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Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Titel: Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leander Haußmann
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Sachsen alle Berliner, denkt er, während er seinen Ausweis sucht, den man im Osten immer parat haben sollte. Wenn sich Bullen irgendwo auf der Straße bedrohlich auf sie zubewegten, griffen sie unauffällig nach den Ausweisen in unseren Arschtaschen und zählten leise bis drei. In dem Moment, wenn die Bullen Luft holten, hielten sie ihnen mit einem Ausfallschritt die kleinen graublauen Lappen unter die Nase. So klauten sie ihnen den wichtigsten Satz: »Ausweiskontrolle!«
    Gundermann hat keinen Ausweis, das geht im Raum herum, nach dem Prinzip der stillen Post. Haußmann, der Wohnungsinhaber, muss »mitkomm’n«, um bei der Überprüfung der »Tatkiste« dabei zu sein.
    So schreiten sie also in den Raum mit dem Loch im Dach und der Waschnische in der Schräge, wo die vermeintliche Waffenkiste steht, während im Wohnzimmer alle nach ihren Ausweisen fummeln. Auch Gundermann sucht.
    Sie werden den Gundermann mitnehmen, denkt sich der Wohnungsinhaber. Ausweis nicht dabei ist ein Straftatbestand.
    »Kiste öffnen, Bürger«, befiehlt der sächsischste aller Polizisten und Haußmann öffnet die Kiste. Darin sind folgende Gegenstände: ein alter Morgenrock aus Seide, ein langes weißes Männernachthemd mit Rüschen, eine zipflige Schlafmütze, ein Nachttopf, ein durchsichtiges blaues Tuch und ein Lederteil mit der Aufschrift »Der eingebildete Kranke, Molière«.
    »Was ist das?« Der Polizist kann seine Enttäuschung kaum verbergen, sein Schnauzer wackelt.
    »Das ist unsere Requisitenkiste, Genosse Wachtmeister.«
    »Oberwachtmeister«, korrigiert der Polizist. »Was woll’n Se’n damit?«
    »Wir sind eine Theatergruppe, Genosse Oberwachtmeister.«
    Der Oberwachtmeister wirft einen Blick ins Wohnzimmer. Dort reichen alle ihre Ausweise. Die Polizisten sammeln sie ein und versuchen im Schein der Taschenlampen die Personalien aufzunehmen, sie geben die Ausweise wieder zurück und nehmen die nächsten in Empfang. Zurückgeben, nehmen, zurückgeben – ein Kreis entsteht, so viele Ausweise wandern durch die Hände der Polizisten, wie Personen gar nicht im Raum sein können.
    »Theatergruppe von der FDJ ?«, fragt Sachsenschnauzbart.
    »Na klar«, lügt Haußmann. »Dürfen wir jetzt weiterschlafen?«
    Schnauzi ist unschlüssig, was er tun soll. Er könnte jetzt die ganze Bande mitnehmen, vierundzwanzig Stunden in der Keibel-Straße festhalten und dann wieder laufen lassen, aber der Gedanke ermüdet ihn, zumal es schon so spät ist.
    Ein wenig stehen sie noch herum in der Wohnung. Die im Treppenhaus lauernden Polizisten lugen ungeduldig durch den Spalt der Tür. Uwe, Christina und Michael schütteln das verklumpte Bettzeug auf und legen sich wieder hin, auch die auf dem Boden Schlafenden machen sich ihre Lager wieder zurecht.
    »Gute Nacht, Uwe.«
    »Gute Nacht, Leander.«
    »Gute Nacht, Christina.«
    »Gute Nacht, Leander.«
    »Gute Nacht, Gundi.«
    »Gute Nacht, Uwe.«
    Es ist still geworden. Nur das Rascheln der Decken und leise Seufzer verraten Aktivitäten unter der Decke. Sanft zieht sich das Überfallkommando zurück. Steigt über schlafende Menschen. Zieht die Tür zart ins Schloss. »Gute Nacht«, flüstert der Oberwachtmeister.

14 HARRY KRISHNA
HARRY KRISHNA
    14 »SAG MAL, UWE«, beginne ich mein Telefonat mit Uwe. Uwe lebt jetzt in Lunden, das liegt bei Husum, nicht bei Flensburg, wie er nicht müde wird mir zu erläutern. Und zwar dort, wo der berühmte Geschlechterfriedhof ist, was er nicht ohne den für Freizeithistoriker so typischen Stolz immer wieder anmerkt, wenn die Sprache auf seinen Wohnort kommt. Wobei er dem immer wieder vorkommenden Fehler meinerseits, der ja in Berlin verwurzelt und sowieso ein Ignorant ist, meist mit Ungeduld und einem langen Vortrag über eben jene Vorzüge seines Wohnorts begegnet. »Wie war das eigentlich damals, als wir uns in dem Krishna-Haus in Friedrichshagen herumgetrieben haben?«
    »Tja«, sagt Uwe und denkt nach.
    »Da war doch einer, der immer Bob Dylan auf Deutsch gesungen hat. Wie hieß der noch? Irgendwas mit Z.«
    »Ich kann mich nur an Eberhard erinnern.«
    »Der hat auch grauenhaft gemalt.«
    »Eberhard hat gemalt? Das wusste ich gar nicht.«
    »Nein, dieser Typ mit Z, der hat gemalt.«
    Uwes Motor kommt ins Laufen. »Ja«, sagt er, »so ein Kleiner mit Segelohren.«
    Erstaunlich, dass Uwe sich an Segelohren erinnert. Ich kann mich höchstens noch an seine Größe erinnern. Und daran, dass dieser kleine Typ mit den Segelohren, der Bilder malte, auf denen die

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