Bullet Catcher 1: Alex
als Denise ihre Tasse mit einem Knall auf dem Tresen abstellte. »Das sollte Ihnen die Beweise verschaffen, dass niemand in diesem Scheißgeschäft vor den Schweinen sicher ist, die auf unsere Kosten Geld scheffeln.« Denise sah sie finster an. »Sie haben tausend Fragen über Howies Filmfirma und die Studios in Hialeah gestellt. Haben mir Geld und ihren Schutz angeboten, wenn ich Kimball Parrish aushorche.«
Bei diesem Namen ging Jessicas Körper in Habtachtstellung. »Um was ging es?«
Der Kies am Haus knirschte. Denise schnappte nach Luft, alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Er ist wieder da! Zurück ins Zimmer! Schnell!«
Jessica bewegte sich nicht. »Nein, Denise. Er ist mir eine Erklärung schuldig. Ich weiß immer noch nicht, warum er mich hergebracht und unter Drogen gesetzt hat.«
»Sind Sie irre?« Denise riss die Augen weit auf. »Ich habe es Ihnen doch gesagt. Er will uns beide zusammen filmen.«
Jessica starrte sie an und schüttelte den Kopf. »Sie müssen sich irren.« Aber noch während sie das sagte, nahm ein furchtbares Bild in ihrem Kopf Gestalt an.
Ihr eigenes lachendes Gesicht auf einem Bildschirm, aber … irgendjemand hatte es bearbeitet.
Darum war sie aus der Wohnung gelaufen. Er hatte ihr einen Film gezeigt, den er gemacht hatte. Aufnahmen von ihr, entspannt und lachend im Nachrichtenstudio, waren mit dem Körper einer anderen Frau zusammengeschnitten worden. Einer Frau, die … gerade Sex hatte. Zuerst hatte sie gedacht, er hätte sich einen schlechten Scherz erlaubt.
Aber dann hatte er sich umgewandt und mit einem entwaffnenden Lächeln gesagt: »Ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen, Jessie.«
Schritte hallten auf der Holztreppe vor dem Haus, um ein Haar wäre die Erinnerung ihr wieder entglitten.
»Los doch!«, flehte Denise. »Er bringt Sie um, wenn er Sie hier findet.«
Etwas in ihrem Blick, in ihrer Stimme sagte Jessica, dass sie wahrscheinlich recht hatte. Hatte sie den Mann unterschätzt? Jessica stellte die Tasse in die Spüle, nahm sie dann aber doch wieder in die Hand, um keine verräterischen Spuren zu hinterlassen, und rannte schnell in das Zimmer, in dem sie eine Woche lang gefangen gewesen war.
Im Flur waren die Schritte von draußen noch besser zu hören, sie kamen immer näher. Jessica fuhr herum und sah Denise an. Sie brauchten einen Plan. Mussten sich Zeit verschaffen. Wenn er glaubte, sie wäre immer noch betäubt, könnte Denise vielleicht Hilfe holen. »Schnappen Sie sich sein Handy, oder suchen Sie da draußen ein Telefon! Rufen Sie meine Schwester an – Jasmine Adams in San Francisco. Bitte!«
Im Zimmer riss sich Jessica das Kleid vom Leib und legte sich rasch ins Bett, wie eine Jugendliche, die ihre Eltern glauben machen wollte, sie sei die ganze Nacht zu Hause gewesen. Sie schob die Tasse unter das Kopfkissen und legte sich auf die Seite, um ihr Gesicht unter den Haaren zu verbergen.
Eine Männerstimme drang an ihr Ohr, dann war es einen Augenblick still; Denise musste geantwortet haben.
Jessica machte sich unter der Decke so klein wie möglich und schloss die Augen. Es reichte nicht, sich einfach nur schlafend zu stellen. Sie musste so tun, als wäre sie betäubt.
Ihre Schwester schlief so tief.
Die Freude über einen weiteren Erinnerungsschnipsel wärmte sie ein wenig. In ihrem Kopf fand sich plötzlich eine Flut von Informationen über Jazz. Sie sah die schlafende Jazz förmlich vor sich. Es war ganz einfach – Jazz mochte nichts mehr, als zu schlafen. Schlafen, lachen, jedes Fünkchen Energie aus dem Leben in sich einsaugen. Das war Jazz. Auf ihr lastete kein Ehrgeiz, keine knebelnden Strukturen oder das Diktat der Uhr. Und sie war so liebenswert. Jessica begrüßte freudig den wohlbekannten Stich der Eifersucht, weil es sich einfach so gut anfühlte, sich überhaupt zu erinnern. Dann fiel ihr noch etwas ein.
Jazz wollte nach Miami kommen. Oh Gott, sie war schon seit mehreren Tagen in der Stadt. Was hatte sie wohl gedacht, als ihre Schwester nicht aufgetaucht war –
Die Tür ging auf.
Jessica zwang sich, bewegungslos liegen zu bleiben, kämpfte gegen den Drang an, loszuschreien und Erklärungen zu fordern.
Gummisohlen quietschten auf dem Holzfußboden, als er näher kam. Ihr Herz schlug wild in der Brust, das Blut rauschte in ihren Ohren. Sie wollte schlucken, aber ihr Hals war völlig trocken, ganz eng und geschwollen vor Furcht.
Sie spürte, wie sich eine Hand auf die Decke legte, und ihr wurde übel, als sie sich für den
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