Bullenhitze
an der Glastür empfangen.
»Haben Sie Zeit für ein paar Fragen, Frau Wohlrabe?«, erkundigte sich Lenz, nachdem er kurz seinen Kollegen vorgestellt hatte.
»Natürlich. Allerdings habe ich im Lauf des Vormittages einige Termine, die ich nicht verschieben kann. Es ist nach solch einem Schicksalsschlag viel zu tun, wie Sie sich sicher vorstellen können.«
Die Frau, die einen hellen Jogginganzug und Sportschuhe trug, bat die Polizisten in die Küche. Dort servierte sie Kaffee und setzte sich dann ebenfalls an den großen Buchenholztisch.
»Bitte, Herr Kommissar, was haben Sie für Fragen?«
Lenz nahm einen Schluck Kaffee, während Hain seinen Notizblock aus der Jacke kramte und aufklappte.
»Zunächst«, begann der Hauptkommissar, »ist es leider zur Gewissheit geworden, dass Ihr Mann an einer Vergiftung gestorben ist«.
Sie riss die Augen auf und hielt sich dabei die Hände vor den Mund.
»Wie es dazu kam«, fuhr Lenz ungerührt fort, »versuchen wir nun herauszufinden.«
»Wollen Sie damit sagen, dass mein Mann umgebracht wurde?«
»Wie erwähnt, wir ermitteln in alle Richtungen. Das schließt natürlich auch ein wie auch immer geartetes Fremdverschulden ein.« Er machte eine kurze Pause, bevor er weiterfragte. »Zunächst interessieren wir uns für den Samstagabend. Sie sprachen gestern davon, dass Ihr Mann nach dem Essen über Magenprobleme klagte. Wann war das?«
Monika Wohlrabe warf den Kopf zurück und wischte sich mit der linken Hand über die Augen. »Nachdem wir hier angekommen waren, ist er noch einmal kurz hinüber ins Büro, während ich mich für die Nacht fertig gemacht habe. Als er zu mir ins Bett kam, hat er zum ersten Mal über Magenschmerzen und Übelkeit geklagt.«
»Wie lange nach dem Essen war das?«
»Eineinhalb, höchstens zwei Stunden.«
»Hatte er eine Idee, womit das Unwohlsein zusammenhängen konnte?«
»Er hatte Krautsalat gegessen. Und den hat er nie besonders gut vertragen. Im Nachhinein ist mir aber auch noch eingefallen, dass er eine Pilzsuppe hatte. Vielleicht lag es ja daran.«
Sie sah die Polizisten mit großen Augen an. »Ist er am Ende an einer Pilzvergiftung gestorben?«
Lenz zuckte mit den Schultern. »Woran genau Ihr Mann gestorben ist, können wir aus ermittlungstaktischen Gründen nicht preisgeben. Bitte haben Sie dafür Verständnis.«
»Ja, natürlich, ich meinte ja nur …«
»Wie ging es dann weiter? Hat er normal geschlafen?«
»Nein, aber leider habe ich davon nichts mitbekommen, weil ich einen sehr tiefen und festen Schlaf habe. Als wir gestern Morgen aufgewacht sind und er wirklich nicht gut aussah, hat er mir erzählt, dass die Nacht für ihn wohl sehr ungemütlich verlaufen ist.«
»Was bedeutet das?«, mischte Hain sich ein.
»Nach seiner Schilderung hat er mehr Zeit auf der Toilette als im Bett verbracht.«
»Wie kommt es dann, dass er nicht zum Arzt gegangen ist?«
Die Frau kramte in der Hosentasche nach einem Papiertaschentuch, schnäuzte sich laut und wischte erneut über ihre Augen.
»Einer der Mitarbeiter hatte private Probleme«, fuhr sie fort. »Seine Frau wurde am Samstag ins Krankenhaus eingeliefert, also musste mein Mann für ihn einspringen. Und weil er der pflichtbewussteste und disziplinierteste Mensch war, den ich jemals kennengelernt habe, war es für ihn klar, dass er in die Firma fahren würde. Er dachte ja, dass es sich um eine Magenverstimmung oder etwas Ähnliches handeln würde und hat versucht, das Ganze eher scherzhaft zu sehen. Ein tragischer Fehler, wie wir jetzt wissen.«
»Das stimmt leider«, bestätigte Lenz. »Trotzdem muss ich Ihnen noch ein paar Fragen zu diesem Dinner in the Dark stellen.«
»Bitte, fragen Sie.«
»Dieses Essen hat in absoluter Dunkelheit stattgefunden?«
»Ja, das ist der Sinn, der dahinter steht.«
»Das heißt, Sie konnten nicht sehen, was Ihnen serviert wurde?«
»Auch das ist richtig.«
»Und am Essen gab es geschmacklich nichts auszusetzen?«
»Nein, alles war vorzüglich. Natürlich hat jeder Mensch seine Vorlieben, was er gerne mag und was weniger, aber grundsätzlich war das Menü eine Offenbarung.«
»Und während des Dinners ist Ihnen auch nichts Besonderes aufgefallen?«
»Nein, was meinen Sie?«
»Dass sich jemand an dem Teller Ihres Mannes zu schaffen gemacht hätte, zum Beispiel. Immerhin konnten Sie gar nichts sehen, da wäre das doch ohne Weiteres möglich gewesen.«
»Nein«, schüttelte sie den Kopf, »da ist mir nichts aufgefallen. Aber ich kann es mir auch
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