Bullet Boys
Essenklauen ist doch Quatsch. Ich glaube, der hat was richtig Schlimmes gemacht. Du hast doch gesehen, wie der drauf sein kann. Und warum hat der Typ ihn den ›Schul-Terrorist‹ genannt?«
»Was meinst du denn, was er gemacht hat?«
»Ich krieg’s raus.« Levi stand auf. »Also, was kann man hier so machen?«
Alex überlegte. An einem Tag wie diesem und ohne Levi würde er auf den Cosdon Hügel klettern und über die Grafschaft Devon gucken. Oder er würde die Futtertrichter von Vogelscheiße säubern oder den Zaun hinter dem Gartenreparieren oder mit Gaffer zum Fluss runtergehen und Bälle für ihn werfen. Er könnte sich sein Quad schnappen und um die Felder brettern. Er könnte die Dachsfallen überprüfen, um zu gucken, ob die Dachse zurückgekehrt waren. Er könnte die Lebendfallen für die Krähen abgehen oder sich einfach an den Küchentisch setzen und die Gewehre gründlich putzen. Wenn er in der richtigen Stimmung wäre, könnte er mit seinem Gewehr losziehen und Krähen schießen und dann nach den fetten Lämmern auf den oberen Weiden gucken. Später würde er seine Geografie-Hausaufgaben machen und Zwiebeln für eine Zwiebel-Käse-Pastete schneiden. Vielleicht würde er auch ein paar Scheite Holz für den Ofen schlagen oder aber seine Sachen waschen, damit er in der nächsten Woche für die Schule was Sauberes zum Anziehen hatte.
»Hier draußen kann man eigentlich gar nichts machen, stimmt’s?«, fragte Levi.
»Wir könnten noch weiter rausfahren«, schlug Alex vor. Er dachte, es würde Levi nicht gefallen, die Futtertrichter zu säubern oder die Mausefallen in den Futterfässern zu leeren oder die vergifteten Ratten im Kornschütter zu verbrennen.
»Jetzt fahr ich mal«, grinste Levi und stand auf.
Als sie oben auf dem Belstone Hügel standen (das Quad hatten sie ein Stück weiter unten auf dem Weg stehen lassen müssen), erklärte Alex die markanten Punkte: der Browns-Sumpf – der lila-gelb glänzte –, die alte Zinnmine, deren Ausgänge wie Pocken auf den Hängen saßen, und ganz in der Ferne Hammerton. Er wusste nicht, ob Levi wirklich zuhörte, während er seine Blicke über das Moor streifen ließ.
»Was ist denn da los?« Levi zeigte auf einen Jeep, dereinen holprigen Weg hochfuhr und bei zwei roten Fahnen stehen blieb. Zwei Männer stiegen aus und holten die Fahnen ein.
»Die machen immer irgendwelche Übungen«, sagte Alex. »Dahinten ist ein Schießplatz. Manchmal macht es den ganzen Tag bum, bum, bum. Das nervt die Leute in der Umgebung ganz schön, vor allem die Wanderer und die Touristen.«
»Und das da?« Levi deutete auf eine Kolonne Armeefahrzeuge, die wie kleine Spielzeugautos bergauf von einem Bauernhof wegfuhren.
»Das ist der Strangeways-Hof«, sagte Alex. »Ein alter Bauernhof, den die Armee aufgekauft hat. Es gibt da ein altes Bauernhaus und eine Menge Nebengebäude und ungefähr acht Hektar Land. Die Armee nutzt das Gelände für Übungen. Wir gehen manchmal dahin, um Tauben und Ratten zu beseitigen.«
»Was üben die denn da?«, fragte Levi.
»Alles Mögliche«, sagte Alex. »Ich glaube, oft nutzen sie das Gelände als Stützpunkt und Lager, wenn sie im Moor Manöver machen, aber sie üben dort auch Kampfeinsätze, zum Beispiel, wie man den Feind aus Gebäuden und bebautem Gelände vertreibt. Manchmal gucke ich zu, wie sie die Häuser erobern und dann wieder rausstürmen und dabei mit Platzpatronen und Übungsgranaten und allen möglichen Sachen ballern.«
»Toll.« Levis Augen leuchteten. »Da würde ich gerne mal hin.«
»Lieber nicht«, sagte Alex und schaute den Armeefahrzeugen nach. »Das ganze Gelände ist Sperrgebiet.«
»Aber wir könnten näher ran«, sagte Levi. »Ich würdegerne mal zugucken, wie die üben.« Auch er schaute den Fahrzeugen nach. »Hast du mal überlegt, ob du zur Armee willst?«
»Ja«, sagte Alex. »Aber ich bin lieber Wildhüter. Da habe ich auch ein Gewehr, aber wenn ich schieße, schießt niemand zurück.«
Levi lachte. »Du würdest bestimmt dumm gucken, wenn dir ein Dachs mit einer 12-Kaliber-Flinte gegenübersteht!«
»Und was ist mit dir?«, fragte Alex.
»Ich finde die Ausbildung toll und auch, dass man viel unterwegs ist.« Levi streckte und beugte seine Arme. »Aber jedes Mal wenn ich das meiner Mum gegenüber erwähne, dreht die durch. Die ist eine echte Pazifistin, du weißt schon, gegen Atombomben und so. Sie würde ausflippen, wenn ich mich verpflichten würde. Sie sagt, das ist, als würde man sich verpflichten,
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