Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2
ten Bäumen schleppten, trug er die Hauptlast, und da er viel größer war als sie, übernahm er auch das Aufhängen, nachdem sie die Wäsche ausgeschüttelt ha t te. Erst als sie fertig waren und er sich abwandte, sagte er noch einmal etwas, ziemlich u n vermittelt: »Artin der Schmied ist mein Vater, musst du wi s sen. «
Hoharie eilte durch den Hain und blinzelte oder ging ein Stück weit weg und starrte oder setzte sich auf einen Baumstumpf und zog mit düsterem Blick und einem Stöckchen ziellose Linien in den Boden. Danach arbeit e te sie sich methodisch durch eine Reihe deutlich erschreckenderer Tätigkeiten: Sie schrie die Schläfer an oder schlug sie, stach sie mit einer Nadel oder störte die halb entwickelten Erdleute in ihren Löchern auf. Mari und Saun brachten sie mit Mühe davon ab, probehalber noch einen weiteren der Erdleute zu erschlagen. Gerötet von ihren verge b lichen Bemühungen, trat Hoharie schließlich an Dags Decke n lager, ließ sich mit überkreuzten Beinen daneben nieder und blickte düster.
Fawn saß ihr gegenüber und kaute an einer Scheibe rohen Wa s serkürbis. Sie wünschte, sie hätte Dag füttern können würde der Geschmack echten Hickorysee - Wasserkürbisses ihn an zu Ha u se erinnern? Aber selbst wenn sie ihn hätte berühren können: Er war kaum in der Lage, auch nur Wasser zu schlucken. Vermu t lich konnte sie versuchen, etwas von der Wurzel zu zerstampfen und zu einer Schleimsuppe zu verdünnen, so abstoßend sich das auch anhörte. Ruhig fragte sie Hoharie: »Was denkst du? «
Hoharie schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nur wie e i ne große Essenzverknotung bei Liebenden, nur in groß. Etwas von dem Übel muss darin verblieben sein. Es muss eine umschlossene Essenzverstärkung sein, wenn es den Tod des Übels übersta n den hat. Wovon es lebt, ist mir ein Rätsel. Nun, eigen tl ich kein so großes Rätsel: Es muss Essenz sein – die der Erdleute, die der gefangenen Menschen oder beider. Vermutlich die der Menschen. «
»Wie … wie eine Zecke? Oder ein Bandwurm? Nur aus Essenz gemacht «, fügte Fawn hinzu, nur um zu zeigen, dass sie ve r standen hatte.
Hoharie ließ den Vergleich mit einer vagen Geste durchgehen, ohne ihn tatsächlich zu bestätigen. »Es muss geformte Essenz sein. Vom Übel geformt. Möglicherweise – nun, ganz offe n sichtlich – ist es ziemlich komplex. Ich verstehe immer noch nicht, warum es so an den Ort gebunden ist. Die Frage ist, wie lange kann es halten? Wird es von den gefangenen Menschen absorbiert, wie eine Essenzverstärkung zur Heilung? Und wenn dem so ist, wird es dann stärken oder töten? Ist es nur ihre G e fangenschaft in der Essenzverknotung, die diese Leute schwächt, oder ist da noch etwas anderes, was an ihnen zehrt, an ihrem Inneren? «
Fawn schnappte leise nach Luft, und Hoharie blickte auf. Sie schaute von Dag zu Fawn und murmelte: »Oh. Entschuldigung. Ich rede mit mir selbst, fürchte ich. «
»Es ist in Ordnung. Ich will alles wissen. «
»Ich auch, Kind. « Hoharie seufzte. Sie kam wieder auf die Füße und ging davon.
Nach einer Nachtwache war Saun zum östlichen Lager gega n gen, um sich schlafen zu legen. Daher war es Othan, der gegen Mittag kam und Dag mit Fleischbrühe fütterte. Neidisch und kritisch schaute Fawn zu, wie er Dags Kopf auf seinen Schoß hob. Wann immer der Löffel hart gegen Dags Zähne schlug oder Dag sich ein wenig verschluckte oder Essen über sein Kinn lief, zuckte Fawn zusammen. Zumindest war Dags Gesicht nicht mit rauen Bartstoppeln übersät. Saun hatte es am Morgen noch rasiert. Fawn hatte sich über den Aufwand gewu n dert, da Dag den Unterschied gewiss nicht fühlen konnte – aber irgen d wie ließ es ihn weniger krank aussehen. A l so ging es vielleicht gar nicht um Dags Wohlbefinden, sondern um das der Leute, die sich so besorgt um ihn kümmerten. Jedenfalls hatte sie Saun dankbar angel ä chelt.
Othan hingegen musterte sie finster, während er arbe i tete.
» Was? «, fuhr Fawn ihn schließlich an.
»Was drückst du dich immer hier herum? Kannst du nicht ein wenig weitergehen? Eine halbe Meile würde schon reichen. «
»Ich habe ein Recht dazu. Er ist mein Mann. «
»Das ist noch nicht entschieden worden. «
Fawn berührte ihr Eheband. »Dag und ich haben es entschi e den. Schon vor einer ganzen Weile. «
»Das wirst du schon noch sehen, Bauernmädchen. « Othan flö ß te dem Patienten einen letzten Löffel Fleisc h brühe ein, durch eine Kehle, die sich gerade genug b
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