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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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am Nachmittag in der Schule sein«, sagte Alex zu Tim. Es war ein schöner Sommermorgen. Über den Bäumen stand ein leichter Dunst, der sich später auflösen würde. Dann würde es wieder brütend heiß sein.
    »Lad doch mal ein paar Freunde ein«, schlug Tim vor und wischte sich die Hände an seinen Jeans ab. »Wir könnten Fallen aufstellen und auf Tontauben schießen. Meinst du, das würde deinen Freunden gefallen?«
    Alex überlegte. Levi würde das bestimmt mögen, und Max auch, nur bei Sasha war er sich nicht so sicher. Aber wollte er sie wirklich hier oben haben?
    »Wie wär’s mit nächstem Sonnabend?«, fragte Tim. »Am Nachmittag habe ich nichts vor.«
    Alex wusste, wie sehr sich Tim wünschte, dass sein Sohnmehr Gesellschaft hätte. Nach dem mittleren Schulabschluss war Alex ein Jahr lang zu Hause geblieben und hatte den Kontakt zu den wenigen Jungs verloren, mit denen er sonst seine Zeit verbracht hatte. Geblieben war ihm nur Levi.
    »Gut«, sagte Alex. »Ich frag sie.«

    Der Raum roch nach Staub und Bohnerwachs, die Luft war abgestanden. Das Sonnenlicht ließ jeden Fleck, jeden Abdruck auf den Fensterscheiben sichtbar werden. Alex war zu spät zum Unterricht gekommen, aber es gab noch jede Menge freie Plätze. Er schätzte, dass etwa ein Drittel der Klasse fehlte. Das war der Tribut an die Sonne. An einem Tag wie diesem hatte niemand Lust, in einem stickigen Klassenzimmer zu sitzen. Aber Sasha war da, hatte vorne Platz genommen, ihr blondes Haar fiel über die Bücher. Hinter ihr saß Levi, der mit seinem Handy beschäftigt war. Max starrte aus den verschmierten Fenstern hinaus. Der hatte vielleicht ein blaues Auge. Alex schlüpfte auf einen Stuhl ganz hinten und versuchte, sich zu konzentrieren. Wenn er schon in diesem Raum hocken musste, dann wollte er auch was draus machen.
    Er beobachtete, wie Levi sich durch den Unterricht zappelte. Er wackelte mit den Füßen und rieb sich übers Gesicht. Nicht eine Minute konnte er stillsitzen. Er spannte seinen Bizeps an, ein ums andere Mal. Fast unbemerkbar hob und senkte er sich auf seinem Stuhl, zweifelsohne trainierte er seinen Gluteus Maximus.
    Nach dem Unterricht, als sie in der Cafeteria nach Kaffee anstanden, fragte Alex Levi, ob er Lust habe, am Sonnabendnachmittag zu ihnen hoch aufs Gut zu kommen. Levi strahlte gleich vor Freude.
    »Ob ich Lust habe? Hey, Bruder, das ist total geil. Und dann darf ich eine richtige Waffe in die Hand nehmen? Su-per!«
    Auch Max nickte mit seinem verbeulten Gesicht, obwohl Alex gehofft hatte, er würde Nein sagen. Heute schüchterte ihn Max’ Gegenwart irgendwie ein. Der Junge hatte ein ganz schön heftiges Temperament. Von Nahem sah sein Auge noch übler aus. Alex hätte zu gerne gefragt, was der Soldat mit »Schulterrorist« gemeint hatte. Aber Max wollte das offenbar für sich behalten. Das war sein gutes Recht.
    Levi hingegen hatte keine Skrupel.
    »Alter«, sagte er zu Max. »Wieso bist du Freitag so abgegangen, wenn ich das mal fragen darf?«
    Max erstarrte, die Kaffeetasse auf halber Höhe zwischen Tisch und Mund. Und da blieb sie auch. Einen Moment lang sah es so aus, als wollte er sie über Levis Kopf auskippen.
    »Der ist mir auf die Nerven gegangen«, sagte er.
    »Und was sollte das mit dem Terroristen?«, fragte Levi. Er blickte zu Alex hinüber, der ihm bedeutete, die Klappe zu halten. »Oder weißt du das nicht mehr?«
    »Da musst du dich verhört haben«, sagte Max. »Das waren bloß ein paar blöde Wikinger. Einer von denen kannte meinen Bruder und deswegen denken die, sie können sich mit mir anlegen.« Er runzelte die Stirn. »So ist das bei der Armee.«
    »Aber … Moment mal.« Levis Telefon klingelte und er führte ein hastiges Gespräch.
    »Alles okay, Mum. Klar, ich bin um sechs zu Hause. Bleib locker, Frau!« Er verdrehte die Augen und steckte das Telefon weg.
    »Was hat sie?«, fragte Alex und setzte sich an den Tisch.
    »Sie macht sich Sorgen«, sagte Levi. »Ich bin ihr einziger und bester Sohn. Dad lebt in Lincoln, also hat sie nur mich. Sie fürchtet immer, mir könnte was Entsetzliches passieren.« Er seufzte. »Ich mach mich lustig über sie, aber wahrscheinlich werde ich genauso sein, wenn ich Kinder habe. Da wir gerade von Kindern reden …« Er hatte durch die Glaswand Sasha auf dem Flur bemerkt und winkte ihr zu.
    »Hach, ist die nicht wunderschön?«, bemerkte Levi.
    Alex nickte. Er wollte nicht allzu begeistert wirken.
    »Magst du sie?«, fragte Levi vorsichtig.
    Alex zögerte.

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