Bullet Catcher 1: Alex
unvermeidlichen Augenblick wappnete, in dem sie nackt seinen Blicken ausgesetzt sein würde. Ihre Finger schlossen sich um den Tassenhenkel unter dem Kopfkissen. Konnte sie ihm damit auf den Kopf schlagen? Ihn kampfunfähig machen?
Jazz hätte das gekonnt.
Er zog den weichen Stoff bis unter ihr Kinn, wie ein liebevoller Vater, der seiner Tochter Gute Nacht sagt. Seine Finger strichen über ihr Haar, und sie nahm sich zusammen, um nicht unter dieser Berührung zusammenzuzucken.
»Shakespeare nannte Ehrgeiz ›die Sünde der gefallenen Engel‹.« Er lachte leise auf. »Stimmt das, schöne Jessie?«
Jessica konzentrierte sich darauf, die Augen wie im Schlaf geschlossen zu halten, die Lider nicht aus Furcht oder Wut zusammenzukneifen. Und auch nicht aufzureißen, um sich auf ihn zu stürzen und auf ihn einzuschlagen.
»Wenn du nicht so versessen darauf gewesen wärst, ganz nach oben zu kommen, hätte ich etwas für dich tun können. Ich hätte dich dorthin gebracht.« Er strich ihr über den Kopf. »Aber nun kann ich das nicht mehr.«
Als er seufzte, spürte sie seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht, er roch schwach nach Pfefferminz und Aftershave. Widerwillen keimte in ihr auf, aber die Angst vor der Nadel drängte ihn zurück.
»Und so wirst du also nicht bei Metro-Net hereinschneien, mit einem vernichtenden Bericht über eine konservative Ikone, und im Scheinwerferlicht stehen, sondern ich werde dem Aufsichtsrat von Yellowstone ein Video deiner Nebentätigkeiten präsentieren.« Er schnalzte mit der Zunge wie ein enttäuschter Lehrer. »Die werden sich bestimmt auf ihren Sesseln krümmen, wenn du vor ihren Augen rumfickst.«
Ich werde Dich ficken, und meine Kamera wird Deine Schreie aufzeichnen .
Plötzlich hatte sie es kristallklar vor Augen. Die Drohung eines Fans, die sie mit einer Handbewegung abgetan hatte. Es war kein Fan gewesen – sondern er.
»Über meinen ersten Versuch hast du gelacht, Jessie.« Er klang jetzt drohend. »Und du hattest ganz recht – wir brauchen etwas Reales. Denn dein kleines Sexvideo wird im Internet, im Fernsehen und in den Zeitschriften in allen Einzelheiten auseinandergenommen werden. Es wird überall zu sehen sein, Jessie, eine plumpe Fälschung reicht da nicht.« Sie spürte seinen Handrücken auf ihrer Wange. »Die ganze Welt muss sehen, was für eine heuchlerische kleine Schlampe du bist. Jegliche Glaubwürdigkeit musst du verlieren, damit niemand dir mehr zuhört, wenn du die Aufmerksamkeit der Medien auf jemand anders lenken willst.« Seine Finger glitten unter das Haar. »Wir wollen doch sichergehen, dass nur du allein im Rampenlicht stehen wirst. Das wolltest du doch immer, mein strebsames Mädchen.«
Ihre Augenlider flatterten, und sie musste sich anstrengen, um sie wieder ruhig zu halten. Er legte einen Finger auf ihre Wimpern. »Wachst du etwa auf, Jessie?«
Sie atmete ruhig und tief ein, um ihn davon zu überzeugen, wie fest sie schlief.
»Übrigens wollte ich mich noch bei dir bedanken, weil du mein Leben so viel leichter gemacht hast. Ein genialer Schachzug, deine Schwester für dich einspringen zu lassen. Niemand hat dich vermisst. Und das Schönste ist, jetzt sieht es sogar so aus, als wäre auch ich von dir reingelegt worden. Wie könnte man mich dann noch verdächtigen, irgendetwas mit dieser Sache hier zu tun zu haben? Du hast mir ein noch besseres Alibi verschafft, als ich selbst in petto hatte.« Er lachte auf, als wäre er äußerst zufrieden mit sich selbst. »Wenn der kleine Film erst mal im Kasten ist, lasse ich dich wieder aufwachen. Dann kannst du dich an so viel erinnern, wie du magst. Aber es wird keine Rolle mehr spielen, Jessie.«
Er legte den Finger auf ihre Unterlippe, und Jessica musste sich mit aller Gewalt zusammenreißen, um nicht den Mund zu öffnen und zuzubeißen.
»Dann ist endgültig Schluss mit deinem Weg an die Spitze. Das Finale wird dramatisch und schlagzeilenträchtig. Das wird dir bestimmt gefallen.«
Ihr wurde speiübel, als seine feuchten Lippen ihre Wange berührten. »Schlaf weiter, Jessie! Ich werde nach unten gehen und das Studio vorbereiten. In ein paar Stunden bist du wach genug, um mit uns zusammenzuarbeiten.« Er seufzte schwer. »Obwohl ich wünschte, ich müsste nicht hinter der Kamera stehen. Das ist wirklich widerlich.«
Sie spürte, wie er sich vom Bett entfernte, ihr Herz schlug schneller bei jedem Schritt. Raus, hau endlich ab, damit ich wieder atmen kann!
Sie kramte in ihrem Gedächtnis. Wie lange
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