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Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Titel: Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der magische Dolch
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    »Ich denke, sie hat irgendwann einmal die Ausbildung mitg e macht. Alle Seenläufer werden in ihrer Jugend z u mindest zu kurzen Streifen rings ums Lager mitgeno m men. Streifenreiter werden hauptsächlich unter zwei G e sichtspunkten ausgewählt: allgemeine Gesundheit und Stärke sowie die Reichweite ihres Essenzgespürs. Nicht jeder kann sein Essenzgespür genug au s weiten, um auf Patrouille nützlich zu sein. Ein solcher Mangel wird auch nicht unbedingt als Makel angesehen: Bei vielen sehr fähigen Formwirkern reicht das Essenzgespür nicht weit über Armeslänge hinaus. «
    »Ist das bei Dar so? «
    »Nein, seine Reichweite ist fast so groß wie die meine. Er ist aber noch besser in dem, was er mit Knochen a n fangen kann. Was meine Mutter stets wollte, nun …« Er verstummte.
    Wollte er endlich mit nützlichen Informationen über seine Mu t ter herausrücken? Nein, offensichtlich nicht. Fawn seufzte und fragte: »War was? «
    »Mehr Kinder. Nur dass es eben nicht dazu kam, weil Vater zu oft auf Streife war oder weil sie einfach Pech hatten, oder was weiß ich. Ich hätte ein Mädchen sein sollen. Das war mein zweiter Fehler, nach meiner versp ä teten Geburt. Oder ich hätte acht andere Kinder sein so l len. Oder acht eigene Kinder haben, und zwar nicht in Luthlia oder anderswo, sondern hier im Lager am Hick o ry - See .
    Mit Dar und Ombas Kindern erhielt meine Mutter eine zweite Chance. Man könnte sagen, sie hat sie regelrecht von Omba beschlagnahmt, um sie selbst zu erziehen. Das sorgte wohl am Anfang für allerhand Reibereien, bis Omba aufgab und sich auf ihre Pferde konzentrierte. Als ich – abzüglich meiner Hand aus Luthlia zurückkehrte, hatten sie es jedenfalls alles irgendwie untereinander g e klärt. Da ist nur immer noch ein gewisser … ich möchte es nicht Groll nennen, aber eine spürbare Anspa n nung. «
    Schwiegermutter gegen Schwiegertochter, das war in Fawns Welt ein bekannter Konflikt. Das verstand sie o h ne Probleme. Sie fragte sich, ob Cumbias enttäuschter Wunsch nach Töchtern sich auf ein kleines Bauernmä d chen erstrecken würde, das wie ein peinliches Andenken von der Streife mitgebracht worden war. Immerhin hatte sie entgegen jeder Sitte schon eine Schwiegertochter bei sich aufgenommen. War das vielleicht auch eine Hof f nung für sie?
    »Dag «, sagte sie plötzlich, »wo werde ich wohnen? «
    Er schaute sie an und runzelte die Stirn. »Bei mir. «
    »Ja, aber wenn du auf Patrouille bist? «
    Stille. Sie dauerte ein wenig zu lang.
    »Dag? «
    Er seufzte. »Wir müssen einfach sehen, Fünkchen. «
    Fast hatten sie die Blockhütten - Zelte seiner Familie wieder e r reicht, als Dag bei einem Pfad innehielt, der tiefer in den Wald hineinführte. Fawn konnte nicht fes t stellen, ob er mit seinem Essenzgespür nach irgendetwas Ausschau hielt, aber schließlich hob er in einer auffo r dernden Geste das Kinn und führte sie nach rechts.
    Die hohen, geraden Bäume, größtenteils Hickory, fär b ten das gleichmäßige Licht in einem matten Grün, als ob sie nun in ein Unterwasserreich eintraten. Das Unte r holz wuchs nur dünn und niedrig auf dem mageren Boden. Fawn b e merkte Giftsumach und hielt sich auf der Mitte des ausgetretenen Wegs, der hier und dort von weiß gestrich e nen Steinen gesäumt war.
    Nach etwa hundert Schritten gelangten sie auf eine Lichtung. In der Mitte stand eine kleine Hütte, eine echte diesmal mit vier vollständigen Wänden und – zu Fawns Überraschung – vergla s ten Fenstern. Selbst das Haup t quartier der Streifenreiter hatte nur Pergament über die Fensterrahmen gespannt. Beunruhige n der waren alle r dings die menschlichen Oberschenkelknochen, die ei n zeln oder in Paaren von der Traufe hingen und sanft im Wind schaukelten, der weiter oben die papierartigen Hickor y blätter zum Rauschen brachte. Fawn versuchte, nicht an ein geisterhaftes Flüstern zwischen den Zweigen zu denken.
    Dag folgte dem Blick ihrer weit aufgerissenen Augen. »Sie he i len. «
    »Für mich sehen diese Leute aus, als wären sie über jede He i lung längst hinaus «, murmelte Fawn, was zumi n dest ein Zucken auf seine Lippen brachte.
    »Wenn Dar mit etwas beschäftigt ist, dann rede nicht, solange er uns nicht anspricht «, warnte Dag sie ruhig. »Genau geno m men gilt das auch, wenn er so aussieht, als würde er gar nichts tun. «
    Fawn nickte heftig. Wenn sie alles zusammennahm, was man Dags versteckten Hinweisen entnehmen konnte, kam sie zu dem Schluss, dass Dar unter

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