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Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Titel: Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leander Haußmann
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Uwe Dag und ich.
    »Schöne Menschen an hässlichen Orten«, schwärme ich. Schönheit ist ein wichtiges Thema. Ich mache mir sogleich Notizen. Für mein erstes Buch. Vielleicht Kurzgeschichten.
    »Ich schlage vor, wir streichen Glück«, sagt Boris.
    »Ach«, sagt Uwe.
    »Was hast du denn an Glück auszusetzen?«, frage ich. Ich bin sehr gerne glücklich.
    »Von Glück kommt nichts, Jewtuschenko, ›Schlüssel zum Glück‹«, sagt Boris.
    Boris Naujoks ist für sein Alter schon sehr belesen. Sein Lieblingsbuch ist »Die Verwirrungen des Zöglings Törleß« von Musil. Die zerfledderte Ausgabe hat er inzwischen mir gegeben. Ich werde sie nicht lesen, es aber behaupten.
    Boris hat sich schon an der »Ernst Busch« beworben. Er sprach den Wurm aus »Kabale und Liebe« von Schiller vor. Hilde Buchwald, die Bewegungslehrerin, schrieb in ihr Heftchen: »Dieser Wurm liebt Luise wirklich.« Damit hausiert Boris nun schon seit drei Jahren herum. Er ist trotzdem durchgefallen.
    Boris ist auch noch Mitglied des Berliner Boheme Theaters, das Uwe und ich vor Kurzem gegründet haben. Noch , weil alle spüren, dass er es nicht mehr lange sein wird. Boris gehört zwar zum inneren Kreis, aber er ist auch erklärter Einzelgänger. Wenn er sich an einen Kneipentisch setzt, schlägt er die Handflächen aneinander und reibt sie in Erwartung des Wunderbaren, das der Abend womöglich noch bringt.
     
    Die Scharnweberstraße 67 in Friedrichshagen. Die erste eigene Wohnung. Unterm Dach, wo ein Loch drin ist, durch das man den Himmel sehen kann. Mit einem Kohleofen ohne Tür und einem Waschbecken unter der Schräge, in dem man sich nur die Hände waschen kann, wenn man entweder ein Pygmäe oder ein Schlangenmensch ist. Ich bin achtzehn.
    Die Treppe, die gerade neun Volkspolizisten hochschleichen, hat kein Geländer, denn die gedrechselten Streben sind von den Bewohnern oder anderen Eindringlingen abgesägt und zu Kerzenständern verarbeitet worden, wo sie sich gut machen zwischen all dem Gründerzeit-Krempel. Die Volkspolizisten halten sich nahe an der Wand, damit sie nicht die zwei Stockwerke in den Hausflur fallen.
    Sie stemmen sich gegen die vom Wohnungsinhaber bemalte Tür, die sofort demütig nachgibt. Fünf Polizisten stürmen in den Raum. Vier Polizisten müssen draußen bleiben, weil die Wohnung zu klein ist. So müssen sie auch nicht lange nach dem Objekt suchen. Ein Unbekannter hat angezeigt: eine Waffenkiste aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie wird sichergestellt.
    Das sieht so aus: Zwei Polizisten bleiben in dem ersten Zimmer mit dem Loch im Dach, dem Waschbecken unter der Schräge und der knallgelben Waffenkiste, auf die zwei Theatermasken gemalt sind. Drei Polizisten stürmen das Wohnzimmer. Es ist dunkel. Sie finden den Lichtschalter nicht. Ihre Taschenlampen machen den Raum so hell, wie er noch nie war.
     
    »Ich erinnere mich genau«, sagt Uwe Dag Berlin, »diese gelbe Kiste …«
    »Waffenkiste«, unterbreche ich.
    »Bist du verrückt? Keine Waffenkiste! Dann wären wir doch niemals mehr aus dem Knast rausgekommen«, sagt Uwe. »Das war die Instrumentenkiste meines Vaters.«
    »Instrumente?«, frage ich.
    »Meteorologische Instrumente«, sagt Uwe. »Weißt du doch, er war doch Meteorologe an der Wetterstation in Schönefeld. In dieser Kiste hat er immer seine Instrumente gehabt.«
    »Wenn es keine Waffenkiste war, wieso kamen dann die Bullen?«
    »Weil sie wie eine russische Waffenkiste aussah. Da stand ja auch irgendwas auf Russisch drauf.«
    »Aber wir hatten sie doch gelb angestrichen, damit sie nicht wie eine Waffenkiste aussah.«
    »Nein, die war grün, mit kyrillischen Buchstaben drauf. Erst nach diesem Vorfall haben wir sie gelb angemalt, mit Theatermasken: ›Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt‹.« Uwe hält kurz inne. »War doch eigentlich ein ganz niedliches Treffen, die Gründung des Berliner Boheme Theaters, oder? Viele Mädchen waren dabei, das weiß ich noch.«
    »Nackt«, rufe ich.
    »Nein«, sagt Uwe, »nicht nackt, das ist jetzt deine Fantasie. Aber Gundermann war dabei, und der hatte keinen Personalausweis einstecken.«
    Wer war Gundermann?
     
    Im Schein der Taschenlampen stehen die Volkspolizisten inmitten von liegenden Leuten. Sie liegen überall: im Bett, auf dem Boden und auf dem Fensterbrett, das breit genug ist, ein Pärchen zu halten.
    »Wer ist der Wohnungsinhaber?«
    Warum sind es immer Sachsen, fragt sich der Wohnungsinhaber.
    »Ihren Personalausweis.«
    Wahrscheinlich sind die Polizisten in

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