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Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Titel: Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der magische Dolch
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in seiner Gegenwart offen alles wiederholt hä t ten, was über ihn geredet wurde. Ihm fiel nur ein Mann ein, der ohne Vo r eingenommenheit freimütig reden würde. Er nahm sich vor, nach dem Abendessen Fairbolt aufzusuchen.
     
    Fawn blickte von der ebenmäßigen Glut in der Feuergr u be auf und sah Dag wieder auf die Lichtung treten. Sein Gesichtsau s druck war schon nicht mehr düster zu ne n nen, er war regelrecht finster. Noch nie hatte sie so viel stille Freude an ihm gesehen wie heute Nachmittag bei den Seerosen, und einen Augenblick lang biss sie die Zähne aufeinander vor Wut über das, was auch immer sein Bruder getan hatte, um dieses Glück zu zerstören. Außerdem begrub sie die leise Hoffnung, so schwach sie auch gewesen sein mochte, dass Dar als Friedensbote für seine Fam i lie gekommen war, zusammen mit dem kle i nen Tagtraum über eine Einladung von Dags Mama zum Abendessen, und was sie wohl mitnehmen und was sie tun konnte, um auch diesem Zweig der Rotdrosse l s ihren Wert zu beweisen.
    Auf ihre fragend angehobenen Augenbrauen hin schüttelte Dag nur den Kopf, gefolgt von einem verkrampften Lächeln, um deutlich zu machen, dass sein mürrisches Gesicht nicht ihr galt. Er setzte sich auf den Boden, hob einen Ast auf und bohrte ihn in den Boden. Nachdenklich legte er die Stirn in Falten.
    »Also, was wollte Dar? «, fragte Fawn. »Gibt er nach? « Sie kümmerte sich um den Barsch, der zum Grillen bereitlag – au s genommen, gesäubert und mit Kräutern gefüllt, die sie aus Sarris Garten erbeten hatte. Er brutzelte leise, als sie ihn auf das Gestell über die Glut legte, und sie rührte in dem Topf mit ze r stampftem Wasserkürbis und Zwiebeln, die sie als Beilage vo r bereitet hatte. Bei diesen verlockenden Düften blickte Dag bald wieder auf. Seine Augen wirkten weniger verkniffen, auch wenn es noch eine ganze Weile dauerte, bis er an t wortete.
    »Jedenfalls noch nicht «, sagte er schließlich.
    Fawn schürzte die Lippen. »Glaubst du nicht, ich sollte es wi s sen, wenn es Probleme gibt? «
    »Ja «, seufzte er. »Aber ich muss erst mit Fairbolt r e den. Dann weiß ich mehr. «
    Mehr worüber? »Klingt ein wenig beunruhigend. «
    »Vielleicht auch nicht, Fünkchen. « Vom Essen angezogen, e r hob er sich und setzte sich zu ihr. Er liebkoste ihren Hals, wä h rend sie versuchte, den Fisch zu wenden.
    Fawn lächelte ihn an, um guten Willen zu zeigen, dachte aber bei sich: Vielleicht aber doch, Dag. Wenn etwas kein Problem war, dann sagte er das für gewöh n lich auch mit unverblümter Deutlichkeit. Wenn es ein Problem war, für das es eine Lösung gab, so würde er diese freimütig und so ausführlich wie möglich erläutern. Diese Art von Schweigen, so hatte sie inzwischen gelernt, zeugte von ungewohnter Unsicherheit. Ihre unbestim m te Überzeugung, dass Dag alles über alles wusste – nun, mögl i cherweise nicht über die Führung eines Bauernhofs –, hielt e i ner nüchternen Betrachtung nicht stand.
    Wie sie es gehofft hatte, heiterte das Essen ihn b e trächtlich auf. Seine Stimmung hob sich noch weiter, bis hin zu einem echten Grinsen, als sie nach dem Essen mit hinter dem Rücken verbo r genen Händen aus dem Zelt kam und mit eleganter Geste ein Paar neue Baumwolls o cken präsentierte.
    »Du hast sie schon fertig! «
    »Ich musste immer dabei helfen, Socken für meine Brüder zu machen. Dabei habe ich gelernt, schnell zu sein. Probier sie mal in deinen Stiefeln aus «, sagte sie eifrig.
    Das tat er auch sogleich und ging versuchsweise um das niede r gebrannte Feuer herum. Er wirkte erfreut, auch wenn die Rei t stiefel ein wenig unpassend wirkten zu der gekürzten Hose, die die Männer der Seenläufer bei he i ßem Wetter für gewöhnlich im Lager trugen.
    »Die sollten im Sommer angenehmer zu tragen sein als diese furchtbaren, knotigen alten Wolldinger, die du bi s her benutzt hast – mehr Flicken als Garn, will ich meinen. Damit bleiben deine Füße trocken. Hilft auch gegen diese Schwielen. «
    »So schön! So dünne, glatte Nähte. Ich möchte wetten, dass meine Füße darin nicht bluten. «
    »Deine Füße bluten? «, rief Fawn entsetzt aus. »Igitt! «
    »Nicht oft. Nur an den schlimmsten Sommer und Wi n tertagen. «
    »Ich werde noch etwas von dieser Wolle für den Winter spi n nen. Aber ich dachte mir, dass du die hier zuerst brauchst. «
    »Allerdings. « Er setzte sich wieder und legte die Stiefel ab. Sorgsam zog er die Socken aus und küsste dankbar Fawns Hä n de. Sie

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