um einen Kredit, um mehrere? Alle bei einer Bank, bei verschiedenen?«
»Muss ich Ihnen das sagen? Das ist nun wirklich meine Privatangelegenheit, oder?«
»Sie müssen es nicht, natürlich nicht. Nur, Geld spielt oft eine Rolle, wenn es Streit gibt. Und Menschen mussten zigtausendfach ihr Leben lassen, überall auf der Welt, wegen irgendwelcher Geldgeschichten.«
»Hören Sie mal, wir haben da nichts mit Kriminellen zu tun. Wir haben den Karren in den Dreck gefahren, wir holen ihn wieder raus. Das haben wir uns gegenseitig zugesagt, meine Frau und ich. In dieser Gesellschaft zählt eben nur das Geld!«
»Wohl wahr. Also, danke fürs Erste, falls Ihnen noch etwas einfallen sollte …«, weiter kam sie nicht.
»Es gibt da etwas …«, begann Jande, schränkte jedoch sogleich wieder ein: »Aber nein, das hat mit all dem nichts zu tun.«
»Nun haben Sie uns neugierig gemacht«, entgegnete Ulferts in fast väterlichem Ton, »was gibt es da?«
»Ich hatte vor einiger Zeit Streit mit einem … wie soll ich sagen, einem Bekannten. Der hat mir mal …«, Jande stockte.
»Nun?«
»… Geld geliehen. Jetzt will er es zurück.«
»Das scheint mir ein normaler Vorgang zu sein.«
»Es gibt dabei das Problem, dass er das Doppelte zurückverlangt. Er verwechselt aus meiner Sicht Euro und D-Mark, das Ganze ist ewig her, er weiß nicht mehr, wann wir das vereinbart haben. Ich habe mir damals einen Betrag in D-Mark geliehen. Zwischenzeitlich haben wir lange Zeit nichts voneinander gehört. Er will nun denselben Betrag in Euro von mir. Das ist aber nun mal ein großer Unterschied und stimmt so einfach nicht. Ich will und kann das nicht zurückzahlen. Nicht diesen Betrag! Ich seh’ das nicht ein, ehrlich nicht!« Jande schien sich zu erregen. »Wir sind darüber in Streit geraten. Ich finde das nicht korrekt. Vielleicht ist es gut, wenn Sie das wissen.« Für einen Moment dachte Jande, er könne den Konflikt mit Siebold de Vries vielleicht auf diese Weise lösen. Wenn die Polizei im Spiel war, würde de Vries vielleicht seinen Fehler einsehen, nachgeben und zu den aus Jandes Sicht richtigen Forderungen zurückkehren.
»Ernster Streit?«, fragte Ulferts.
»Er hat …«
»Also?«
»Na, bei einem Treffen in einer Kneipe, nicht weit von hier, sind wir ein wenig in Rage geraten … Ich war wütend auf ihn und habe ihn ein bisschen angeranzt. Und wissen Sie, was der gemacht hat: Er hat mir eins auf die Nuss gegeben, einfach so. Das war völlig übertrieben!« Jande machte große, erregte Augen, die das Gesagte glaubwürdig erschienen ließen. Dann fügte er an, ruhiger: »Es war sicher eine Momentaufnahme. Ich will ihn deshalb nicht bei Ihnen anschwärzen, ganz und gar nicht!«
»Tatsächlich? Ist die Polizei damals gerufen
Weitere Kostenlose Bücher