Bullenhitze
misstrauisch an.
»Der Herr Wohlrabe ist hier bei mir gestorben, wissen Sie das auch?«
Setafilo verzog mitleidig das Gesicht, strich sich über den struppigen Oberlippenbart und zeigte seine vorstehende, schiefe, obere Schneidezahnreihe.
»Aber ja, natürlich weiß ich das. So leid es mir für den armen Mann tut, für Sie war es bestimmt ein zusätzlicher Schock, so kurz nach dem überraschenden Tod Ihrer Frau. Und wenn ich es recht verstanden habe, ist Ihr Badezimmer auch noch beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen worden.«
»Das sage ich Ihnen«, gab der Bauarbeiter aufgebracht zurück und deutete auf die Badezimmertür. »Da drin sieht es aus, als ob Jugendliche eine Party gefeiert hätten, und es stinkt furchtbar. Und das alles nur, weil dieser Wohlrabe ausgerechnet bei mir tot umfallen musste.«
»Sehen Sie, Herr Brandau, das ist ein echter Fall von Pech. Aber wir wären nicht die Firma Schrick, wenn wir nicht für alle Eventualitäten eine Lösung anbieten könnten. Und die Lösung Ihrer Probleme kostet mich nicht mehr als einen kurzen Anruf, glauben Sie mir.«
»Und dann ist mein Badezimmer wieder sauber? Das glauben Sie doch selber nicht!«
Setafilo grinste Brandau an, nickte wissend mit dem Kopf, und legte ihm seine rechte Hand auf die Schulter. »Ganz so schnell geht es leider nicht, aber wenn Sie mir eine Stunde geben, werden Sie Ihr Bad nicht wiedererkennen. Und in der Zwischenzeit erkläre ich Ihnen, wie Sie dabei noch einen Haufen Geld sparen können, Herr Brandau.«
»Und das kostet mich wirklich nichts extra, dass die jetzt mein Badezimmer sauber macht?«, fragte Brandau zum dritten Mal, während Setafilo auf einem Taschenrechner herumhämmerte, der nicht nach seinen Vorstellungen zu funktionieren schien. Der frisch gebackene Witwer konnte noch immer nicht fassen, dass zehn Minuten nach dem Anruf des Bestatters eine Frau aufgetaucht war, die sofort mit der Grundreinigung seines Badezimmers begonnen hatte.
»Nein, so glauben Sie mir doch. Das ist ein Service unseres Hauses.«
Brandau war beeindruckt und begeistert. Wenn er es richtig verstanden hatte, bekam er gratis sein Bad geputzt und sparte noch mindestens 500 Euro an der Beerdigung seiner Frau, weil nach Setafilos Aussage Wohlrabe zu den teuersten Vertretern der Bestatterzunft gehörte, das Institut Schrick hingegen immer an seine Kunden dachte und mit viel weniger Gewinnspanne arbeitete.
»Aber meine Frau liegt doch bei denen im Kühlschrank«, warf Brandau zögernd ein. »Sie können sie doch nicht so einfach da abholen.«
»Und ob, Herr Brandau«, widersprach Setafilo vorsichtig, »und ob. Sie sind der nächste Hinterbliebene, und Sie bestimmen, wie mit der Leiche, also mit Ihrer Frau, verfahren wird. Wenn Sie uns jetzt beauftragen, fahren gleich zwei unserer Leute los und holen Ihre Frau ab. Damit ist die Geschichte für Sie erledigt, weil wir uns sogar noch um die Abrechnung mit Wohlrabe wegen des Transports vom Samstag kümmern. Alles kein Problem, Herr Brandau, wenn Sie nur hier …«, er deutete auf einen vor ihm liegenden Din-A4-Bogen, »… wenn Sie nur hier unterschreiben. Zudem, das habe ich ja schon gesagt, sparen Sie damit bares Geld, das Sie in Ihrer jetzigen Situation doch viel besser gebrauchen können, als es dem Bestatter in den Rachen zu werfen.« Er lächelte gütig. »Wir sind immer im Sinne der kleinen Leute unterwegs, Herr Brandau, das können Sie mir glauben. Wenn ich Ihnen sage, dass Sie Geld sparen, können Sie es mir glauben. Da erzähle ich Ihnen garantiert keinen Unsinn.«
»Das glaube ich Ihnen ja, aber ich traue dem Braten noch nicht so ganz, dass Sie meine Frau bei Wohlrabe einfach wegholen können.«
»Wenn es stimmt, dass Sie bei denen noch nichts unterschrieben haben, und das glaube ich Ihnen natürlich, dann hat das Beerdigungsinstitut Wohlrabe keine Handhabe gegen Sie, denn es gibt ja gar keinen rechtsgültigen Vertrag.«
Wieder drückte er verbissen auf dem Taschenrechner herum.
»Jetzt hab ich es«, vermeldete er ein paar Augenblicke später. »Ich fasse also nochmal zusammen, Herr Brandau: Das, was wir vorhin besprochen haben, kostet Sie in etwa 2.800 Euro. Ist das nicht billig? Oder besser preiswert?«
»Na, ich weiß ja nicht«, mokierte Brandau sich. »2.800 Euro kommt mir jetzt nicht gerade wie ein Sonderangebot vor.«
»Aber da ist doch eigentlich alles drin, Herr Brandau. Wir kümmern uns um jedes Papier, um die Kremation, also das Verbrennen, die Überführung, die
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