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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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tiefsten Winter am Polarkreis, aber nicht in unseren Breiten, und schon gar nicht in einer mäßig kalten Herbstnacht.«
    Lenz nickte anerkennend mit dem Kopf. »Gute Polizeiarbeit, Doc. Das heißt, dass Sie den armen Kerl auf jeden Fall obduzieren werden?«
    »Worauf Sie sich verlassen können. Aber vorher schaue ich ihn mir hier noch ein wenig genauer an.«
     

18
    Anselm Himmelmann, der Bürgermeister von Hofgeismar, war noch immer außer sich vor Wut. Viermal hatte er nun den Bericht in der Lokalzeitung gelesen, und mit jeder erneuten Lektüre hatte sich seine ohnehin nicht übermäßig gesunde Gesichtsfarbe ein paar Nuancen weiter in Richtung dunkelrot bewegt.
    »Klaus!«, brüllte er. »Klaus, wo steckst du, ich brauche dich!«
    Klaus Patzner öffnete die Tür seines Büros, trat auf den Flur und stand eine Sekunde später vor Himmelmann. »Was ist denn los, Anselm? Man könnte meinen, marodierende Horden stünden vor der Stadt, so wie du brüllst.«
    Der Bürgermeister musterte ihn verächtlich. »Ich brülle, weil ich mal wieder deinen Job erledigen muss. Ich brülle außerdem, weil in diesem verdammten Kaff nichts, aber auch gar nichts mit der gebotenen Diskretion zu bewerkstelligen ist.«
    Damit deutete er auf die Zeitung auf seinem Tisch. Patzner beugte sich hinunter, las, und las den Artikel gleich noch einmal.
    »Du hast dich mit dem Belgier getroffen, diesem van Dunckeren? Stimmt das?«, fragte er erstaunt.
    »Wer, glaubst du, ist deutlich auf den Bildern zu sehen? Frag doch nicht so blöd.«
    »Und warum machst du das? Ich dachte, er sei raus aus der Geschichte.«
    »Mann, Klaus, stell dich doch nicht noch dümmer, als du ohnehin schon bist. Wir haben in den letzten Jahren den Kontakt nie abreißen lassen und immer wieder mal telefoniert. Der Typ ist clever und weiß, wann es Zeit ist, sich zurückzuziehen. Aber er weiß auch genauso gut, wann es Zeit ist, sich wieder zu engagieren.«
    »Du meinst die Sache mit Bittner?«
    »Logisch. Seitdem Bittner umgefallen ist und das Projekt damit eine realistische Chance hat realisiert zu werden, ist er wieder mit im Boot. Und zwar mittendrin.«
    »Das heißt, er würde das Krematorium bauen?«
    »Das heißt es. Er würde es bauen und betreiben.«
    »Aber du weißt, dass es mit ihm nicht funktionieren kann, Anselm. Der Kerl hat seine eigene Bauunternehmung, mit der er aus Belgien anrücken würde. Das ist, wie sich gezeigt hat, der hiesigen Bevölkerung, speziell den Bauunternehmern, nicht zu vermitteln.«
    Himmelmann drehte sich um und betrachtete eine Weile die vom Wind umhergetriebenen Wolken. »Ach Klaus, lass mich doch mit diesem kleinkarierten Scheiß zufrieden. Klar hat van Dunckeren seine eigenen Leute und seine festen Vorstellungen, aber das ist doch nicht in Stein gemeißelt. Da ist noch jede Menge Interpretationsspielraum drin. Mir geht es momentan nicht darum, wer wann was baut, sondern wie diese Schmierfinken von der Zeitung von dem Treffen Wind gekriegt haben.«
    Patzner zog die Schultern hoch. »Keine Ahnung. Wem hast du denn davon erzählt? Mir nicht.«
    »Niemand hat es gewusst. Ich hätte die Sache natürlich gleich heute mit dir besprochen, nachher beim Mittagessen, aber das ist ja jetzt nicht mehr notwendig.«
    Klar, dachte Patzner. Das kannst du deiner Großmutter erzählen.
    »Aber wenn es niemand gewusst hat, wie können die dann an die Informationen gekommen sein?« Er beugte sich erneut über die Zeitung. »Dieser Peters aus Kassel hat es gemacht. Den brauche ich gar nicht zu fragen, der kann keinen von uns beiden leiden.«
    »Es ist mir scheißegal, ob dieser miese Schreiberling einen von uns leiden kann oder nicht«, brüllte Himmelmann so unvermittelt, dass Patzner zusammenzuckte. »Ich will wissen, wer hinter dieser Scheiße steckt. Und wenn du mir diesmal nicht Antworten auf die Fragen lieferst, die ich dir stelle, ist deine Zeit hier abgelaufen. Haben wir uns verstanden?«
    »Aber Anselm, wie soll ich …«, begann der Mitarbeiter devot, wurde jedoch von Himmelmann barsch unterbrochen.
    »Bis heute Abend will ich wissen, woher dieser Peters seine Informationen hat. Und jetzt geh mir aus den Augen, du Versager.«
    Patzner nickte und trat den Rückzug an. In seinem Büro angekommen setzte er sich hinter den Schreibtisch, fing an zu grinsen und griff zum Telefon. »Ich bin’s. Können wir uns sehen?«
     
    *
     
    Eine Stunde später ging Patzner mit raumgreifenden Schritten auf den Eingang des kleinen, versteckt liegenden

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