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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Asia-Imbisses zu, betrat den Laden und setzte sich gegenüber von Werner Peters, dem Journalisten, der den Artikel über das Treffen zwischen Himmelmann und dem Belgier in die Zeitung gebracht hatte.
    »Hast du da nicht ein bisschen heftig auf den Brei gehauen?«, fragte der Referent grinsend, nachdem die Bedienung ihre Bestellung entgegengenommen hatte und wieder hinter der Theke verschwunden war.
    »Was denn, du wolltest doch die volle Ladung. Nun fang bloß nicht an zu jammern. Gib mir noch zwei, drei Tage, dann ist die Bastion Himmelmann sturmreif geschossen.«
    »Ich beschwere mich ja überhaupt nicht«, gab Patzner zurück. Peters legte eine Ausgabe der Zeitung vor sich und schlug den Artikel auf.
    Welches Spiel treibt Anselm Himmelmann?
, lautete die Schlagzeile. Darüber zwei Bilder, die zum einen den Bürgermeister bei der Ankunft, zum anderen die Verabschiedung zwischen ihm und van Dunckeren in der Hotellobby zeigten.
    »Wenn der wüsste, dass du die geschossen hast, würde er dich eigenhändig erwürgen«, bemerkte der Journalist mit Blick auf die Fotos.
    »Und weil ich noch eine Weile am Leben bleiben will, erfährt er besser nichts davon«, erwiderte Patzner. »Was planst du denn für morgen?«
    »Ich hab eine alte Stellungnahme rausgekramt, in der er kein gutes Haar an dem Belgier lässt. Daraus werde ich genüsslich zitieren.«
    »Das wird ihm genauso wenig gefallen wie die Sache von heute. Finde ich aber gut.«
    »Ich muss nur aufpassen, dass ich es mir nicht mit der Redaktion und dem Chefredakteur verderbe. Die hängen zwar immer gerne einen Lokalpolitiker hin, aber in Sachen Krematoriumsbau ist intern noch keine Leitlinie festzustellen. Und wenn es sich herausstellen sollte, dass die eher den Bau unterstützen, muss ich mich anpassen.«
    »Aber bis dahin sollten wir Himmelmann doch längst abgeschossen haben. Und dann kannst du sowieso schreiben, was du willst.«
    »Wirst du wirklich sein Nachfolger, wenn …«, wollte Peters eine Frage loslassen, wurde jedoch vom Klingeln seines Mobiltelefons unterbrochen. Er nahm das Gespräch an, meldete sich und lauschte konzentriert. Dann sagte er kurz ›ich bin schon unterwegs‹, legte auf, und ließ das Gerät auf den Tisch fallen.
    »Was ist denn passiert«, wollte Patzner von Peters wissen, der schlagartig kreidebleich geworden war.
    »Kronberger ist tot«, murmelte der Journalist.
    Patzner brauchte eine Sekunde, um das Gehörte zu verarbeiten. »Red keinen Quatsch«, fauchte er. »Wer erzählt denn so einen Unsinn?«
    »Mein Chefredakteur. Und du kannst sicher sein, dass der keinen Scheiß erzählt.« Damit stand er auf, warf einen Zehneuroschein auf den Tisch, und zog sich die Jacke über. »Er wurde am Auestadion tot aufgefunden, in seinem Wagen. Ich muss los.«
    »Warte, warte, ich komme mit!«, rief Patzner und sprang ebenfalls auf.
    »Das wirst du schön lassen, mein Lieber. Wir treffen uns in dieser Kaschemme, damit uns möglichst niemand miteinander sieht, und dann tauchen wir gemeinsam dort auf? Du spinnst wohl!«
    »Ist ja gut, du hast recht«, sah Patzner ein. »Weißt du, wie es passiert ist?«
    »Angeblich hat er sich umgebracht.«
    »Kronberger?«
    »Ja klar, Kronberger, wer denn sonst?«
    »Da, mein Freund, kannst du einen fetten Haken dran machen. Kronberger hätte sich niemals umgebracht. Nie im Leben.«
    »Wir werden sehen. Auf jeden Fall müssen wir heute Abend miteinander telefonieren, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Ich ruf dich gegen 19 Uhr an, ja?«
    »Mach das, ich bin auf jeden Fall zu erreichen.«
     
    *
     
    Klaus Patzner überfuhr die Kreuzung am Auestadion, bog am Kegelzentrum nach links ab und parkte seinen Wagen etwa 200 Meter stadtauswärts. Dann stieg er aus und ging langsam zurück, bis er durch die nahezu laubfreien Bäume auf die Streifenwagen und die wuchtige Mercedes-Limousine dazwischen sehen konnte. Ein großes Aufgebot an Polizisten sperrte das Areal um den Wagen ab, davor standen etwa drei Dutzend Schaulustige. Er versuchte, Peters in der Menge auszumachen, konnte ihn jedoch nicht entdecken.
     
    Klaus Patzner: 44 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder, Verwaltungsfachwirt, Opportunist und Arschkriecher.
    So hatte ihn seine Frau vor etwa einem Jahr während einer ihrer häufigen Auseinandersetzungen beschrieben.
    Zwar lebten die beiden noch immer unter einem gemeinsamen Dach, doch war das von ihm aus primär der Außenansicht geschuldet, während ihr Hauptaugenmerk der Versorgungslage galt.
    Geheiratet hatten

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