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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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noch die Fotos geliefert hatte, aber wer konnte schon ahnen, dass Kronberger am nächsten Tag das Zeitliche segnen würde.
    Wieder erklang der Ton seines Mobiltelefons, und diesmal siegte die Neugier über den Verdrängungsmechanismus, mit dessen Hilfe er gerne Dinge auszusitzen pflegte, bis sie sich von allein erledigt hatten. Erneut sah er auf das Display, doch jetzt war es nicht Himmelmann, sondern jemand,  der mit unterdrückter Nummer anrief. Einen Wimpernschlag lang durchzuckte ihn der Gedanke, dass sein Chef es anonym versuchte, doch er widerstand dem Impuls, das Telefon auf den Beifahrersitz zu werfen.
    »Ja, Patzner«, meldete er sich knapp.
    »Hallo, Herr Patzner«, hörte er eine leise Männerstimme. Dann war Stille in der Leitung.
    »Ja, Klaus Patzner hier, wer ist denn da?«
    »Das tut nichts zur Sache. Ich würde mich gerne mit Ihnen treffen.«
    Der Referent nahm das Telefon vom Ohr, sah noch einmal auf das Display, doch die Anzeige hatte sich natürlich nicht verändert. »Ich treffe mich mit niemandem, der mir nicht sagen will, wer er ist«, knurrte er ins Telefon.
    Wieder eine Pause.
    »Das wäre dumm von Ihnen, weil ich derjenige bin, der dafür sorgen kann, dass Sie Ihren Job behalten können.«
    Patzner wurde kreidebleich und musste schlucken. Dann hatte er sich wieder gefangen. »Das ist doch Nonsens. Mein Job ist nämlich überhaupt nicht in Gefahr.«
    Ein leises, heiseres Lachen aus dem Telefon.
    »Wenn Ihr Boss erfahren würde, wer die Bilder geschossen hat, die er sich heute in der Zeitung anschauen musste, wäre Ihr Job ganz sicher in Gefahr, davon bin ich überzeugt.«
    Patzner schluckte, schloss für einen Sekundenbruchteil die Augen und biss die Zähne aufeinander. »Damit habe ich nichts zu tun«, versuchte er Zeit zu gewinnen.
    »Lassen wir das doch einfach, Herr Patzner. Entweder Sie treffen sich mit mir, oder Sie sind heute Abend Ihren Job los.«
    »Selbst wenn es so gewesen sein sollte, was ich ganz klar bestreite, wie wollten Sie es denn beweisen?«
    Wieder dieses heisere Lachen.
    »Keine Spielchen mehr. Wir treffen uns in genau 60 Minuten auf dem Parkplatz oberhalb von Lutterberg. Seien Sie pünktlich und kommen Sie allein, sonst fahre ich einfach wieder weg und mache die Mail an Ihren Boss fertig.«
    Patzner überlegte fieberhaft, welchen Parkplatz der Unbekannte meinen könnte. Doch noch bevor er nach dem genauen Treffpunkt fragen konnte, hörte er ein kurzes Klicken in seinem Ohr, gefolgt vom enervierenden tüt-tüt-tüt. »Scheiße«, brüllte er, warf das Telefon in die Mittelkonsole, verlangsamte die Geschwindigkeit und fuhr den Wagen auf den Randstreifen.
    »Scheiße, Scheiße!«, schrie er wieder und wieder und schlug dabei auf das Lenkrad ein. Dann jedoch erwachten seine Instinkte und er fing an, nachzudenken.
    Wenn der Typ es ernst meint, was kann ich schon verlieren?, schoss es ihm durch den Kopf. Geliefert war er sowieso, weil er Himmelmann unmöglich erklären konnte, dass die Indiskretion, die in der Zeitung stand, auf seinem Mist gewachsen war. Und vielleicht machte der Mann, der ihn sehen wollte, ihm ja ein Angebot.
    In jedem Ende steckt ein neuer Anfang, tröstete er sich. Jetzt galt es nur noch, den Parkplatz zu finden, auf dem der Anrufer sich mit ihm treffen wollte.
     
    45 Minuten später bog er von der Hauptstraße, die zur Autobahnauffahrt führt, auf die kleinere Straße hinunter nach Landwehrhagen ein. Mittlerweile war es dämmrig geworden und der kleine Ort, der sich in der Hauptsache links der Straße erstreckte, lag im dichten Herbstnebel. Patzner blickte nach rechts und nach links, konnte jedoch zwischen der Abfahrt und dem Ortsschild keinen Parkplatz entdecken. Er fuhr bis zu einer Abzweigung, wendete und sah von rechts einen Motorroller auf die Kreuzung zuhalten. Schnell schaltete er die Warnblinkanlage ein, ließ die Scheibe der Beifahrerseite herunterfahren und winkte dem Rollerfahrer zu. Im Näherkommen sah er, dass es sich um ein junges Mädchen mit einem dieser modernen Jethelme auf dem Kopf handelte.
    »Entschuldigen Sie«, rief er laut, als sie fast mit ihrer Lampe in seiner Tür stand, »ich suche den Parkplatz oberhalb von Lutterberg. Können Sie mir helfen?«
    »Klar«, nickte das Mädchen, nahm sich den Schal vom Mund und deutete nach rechts. »Da fahren Sie hoch bis zur Kreuzung und dort links, dann sehen Sie den Parkplatz schon.«
    Patzner bedankte sich, fuhr an und sah im Rückspiegel, wie die Rollerfahrerin über die Kreuzung schoss

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