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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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davon abhalten. ich glaube, ich rede
mal mit deinem vater.
    Natürlich war das scherzhaft gemeint, doch sie verspürte einen
Stich, denn ein Teil von ihr gab sich gerne der Illusion hin, es würde ein
Funken Ernst in seinem Angebot stecken.
    schneeprinzessin:
ich will einfach nur meine ruhe haben. wo die mich
hinbringen, ist eh keiner, der mich haben will. die lachen mich nur aus. mein
vater versteht nichts davon. er denkt, die welt funktioniert noch wie in den
sechzigern.
    könig_von_brook:
ich glaube nicht, dass dich keiner haben will.
    schneeprinzessin:
hahaha
    könig_von_brook:
nein, ehrlich. ich zum beispiel finde dich sehr nett.
    könig_von_brook:
prinzessin?
    schneeprinzessin:
was wäre, wenn
     ich hässlich bin?
    könig_von_brook:
es gibt keine hässlichen menschen. liegt alles im auge
     des betrachters.
    schneeprinzessin:
ich weiß
     nicht. meinst du das ernst?
    könig_von_brook:
sicher. bestimmt bist du nicht annähernd so hässlich,
     wie du selber denkst. und so eine blonde geschminkte tussi will doch eh keiner.
    In ihr flammte eine Sehnsucht auf, die sie gar nicht gekannt hatte.
Völlig regungslos saß sie vorm Computer. Sie hätte nicht sagen können, wie viel
Zeit vergangen war, als sich der König wieder meldete.
    könig_von_brook:
ich weiß nicht, ob das, was ich vorhabe, richtig ist.
    schneeprinzessin:
nein?
    könig_von_brook:
aber das ist jetzt egal. ich muss es tun. es ist zu
     spät für mich, um umzukehren. ich muss das jetzt zu ende bringen.
    schneeprinzessin:
was ist es
     denn?
    könig_von_brook:
ich kann es dir nicht
     sagen. glaub mir.
    schneeprinzessin:
ist es
     gefährlich?
    könig_von_brook:
ich muss das gleichgewicht wiederherstellen. meine ehre zurückerlangen. ich
     muss rache nehmen.
    schneeprinzessin:
ich glaube,
     ich weiß, was du vorhast.
    schneeprinzessin:
wirst du
     töten?
    Schweigen. Nichts passierte. Adelheid wartete.
    schneeprinzessin:
du mein könig
    Die Lüftung des Rechners surrte leise. Sie starrte auf den Monitor.
Zuerst passierte nichts. Dann erlosch ganz plötzlich einer der Namen am Rande
des Browserfensters. Der König war offline.
    Adelheid blieb allein vor dem Rechner sitzen. Sie hatte also recht
gehabt mit ihrer Eingebung. Der König hatte gar nicht darüber nachgedacht, sich
umzubringen. Er wollte Rache nehmen, an wem auch immer. Er plante, irgendwen zu
ermorden. Wenn sie mit ihrer Frage nicht ins Schwarze getroffen hätte, dann
wäre er nicht einfach so abgetaucht.
    Hambrock war in die Akten vertieft und hatte Heike gar nicht
bemerkt. Erst als sie gegen den Türrahmen klopfte, um auf sich aufmerksam zu
machen, hob er den Blick.
    »Ich geh jetzt nach Hause, Hambrock.«
    Er nahm die Unterbrechung zum Anlass, sich zu recken. Seine
Schultern waren verspannt, ein leichter Kopfschmerz kündigte sich an.
    »Spät genug ist es ja. Schönen Feierabend wünsche ich dir.«
    »Willst du nicht auch langsam gehen?«
    »Ja, gleich«, sagte er, obwohl er gar nicht vorhatte zu gehen. Zu Hause
wartete niemand auf ihn. Lieber blieb er im Büro und arbeitete noch ein
bisschen, als sich seiner leeren Wohnung zu stellen.
    »Wie war’s denn in Coesfeld? Ist die Sache mit der Amokdrohung vom
Tisch?«
    »Keine Ahnung«, sagte er. »Dieser Junge hat die Drohungen ins
Internet gestellt, das steht völlig außer Frage. Die Staatsanwaltschaft
bereitet schon die Anklage vor. Störung des öffentlichen Friedens und Androhung
einer Straftat. Da wird eine empfindliche Strafe auf ihn zukommen.«
    »Aber?«
    Er seufzte. »Aber trotzdem glaube ich, er war nur ein
Trittbrettfahrer. Die Drohungen im Internet gehen zwar auf sein Konto, aber er
hatte nichts mit der telefonischen Amokdrohung zu tun. Das war jemand anders.
Der hat ihn erst auf die Idee gebracht.«
    »Bist du dir sicher? Vielleicht will er nur seinen Kopf aus der
Schlinge ziehen und das Strafmaß vermindern.«
    »Nein, das glaube ich nicht.« Er verschränkte die Arme hinterm Kopf.
»Ich habe mir die Akten noch mal angesehen. Die Sekretärin hat von einer
dunklen Stimme geredet, als sie den Anrufer beschrieben hat, von einer ›Bassstimme‹.
Niklas aber hat eine hohe Fistelstimme. Selbst wenn er sich bemüht hätte, tief
zu sprechen, wäre niemals eine Bassstimme dabei herausgekommen.«
    »Dann ist uns eben einer durch die Lappen gegangen«, sagte Heike mit
einem Schulterzucken. »Offenbar hat der die Drohung ja auch nicht ernst
gemeint. Jedenfalls ist nichts mehr hinterhergekommen, oder?«
    »Nein. In der Schule ist alles ruhig

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