Bullet Catcher 1: Alex
dir etwas Kreatives ein, um sie abzulenken. In solchen Dingen bist du doch sehr bewandert.«
Fakten logen nicht, davon war Jazz zutiefst überzeugt. Menschen allerdings schon. Meinungen boten immer Raum für Interpretationen, und Schlussfolgerungen waren stets gefährlich. Aber auf Fakten konnte man sich verlassen.
Und auf ihrem Bildschirm leuchtete ihr ein großer, böser Fakt entgegen.
Kimball Parrish hatte eine direkte Verbindung zu Denise Rutledge. Nachdem Ollie Parrishs Büro verlassen hatte, hatte sie einen Hinweis auf Desirée Royalle im Computer entdeckt. Sie war auf einen Ordner gestoßen und hatte ihn markiert, aber dann hatte Alex … sie abgelenkt. Und während er sie auf Parrishs Schreibtisch genommen hatte, waren die Dateien auf ihren Computer überspielt worden.
Nun hackte sich ein Programm in die Daten, und sie schloss die Augen und überließ sich den Erinnerungen. Was geschah zwischen ihr und Alex? Es war weit mehr als reine körperliche Anziehung, weit mehr als ein Hormonschub, der zur Entladung führte. Wie hatte er es genannt, als sie ihn damals ausgetrickst hatte.
Einen Machtkampf.
Ja, genau. Und sie verlor. Haushoch.
Der Bildschirm leuchtete auf, als das Programm ein Schlupfloch in der Firewall gefunden hatte; sie sollte sich besser um ihre verschwundene Schwester kümmern, als einer Romanze nachzuhängen.
Eine schöne Liebesgeschichte würde das werden. Alex reiste in der Welt herum, um reiche Laute zu beschützen, und sie saß in ihrer kleinen Privatdetektei in San Francisco. Und hatte kein Bedürfnis – absolut keins, niemals, nada –, eine Beziehung mit einem Mann einzugehen, der im tiefsten Herzen davon überzeugt war, dass Männer die dominante Spezies waren und es seine Aufgabe war, Frauen zu beschützen.
Aber, du lieber Gott! Wenn sie nur daran dachte, wie sehr sie ihn begehrte, spannten ihre Brüste, und sie wurde feucht. Dabei war es nur Sex. Unglaublicher, alles auflösender, fantastischer Sex.
Niemand würde diesen Machtkampf gewinnen. Ihr blieb nur, sich auf die Suche nach Jessica zu konzentrieren. Und eine faszinierende Spur tat sich genau in diesem Moment direkt vor ihrer Nase auf. Eine Mail an Kimball Parrish von niemand Geringerem als Howard Carpenter, dem Mann, der Denise Rutledge rausgeschmissen hatte.
Gott sei Lob, Preis und Dank für alle digitalen Fingerabdrücke und Spuren, die Leute auf ihren Computern hinterließen. Ein reger Mailverkehr zwischen Howie und Kimball. Sie hatten ein Sex-Treffen arrangiert, bei dem die Pornodarstellerin genau dasselbe tun sollte wie in den Filmen. Überraschenderweise schien die Initiative von Desirée Royalle ausgegangen zu sein.
Wollte sie einen ehrbaren Job im Fernsehen ergattern und hatte geglaubt, gerade Parrish könnte ihr dazu verhelfen? Oder suchte sie eine Möglichkeit, Jessica bei ihrer Story zu helfen?
Was es auch war, Jazz würde dahinterkommen. Mit einem Kurzstreckenflug konnten sie in einer Stunde auf Key West landen.
Sie hatte gerade die Buchung abgeschlossen, als sich die Schlafzimmertür öffnete.
»Ich bin nicht gefeuert«, sagte er mit einem schiefen Grinsen. »Wir können uns also den Trip nach Key West sparen und den ganzen Tag …« Er sah sie von oben bis unten mit einem an Deutlichkeit nicht zu überbietendem Blick an. »… im Pool schwimmen.«
Warum reagierte ihr Unterleib bloß auf diese Weise? Wer bestimmte denn über ihren Körper? »Tut mir leid, Alex. Es geht doch nach Key West, genauer gesagt nach Sunset Key. Das Flugzeug startet in …« Sie sah auf die Uhr. »… ungefähr drei Stunden. Wir müssen davor noch einchecken, und bei dem Verkehr wird kaum Zeit zum Schwimmen bleiben.«
»Wir müssen aber nicht mehr hin«, sagte er noch einmal und schloss die Tür hinter sich. Verdammt, ihr Mund war plötzlich ganz trocken!
»Müssen wir wohl.« Sie zeigte auf den Laptop. »Eigenartigerweise besteht eine Verbindung zwischen Kimball Parrish und Desirée Royalle. Ich will herausfinden, was dahintersteckt.«
»Zeig her!« Er stieg auf das Bett und setzte sich mit gespreizten Beinen hinter sie. Seine Brust drückte sich warm an ihren Rücken, als er ihren Nacken küsste. Sie spürte sein Lächeln, während er die Mails las. »Scheint mir nicht eigenartig, sondern ganz normal zu sein.«
»Alex.« Sie zeigte auf den Bildschirm, seine Hände lagen auf ihrer Taille und bewegten sich langsam nach oben. »Meinst du nicht, es ist ein merkwürdiger Zufall, dass Kimball Parrish Denise kennt und sich zum
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