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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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genommen haben, und überlassen Sie jetzt wieder Ihren Amtsgeschäften.«
    »Das war ja eine ordentliche Abreibung«, fand Hain als erster wieder zu Worten, als sie im Treppenhaus angekommen waren.
    »Aber eine deftige«, stimmte Lenz ihm zu.
    »Glaubst du ihm?«
    »Jedes Wort. Jedes verdammte, einzelne Wort. Plausibler kann man es doch nicht darstellen, oder?«
    »Das würde bedeuten, dass Schmierfink Peters uns wieder mal auf die Rolle genommen hat.«
    »Vielleicht.«
    »Das sagst du doch nur, weil es so schmerzhaft wäre, es dir einzugestehen.«
    »Vielleicht.«
     
     

33
    »Ich bin hundemüde, Jungs«, erklärte der Hauptkommissar Thilo Hain und Rolf-Werner Gecks eine gute Stunde später, nachdem sie sich über die Ereignisse der letzten knapp drei Stunden ausgetauscht hatten. Gecks hatte seinen beiden Kollegen ausführlich über das nicht sehr angenehme Telefonat mit Dr. Helge Hödecke, der sich tatsächlich in Manila aufhielt, berichtet. Offenbar stand dem Amtsgericht Werl in gut einem Jahr eine Scheidungssache bevor.
    »Deshalb fahre ich jetzt nach Hause, leg mich in die Badewanne und hör ein bisschen schöne Musik dabei. Wenn was Wichtiges sein sollte, bin ich aber zu erreichen.« Damit nickte Lenz den Kollegen zu und verließ das Büro.
    Eine halbe Stunde später lag er tatsächlich in der Badewanne und hatte den Kopfhörer seines MP3-Spielers auf den Ohren. Während er so dalag und der Musik lauschte, ging ihm der gesamte Fall seit dem Tod von Günther Wohlrabe noch einmal durch den Kopf. Vor seinem geistigen Auge tauchten Bilder, Gesichter und Orte auf, doch noch bevor er sie in die richtige Reihenfolge bringen konnte, war er eingeschlafen.
     
    Geweckt wurde er von seinem eigenen Zittern, weil das Wasser, in dem er lag, höchstens noch 25 Grad hatte. Mit steifen Knochen stieg er aus der Wanne, trocknete seinen verschrumpelten, unterkühlten Körper ab und suchte nach seinem Mobiltelefon, um einen Weckruf einzustellen. Doch nachdem er alle Taschen seiner Jacke und der Hose durchsucht hatte, in denen er an diesem Tag unterwegs gewesen war, wurde ihm klar, dass er es vermutlich im Büro liegen gelassen hatte.
    »Mist«, murmelte er, kramte einen alten Wecker aus der Küchenschublade, stellte die aktuelle Zeit und die Weckzeit ein und legte sich ins Bett.
    Das völlig ungewohnte Signal jagte ihm einen Mordschrecken ein, als es einsetzte. Er baute den Ton noch in einen auslaufenden Traum ein, den er jedoch vergessen hatte, nachdem er erwacht war. Gähnend stieg er in seine Klamotten, putzte sich kurz die Zähne und suchte dann nach dem Zettel, auf dem Anne Wolters-Richling die Nummer der Intensivstation notiert hatte,  da sie auch in dieser Nacht Dienst schob. Als er ihn in der Hand hielt und nur unter Zuhilfenahme seiner Lesebrille die Zahlen erkennen konnte, wurde ihm schmerzlich klar, dass ein Termin beim Augenarzt wieder einmal bitter nötig war.
     
    »Intensivstation, Wolters-Richling«, meldete sie sich.
    »Mr. Smith hier. Hallo, Anne.«
    »Hi, Mr. Smith. Schön von dir zu hören.«
    »Finde ich auch. Kann ich vorbeikommen?«
    »Im Moment ist es schlecht, weil ich gerade einen aus dem OP erwarte. Aber wenn du in einer Stunde kommst, klappt es ganz prima.«
    »Klasse. Dann sehen wir uns um halb drei.«
    »Bring eine Pulle Sekt mit, wenn du eine auftreiben kannst.«
    Lenz hielt die Luft an. »Warum?«
    »Weil sie übern Berg ist. Morgen, spätestens übermorgen holen die Ärzte sie aus dem künstlichen Koma.«
    Lenz schossen Tränen in die Augen.
    »Jetzt muss ich aber Schluss machen, der Fahrstuhl ist gerade gekommen. Den Rest erzähle ich dir später. Tschüss.«
    »Ja, tschüss«, antwortete Lenz in die tote Leitung, weil sie bereits aufgelegt hatte.
    Der Hauptkommissar stand mit dem Telefonhörer in der Hand da, weinte, und fühlte sich großartig und erleichtert dabei. Ein paar Minuten später hatte er sich gefangen und machte sich auf den Weg zum Wagen. Draußen hatte es wieder angefangen zu schneien, was Lenz daran erinnerte, dass er sich unbedingt um Winterreifen kümmern musste. Er fuhr durch die verlassen daliegende Stadt und beschloss, an der Tankstelle Weserspitze den bestellten Sekt zu kaufen und mit einem Kaffee und einer Zeitung in der Hand auf die Öffnung der Intensivstation zu warten.
    Daraus wurde nichts, weil, wie die freundliche, aber hoffnungslos überforderte Kassiererin ihm mitteilte, der Server der Tankstelle ausgefallen war.
    »Der Chef ist schon auf dem Weg, und nur der

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