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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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ihn umgebracht. Ob es Absicht gewesen ist, ihn damit zu töten, müssen Sie herausfinden, aber er ist auf jeden Fall daran gestorben.«
    »Aha«, machte Lenz, weil er den Zusammenhang mit dem Fund im Darm nicht herstellen konnte. »Ja, das werden wir zu klären versuchen, aber was hat das mit seinem Darm zu tun?«
    »Nichts«, entgegnete Franz.
    Himmel hilf, dachte Lenz. »Aber Sie haben was gefunden, was auf keinen Fall da hingehört.«
    »Bingo, Herr Lenz. Nämlich die Reste eines einzelnen Rizinussamens.«
    »Einen einzelnen Rizinussamen?«, fragte der Hauptkommissar ungläubig zurück. »Also das gleiche Zeugs, mit dem Günther Wohlrabe vergiftet wurde?«
    »Exakt, genau das Zeugs. Allerdings, wie gesagt, nur einen einzelnen Samenkern.«
    »Daran wäre er aber nicht gestorben, wenn ich Sie richtig verstanden habe?«
    »Vermutlich nicht, obwohl, in der Literatur …«
    »Jaja, ich erinnere mich an das, was Sie dazu gesagt haben«, unterbrach Lenz den Mediziner schroff. »Und Sie sind sich sicher, dass es sich wirklich …«
    Nun war es Franz, der im Gegenzug dem Polizisten ins Wort fiel. »Hören Sie auf, ständig an meinen Ergebnissen zu zweifeln, Herr Lenz. Er ist an einem Herzstillstand gestorben, der von den Elektroschocks ausgelöst wurde, und vielleicht ist das so gekommen, weil er durch diese Rizinvergiftung bereits etwas geschwächt gewesen ist. Aber das ist jetzt reine Spekulation von mir. Er ist also nicht am Rizin gestorben, aber es könnte eine Rolle gespielt haben.«
    »Und die Parameter sind dieselben wie bei Wohlrabe? Ich meine, was die Einnahmezeit angeht?«
    »Nein, hier liegen die Dinge ein klein wenig anders. Kronberger könnte das Samenkorn schon im Laufe des Samstags zu sich genommen haben. Das ist noch nicht ganz schlüssig zu klären, weil er längere Zeit keinen Stuhl mehr ausgeschieden hatte. Also Freitagabend bis Samstagabend könnte durchaus als Zeitraum infrage kommen, doch das versuche ich noch ein wenig näher einzukreisen. Geben Sie mir nur dafür zwei oder drei Tage Zeit, bitte.«
    »Gerne, Doc. Und ich habe es eben wirklich nicht böse gemeint und wollte auf keinen Fall an Ihren Ergebnissen zweifeln.«
    »Ist in Ordnung, Herr Lenz, machen Sie Feierabend. Ich gehe jetzt auf jeden Fall nach Hause. Morgen ist auch noch ein Tag.« Damit beendete der Rechtsmediziner das Gespräch.
    Lenz legte den Hörer auf und sah Hain durchdringend an.
    »Was ist denn jetzt wieder?«, wollte der wissen.
    »Der tote Kronberger hatte dasselbe Zeug intus wie das, mit dem Wohlrabe um die Ecke gebracht wurde«, berichtete Lenz seinem Kollegen die Einzelheiten des Telefonats mit dem Mediziner.
    Der Oberkommissar hörte mit immer größer werdenden Augen zu.»Dann haben wir endlich das Bindeglied, nach dem wir gesucht haben, Paul.«
     
    *
     
    Eine knappe Stunde später verließen die beiden das Polizeipräsidium durch den Hinterausgang und hielten auf ihre Autos zu. Die Zeit zwischen dem Anruf von Dr. Franz und ihrem Aufbruch hatten sie damit zugebracht, alle ihnen bekannten Einzelheiten der beiden Mordfälle noch einmal an der Pinnwand zu visualisieren, doch wirklich Erhellendes war dabei nicht herausgekommen.
    »Fährst du jetzt gleich ins Krankenhaus?«, wollte Hain zum Abschied wissen.
    »Nein, wo denkst du hin? Vor Mitternacht brauche ich da gar nicht aufzukreuzen, und selbst dann ist es immer noch fraglich, ob ich sie wirklich sehen kann.«
    »Wie auch immer«, gab Hain müde zurück und unterdrückte dabei ein Gähnen, »ich drücke euch auf jeden Fall die Daumen.«
    Damit trat er auf seinen Chef zu, umarmte ihn herzlich, klopfte ihm auf die Schulter und löste sich wieder von ihm.
    »Mensch Thilo, musste das sein«, stöhnte Lenz, »hier vor allen Leuten?«
    »Das musste. Ich soll nämlich an meiner Homophobie arbeiten, hat mir mein Boss und Mentor aufgetragen. Und da dachte ich, fängste am besten gleich damit an. Bis morgen.«
    Damit stieg der junge Oberkommissar in seinen Wagen, ließ den Motor an, winkte noch einmal grinsend und fuhr vom Hof. Lenz blieb kopfschüttelnd zurück und war dicht davor, eine Träne der Rührung zu verdrücken, konnte sich jedoch im letzten Augenblick bremsen, weil zwei Kollegen in Uniform auf dem Weg zu einem Streifenwagen dicht an ihm vorbeigingen.
    »’n Abend«, murmelte er und stieg in sein Auto.
     
    Auf dem Weg nach Hause fiel ihm ein Detail ein, das ihm den ganzen Tag über immer wieder durch den Kopf gegangen war. Er wendete, fuhr in die andere Richtung und

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