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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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plötzlich zusammengesetzt hatte. Der König und
seine seltsamen Andeutungen.
    »Denkst du, das war einer aus Brook?«, fragte sie.
    Jule runzelte die Stirn. »Du meinst wegen Niklas?«
    »Was ist denn mit Niklas?«
    »Hast du das etwa noch nicht gehört? Niklas hat diese Drohungen ins
Netz gestellt. Die Polizei war gestern da und hat ihn mitgenommen. Er wollte
sich einen Spaß erlauben und ein bisschen Unruhe stiften. Toller Spaß. Dieser
Trottel. Was denkt der sich nur dabei? Das wird ein ganz schönes Nachspiel
haben. Die haben eine Anklage vorbereitet, bei der die Höchststrafe drei Jahre
Gefängnis ist. Papas Anwalt sagt, wir sollen uns keine Sorgen machen, das wird
nur eine Bewährungsstrafe. Aber trotzdem. Das ist ganz schön krass, das Ganze.«
    »Niklas?« Adelheid machte große Augen. »Der war das?«
    »Ja.« Jule betrachtete sie, dann stahl sich ein zerknirschtes
Lächeln in ihr Gesicht. »Ich hoffe, du hattest keine Angst. Du warst ja auch im
Anne-Frank, als das losging. Tut mir leid, echt. Mein Bruder ist ein Trottel.«
    »Nein, nein. Macht nichts.«
    Ihr Zwinkern wurde schlimmer, und sie knetete unruhig ihre Hände.
Eigentlich wollte sie es anders formulieren, doch sobald sie den Mund
aufmachte, platzte es aus ihr heraus: »Ist Niklas der König von Brook?«
    Jule wusste offenbar nicht, was sie darauf sagen sollte.
    »Ich meine, nennt er sich so? Im Internet?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube nicht. Wie kommst du darauf?«
    »Ich … ach, nur so.«
    Jetzt hatte Adelheid viel mehr verraten, als sie gewollt hatte. Jule
runzelte die Stirn. Gerade, als sie ansetzte, um etwas zu erwidern, wurde
Adelheid von einem Hupen erlöst. Ein kleiner Smart war hinter ihnen
aufgetaucht. Marie saß am Steuer und kurbelte die Scheibe herunter.
    »Hey, Jule! Was machst du denn hier?«
    »Mein Fahrrad ist platt. Deshalb bin ich zu Fuß.«
    »Wir dachten schon, du hast den Bus verpasst. Komm, steig ein.«
    Jule wandte sich an Adelheid und verdrehte gespielt die Augen.
»Morgen ist mein Junggesellinnenabschied«, raunte sie. »Ich darf das natürlich
nicht wissen, aber so ist es.«
    Adelheid versuchte zu lächeln, doch irgendwie misslang es ihr. Jule
zwinkerte ihr zu, dann setzte sie sich zu Marie ins Auto.
    »Was wolltest du denn von der?«, hörte Adelheid Marie noch sagen,
dann schlug die Tür zu, und der Smart brauste davon.
    Niklas war der König von Brook? Dann war alles umsonst gewesen.
Niklas würde sie niemals mögen. Sobald er erfuhr, wer sich hinter
Schneeprinzessin verbarg, würde er das Weite suchen. Sie versuchte den Schmerz,
den sie spürte, herunterzuspielen. War ihr doch alles egal. Sie hatte sowieso
gewusst, dass keiner sie mochte. Es gab keinen, der etwas anderes in ihr sah
als eine hässliche Hexe.
    Mit einem Satz sprang sie über den kleinen Bach und kletterte über
den Zaun, um den Ast der Pappel fortzuziehen. Das Gefühl war viel zu vertraut,
um noch Tränen hervorzulocken.
    Marie war sofort elektrisiert. Sie klammerte sich ans Lenkrad und
warf Jule einen Seitenblick zu.
    »Der König von Brook?«, fragte sie.
    »Ich glaube ja. Sie wollte wissen, ob Niklas sich im Internet so
nennen würde.«
    »Weil er die Amokdrohung ins Netz gestellt hat?«
    »Schien so. Na ja, ist wohl nicht so wichtig.«
    »Hat sie sonst noch was gesagt?«
    »Nein.« Jule runzelte die Stirn. »Wieso interessiert dich das überhaupt?«
    »Ach, nur so.«
    Marie wollte sich lieber nicht erklären. Mit ihren Theorien zu den
Anschlägen auf die Jazzband hatte sie sich schon genug die Finger verbrannt.
Seit den Schmierereien im Probenraum und der Tatsache, dass sie niedergeschlagen
worden war, zweifelte nun zwar keiner mehr daran, dass es jemand auf die
Jazzband abgesehen hatte. Aber alle dachten, das müsse ein Fremder sein, einer,
der gar nichts mit Brook und den Leuten hier zu tun hatte.
    Diese Adelheid war auf irgendetwas gestoßen. Etwas Wichtiges. Das
war nur so ein Gefühl, trotzdem war Marie überzeugt davon.
    »Ich hätte gar nicht gedacht, dass die sich überhaupt mit Computer
und Internet auskennt«, meinte sie.
    Doch Jule schien bereits das Interesse verloren zu haben. »Tut das
nicht heutzutage jeder?«
    »Schon. Aber bei der weiß man doch nie. Würde mich nicht wundern,
wenn die sich nachts Felle überwirft und mit einem Speer auf Kaninchenjagd
geht.«
    »Ach, hört doch mal auf damit! Adelheid ist ganz nett. Sie ist halt
nur ein bisschen anders. Ihr könnt manchmal echt gemein sein.«
    Jule wieder. Immer mussten sich alle

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