Bullenhitze
eindeutig.
»Glaubst du, dass er nicht mehr weiß?«, fragte Hain seinen Chef ein paar Minuten später.
»Glaubst du, dass der Papst im Zölibat lebt?«, fragte Lenz zurück.
»Na also. Aber wir können ihn leider nicht waterboarden, um es aus ihm herauszupressen.«
»Ja, manchmal könnten auch mit mir die Gäule durchgehen, wenn ich solch ein Arschloch vor mir habe«, gestand Lenz, um sich jedoch gleich selbst wieder einzubremsen. »Obwohl, ich glaube, ich könnte das nicht. Das würde zu sehr mit meinen Gedanken an Gerechtigkeit und den Rechtsstaat kollidieren.«
»Und das ist gut so«, bestätigte sein Kollege. »Aber immerhin ist es interessant zu wissen, dass dieser Patzner mit der großen Kettensäge am Stuhl von Himmelmann zu Gange war. Wollen wir uns den feinen Herrn Bürgermeister nochmal zur Brust nehmen?«
»Gute Idee.«
*
»Er ist in einer Besprechung«, wurde den beiden Kommissaren von der jungen, netten Sekretärin des Hofgeismarer Bürgermeisters beschieden.
»Wie lange wird es denn dauern?«, wollte Lenz wissen. »Vermutlich den ganzen Nachmittag. Er hat sich ein paar Kandidaten eingeladen, die er sich auf dem Job des Referenten vorstellen könnte.«
»Das geht aber schnell«, wunderte Hain sich.
»Ja, mich hat es auch gewundert. Aber so ist die Politik scheinbar.«
»Haben Sie denn irgendwas von dem alten Referenten gehört?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir leid, bei mir hat er sich nicht gemeldet. Versuchen Sie es doch mal bei ihm zu Hause. Dann können Sie ihm auch gleich ausrichten, dass hier seine ganzen persönlichen Dinge in ein paar Umzugskartons auf ihn warten und er sie bitte abholen soll.«
»Machen wir. Und es gibt wirklich keine Möglichkeit, kurz zwischen Tür und Angel mit Ihrem Boss ein paar Worte zu wechseln?«
»Ich würde Ihnen davon abraten. Wir können gerne nach einem Termin suchen, aber das wird bestimmt erst im nächsten Monat was.«
Hain machte ein trauriges Gesicht. »So beschäftigt ist der Mann? Alle Achtung. Können wir uns in diesem Fall vielleicht das Büro von Herrn Patzner anschauen?«
»Das ist völlig leergeräumt, habe ich Ihnen doch gerade erklärt.«
»Stimmt. Und was ist mit seinen persönlichen Sachen? Können wir da eventuell einen Blick drauf werfen?«
»Das möchte ich nicht entscheiden«, erwiderte sie unsicher. »Ich frage aber gerne Herrn Himmelmann, was er dazu sagt.«
»Gute Idee.«
Sie stand auf und setzte sich in Bewegung. Trotz der ungemütlichen Temperaturen trug sie einen Minirock, der Hain zu einem anerkennenden Grinsen in ihrem Rücken animierte. Lenz verdrehte die Augen.
»Sie sollen ein paar Minuten warten«, ließ sie die Polizisten kurze Zeit später wissen. »Herr Himmelmann ist gleich fertig mit seinem Termin, dann nimmt er sich etwas Zeit für sie.«
Die junge Frau trat einen Schritt näher an Hain heran, sodass er ihr herbes Parfüm riechen konnte.
»Warum interessieren Sie sich denn so für den Herrn Patzner? Hat er was ausgefressen?«
»Nein«, mischte Lenz sich ein, weil er befürchtete, dass Hain der armen Frau eine schillernde Räuberpistole aufs Auge drücken würde. »Er ist seit ein paar Tagen nicht zu Hause aufgetaucht und seine Frau macht sich langsam Sorgen.«
»Ach so«, ging bei ihr eine Lampe an, »deshalb ruft sie jeden Tag hier an und fragt, ob wir etwas von ihm gehört hätten. Das erklärt ja einiges. Ich dachte schon, sie hätte ihn dazu verdonnert, bei Herrn Himmelmann wegen einer eventuellen Wiedereinstellung zu kratzen.«
»So was würde sie machen?«
»Zutrauen würde ich es ihr. Aber das behalten Sie bitte für sich, ja?«
»Versprochen.«
Hinter den dreien ging die Tür zu Himmelmanns Arbeitszimmer auf und der Bürgermeister tauchte mit einem blutjungen Mann in schlecht sitzendem Anzug und zu kurzer Krawatte in seinem Schlepptau auf. Nach einer kurzen Verabschiedung wandte er sich den beiden Kommissaren zu.
»Sie werden ja langsam richtig lästig, meine Herren. Was kann ich denn heute für Sie tun?«
»Könnten wir das in Ihrem Büro besprechen?«, erkundigte Lenz sich leicht gereizt.
»Ach so, klar. Kommen Sie rein. Aber ich sage Ihnen gleich, dass ich nur ein paar Minuten Zeit für Sie erübrigen kann. Ich weiß nämlich mal wieder nicht, wo mir der Kopf steht.«
»Ja, ja, immer im Stress«, murmelte Hain kaum hörbar.
»Wir wollten uns noch einmal erkundigen«, begann Lenz das Gespräch, nachdem sie sich gesetzt hatten, »ob sich Ihr ehemaliger Referent
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