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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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dabei beobachtet, wie sie auf dem
Hof seiner Eltern eingefallen war. Vom Hochsitz am benachbarten Waldstück, aus
sicherer Entfernung. Als er die Drohung von seinem privaten PC aus ins Netz gestellt hatte, war ihm sofort klar gewesen, dass es nur noch eine
Frage der Zeit sein würde, bis sie auftauchten. Sein Rechner wurde kurz darauf
von zwei Beamten aus dem Haus getragen und auf den Rücksitz eines Steifenwagens
gelegt. Aber das war nicht schlimm. Sie würden nichts darauf finden, selbst
wenn sie die Festplatte wiederherstellten. Er hatte keine Spuren hinterlassen.
    Der schwarze Armeemantel, in dem er in der letzten Nacht geschlafen
hatte, lag vor ihm auf dem Betonboden. Er nahm ihn vorsichtig auf und zog ihn
sich über. Sorgfältig klopfte er den Schmutz ab.
    Den ganzen Tag über hatte er hier auf dem Boden zwischen den
Ölflecken gesessen und gewartet. Einfach dagesessen und nachgedacht. Die Zeit
war rasend schnell vergangen. Plötzlich war es wieder dunkel geworden. Ein ganzer
Tag auf wenige Minuten zusammengeschrumpft, wie unter dem Brennglas.
    Er spürte weder Hunger noch Durst. Das Adrenalin hielt seinen Körper
aufrecht. Sorgfältig sortierte er seine Waffen. Die Handgranaten ließ er in
seinen Manteltaschen verschwinden, die Handschusswaffe steckte er in den
Gürtel. Für seine Schnellfeuerwaffe besaß er ein Halfter, das er sich um die
Brust geschnürt hatte. Er ließ die Waffe hineingleiten und spürte das schwere
Metall an seinem Körper.
    Er war jetzt bereit. Vorsichtig öffnete er das Garagentor und spähte
hinaus. Keiner war zu sehen. Er schlüpfte hinaus und schloss lautlos das Tor.
Dann tauchte er in der Dunkelheit ab.

17
    Gleich zu Beginn entdeckte Ben Jonas, der mit seinen
Freunden durchs Foyer schlenderte. Ein gutes Dutzend junger Männer, die ganz
offensichtlich bereits eine Menge Alkohol intus hatten. Sie wirkten etwas
verloren auf dieser Party, die gerade erst losgegangen war. Das Beste wäre
wohl, sie würden erst einmal irgendwo einen starken Kaffee trinken und später
wiederkommen.
    Ben war ebenfalls zu dem Junggesellenabschied eingeladen worden,
wahrscheinlich hatte Jule dafür gesorgt. Einer von Jonas’ Kumpeln hatte ihn
angerufen. Er war jedoch nicht allzu enttäuscht gewesen, als Ben abgesagt
hatte. Warum auch, Ben hatte niemals so richtig dazugehört. Keiner hatte
versucht, ihn umzustimmen.
    Im Zentrum des Foyers, am mechanischen Rodeobullen, wurde Jonas von
dem Animateur abgefangen, der gerade seine Arbeit am Schaltpult aufgenommen
hatte und noch damit beschäftigt war, das Mikrofon auszuprobieren. Er stellte
seinen Bullen vor – Europas größtes Rodeogerät –, dann versperrte er plötzlich
Jonas den Weg und versuchte ihn zum Bullenreiten zu bewegen. »Stell dich nicht
so an. Besser jetzt als nach dem zwölften Whiskey-Cola.«
    Die wenigen Gäste feuerten Jonas an. Wie befürchtet wurde der aber
schon zu Beginn der dritten Stufe in das Luftkissen geworfen, woraufhin Buhrufe
ertönten. Als Jonas aus dem Kissen kletterte, entdeckte er Ben hinter dem
Cocktailstand. Er nickte ihm kurz zu. Wie einem Autofahrer, dem man die
Vorfahrt gewährt. Dann taumelte er zurück zu seinen Freunden, die ihn mit gut
gelauntem Spott empfingen.
    Du mich auch, dachte Ben. Er versuchte, sich nicht darüber zu
ärgern.
    Immer mehr Menschen strömten jetzt ins Foyer und an die
Getränkestände. Die Zeit verging wie im Flug. Ben arbeitete schnell, beinahe
wie in Trance. Es waren immer gleiche Abläufe, ein Fluss von Bewegungen. Eine
gute Art, die letzte Nacht seines alten Lebens zu verbringen. Er konnte seinen
Geist frei machen, alles hinter sich lassen.
    Irgendwann ließ der erste Ansturm nach. Ben blickte sich im Foyer
um. An einer Säule entdeckte er seine Schwester Uli. Sie stand einfach da und
beobachtete ihn. Als sein Blick den ihren traf, wandte sie sich eilig ab. Im
nächsten Moment war sie in der Menge verschwunden. Neue Bestellungen gingen
ein, er dachte nicht weiter darüber nach.
    Laute Musik drang aus der Haupthalle. Er überblickte die Menge, aber
Uli war nirgends zu sehen. Aus der Box neben dem Cocktailstand schallte die
Stimme des Animateurs.
    »Wenn ihr denkt, dieses Huhn hier hat zu lange in der Batterie
gelegen, dann täuscht ihr euch. Wie ich gerade festgestellt habe, ist das nur
eine Verkleidung. Und darin steckt …?«
    »Jule«, kam es gedämpft unter dem Kostüm hervor.
    Ben blickte verwundert zum Rodeobullen. Ein riesiger, scheußlicher
Hühnerkopf ragte aus der Menge.
    »Und

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