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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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hatte eine knappe Viertelstunde später sein Ziel erreicht.
     
    »Wohlrabe«, meldete sich die Stimme der jungen Witwe aus der Sprechanlage.
    »Hier ist noch einmal Hauptkommissar Lenz von der Kripo, Sie erinnern sich sicher an mich. Mir ist noch etwas eingefallen, über das ich gerne mit Ihnen sprechen würde.«
    »Hat das nicht Zeit bis morgen, Herr Lenz?«, fragte sie nach einer kurzen Pause ruhig zurück.
    Wenn sie der Besuch des Polizisten nervte, so ließ sie es sich zumindest nicht anmerken.
    »Ja und nein«, antwortete Lenz. »Ich hatte gerade in der Gegend zu tun und dachte, ich frag einfach mal nach«, log er.
    Wieder gab es eine Pause, die nun etwas länger dauerte, und Lenz hatte den Eindruck, dass die Frau nicht allein im Haus war.
    »Nein, nein«, kam es dann zurück, begleitet vom Summen des Türöffners. »Kommen Sie bitte herein.«
    Der Polizist betrat das Haus, ging durch die Verbindungstür und wurde im Flur von Monika Wohlrabe in Empfang genommen, die ihm die rechte Hand hinhielt. Offenbar hatte sie die Hoffnung, dass sich die Sache zwischen Tür und Angel regeln ließ.
    »Guten Abend, Frau Wohlrabe, schön, dass Sie sich noch den kleinen Augenblick Zeit für mich nehmen«, erklärte der Beamte der verdutzten Frau und ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer.
    »Haben Sie Besuch?«, hakte er sofort nach.
    Sie kam ihm nach und baute sich wieder zwischen ihm und dem Zimmer auf. »Nein, wie kommen Sie darauf?«
    »Ach, war nur so eine Idee.«
    Sie griff sich theatralisch an den Kopf. »Ich muss Sie bitten, Ihren Besuch auf das Nötigste zu beschränken, Herr Lenz. Ich leide unter einer solch quälenden Migräne, dass ich ein starkes Schmerzmittel genommen habe und so schnell wie möglich ins Bett will.«
    »Oh ja, selbstverständlich, Frau Wohlrabe«, gab der Kommissar zurück. »Meine Frage, wegen der ich Sie störe, bezieht sich auf die Zeit, bevor Sie Günther Wohlrabe kennen und lieben gelernt haben. Gab es damals, also kurz davor, einen anderen Mann in Ihrem Leben?«
    Wieder hielt sie sich den Kopf, als ob sie damit rechnen müsse, ihr Schädel würde in der Mitte auseinander brechen.
    »Nein«, antwortete sie dann mit fester Stimme, »damals gab es keinen anderen Mann.«
    »Das ist erstaunlich, denn einer der Mitarbeiter des Bestattungsunternehmens hat uns erzählt, dass es da sehr wohl einen Partner gegeben hätte.«
    Nun war in ihrem Gesicht eine Regung zu erkennen. Sie biss sich kurz auf die Unterlippe, holte tief Luft und hatte sich schon wieder unter Kontrolle.
    »Ich weiß zwar nicht, wer sich da so gut in meinem Privatleben auskennt, dass er etwas Derartiges behaupten kann, aber ich versichere Ihnen, dass ich …« Sie stockte. »Nun, mir fällt ein, dass es da vielleicht doch so etwas wie einen Freund gegeben haben könnte. Sicher ist es so, dass er sich damals viel mehr davon versprochen hat als ich, aber er hat mich ein paar Mal von der Arbeit abgeholt, als ich noch nicht mit meinem verstorbenen Mann zusammen war.«
    »Wer ist dieser ›Freund‹?«
    »Sein Name ist Bonnet, Holger Bonnet. Aber ich sollte lieber sagen, es war sein Name. Er ist nämlich tot.«
    »So?«, bemerkte Lenz erstaunt. »Woran ist er denn gestorben?«
    »Er kam bei einem Autounfall ums Leben.«
    »Wie lange nach Ihrer Trennung war das?«
    »Das weiß ich nicht mehr, Herr Kommissar«, gab sie, nun deutlich genervt, zurück. »Vielleicht ein paar Wochen danach, vielleicht auch ein paar Monate.«
    »Eher Wochen oder eher Monate?«
    »Ich weiß es nicht mehr«, zischte sie mit geschlossenen Augen, »und ich weiß auch nicht, warum Sie mich jetzt und hier mit dieser alten Geschichte belästigen. Das kann doch unmöglich etwas mit dem Tod meines Mannes zu tun haben.«
    Lenz hob den Kopf und sah ihr tief und lange in die Augen.
    »Es gibt so viele Zusammenhänge, das glaubt man manchmal gar nicht, Frau Wohlrabe«, erklärte er freundlich. »Und es war klar, dass es sich damals wirklich um einen Unfall gehandelt hat?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Es war nicht vielleicht ein Selbstmord aus Liebeskummer?«
    »Das weiß ich nicht, Herr Kommissar, und es hat mich weder damals interessiert, noch interessiert es mich heute. Er war eine Liebelei für mich, nicht mehr. Und es hat mir nichts ausgemacht, diese Sache damals zu beenden. Gar nichts.«
    »Weil Sie sich in Herrn Wohlrabe verliebt hatten?«
    Wieder holte sie tief Luft. »Genau deshalb, ja. Und jetzt wäre ich wirklich gerne allein, wenn Sie gestatten.«
    »Oh ja,

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