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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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vorgeschriebene zweite Leichenschau. Und in der Friedhofskapelle ist auch alles geregelt. Jetzt sagen Sie nur, dass Ihnen der Preis nicht gefällt. Das würde mir, ganz ehrlich, persönlich wehtun, Herr Brandau.«
    »Nein, so meine ich das nicht. Auch habe ich keine Erfahrung mit solchen Preisen. Aber 2.800 Euro sind nun mal für einen einfachen Bauarbeiter kein Pappenstiel.«
    »Das verstehe ich, Herr Brandau, und die Summe mag Ihnen beim ersten Eindruck auch ziemlich hoch erscheinen, aber bedenken Sie bitte, was Sie dafür alles bekommen. Und wie viel Geld Sie sparen.« Er deutete auf den Taschenrechner. »Da hätten wir zum Beispiel die Verbrennung im Krematorium in Diemelstadt, und nicht in Kassel, wo es doch viel teurer ist. Da sparen Sie gut und gerne 60 Euro.«
    »Ja, schon, aber …«, machte Brandau einen letzten, hoffnungslosen Versuch.
    »Und ich glaube nicht, dass die Firma Wohlrabe Ihnen einen kostenlosen Putzservice zur Verfügung gestellt hätte«, brachte Setafilo erneut die Reinigungsaktion in Brandaus Badezimmer ins Spiel, »obwohl die eigentlich die Verursacher gewesen sind, bei allem Respekt für einen Toten.«
    Brandau zog die Nase hoch und griff nach dem Kostenvoranschlag, wo der Mitarbeiter des Bestattungsunternehmens Schrick eben noch die Zahlen eingetragen hatte. »Na, dann her mit dem Ding. Und sehen Sie zu, dass da nicht noch so viel dazu kommt, sonst sind wir die längste Zeit Freunde gewesen. Klar?«
    Damit setzte er seine krakelige Unterschrift unter das nicht sehr aussagefähige Papier.
    »Nein, Sie können sich da voll und ganz auf mich verlassen, Herr Brandau. Ich mache ein ehrliches Geschäft, oder ich mache gar kein Geschäft, das ist meine Devise. Da können Sie jeden Fragen. Setafilo ist eine ehrliche Haut, erkundigen Sie sich. Da können Sie wirklich jeden fragen, jeden.«
    »Ich glaub Ihnen ja«, beschwichtigte Brandau den Mann, der nun das Papier in seine alte, abgewetzte Ledertasche schob und aufstand.
    »In einer Stunde liegt Ihre Frau bei uns in der Kühlung, Herr Brandau, und glauben Sie mir, wenn Sie es erleben könnte, würde Sie sich dort um einiges wohler fühlen als bei der Firma Wohlrabe, ganz ehrlich. Und nun schauen wir mal nach, wie weit unsere Svetlana mit der Reinigung Ihres Bades ist.«
     
    Eine Dreiviertelstunde später stand Horst Brandau in seinem auf Vordermann gebrachten, nach Tannennadeln duftenden Bad, betrachtete sein altes, gegerbtes Gesicht im Spiegel und freute sich, dass er keine Arbeit mit der Leiche seiner Frau mehr haben würde.
    Gut, 2.800 Euro waren wirklich kein Kindergeburtstag, aber er hatte insgeheim mit mehr gerechnet, viel mehr. Und wenn ihm dieser Setafila oder wie er hieß auch ziemlich auf den Wecker gegangen war, so musste er dem Italiener doch lassen, dass er sich bemüht hatte, überall ein paar Euro einzusparen.
    Gerade, als er nach dem Rasierapparat greifen wollte, klingelte das Telefon im Flur.
    »Brandau«, meldete er sich.
    »Guten Morgen, Herr Brandau. Hier spricht Hubert Conradi vom Bestattungsinstitut Wohlrabe.«
    Brandau schluckte und schwieg.
    »Herr Brandau?«
    »Ja, ich bin dran. Was gibt’s denn?«
    »Hier sind zwei Mitarbeiter der Firma Schrick, die wollen die Leiche Ihrer Frau abholen. Das kann sich doch hoffentlich nur um einen Irrtum handeln, oder?«
    Brandau überlegte fieberhaft, wie er aus der Situation herauskommen könnte.
    »Herr Brandau?«
    »Ja.«
    »Haben Sie das veranlasst, dass die Bestattung an die Firma Schrick gegangen ist?«
    »Na ja«, versuchte Brandau auf Zeit zu spielen, »Ihr Boss ist ja nun nicht mehr, und die Firma Schrick ist auch viel billiger, wie man so hört.«
    »Aber das ist doch Unsinn, Herr Brandau. Wir sind der größte Bestatter in der ganzen Gegend, und wir sind es nur, weil wir die deutlich günstigsten Preise machen können. Was Schrick da erzählt, ist so doch gar nicht haltbar.«
    Brandau merkte, wie sich auf seiner Stirn die ersten Schweißperlen breit machten. »Ja … nein …«, stotterte er, immer noch auf der Suche nach der einfachen Lösung.
    »Ich dachte, Sie waren mit unserer Leistung zufrieden, immerhin haben wir Ihre Frau am Samstagnachmittag ohne Murren und Knurren abgeholt, Herr Brandau. Oder hat Ihnen irgendetwas nicht gefallen? Gab es vielleicht ein Problem?«
    »Nein, es gab kein Problem«, stöhnte der Bauarbeiter nun deutlich genervt. »Aber ich habe jetzt einen Vertrag mit der Firma Schrick gemacht, da komme ich doch nicht so einfach wieder raus.«
    »Das

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