Bullet Catcher 1: Alex
er zog zurückhaltende Frauen vor. Flachbrüstig und schmallippig wie die liebe Dahingeschiedene, die stets das Licht ausgeschaltet und genau gewusst hatte, dass lautes Stöhnen nicht dazugehörte, wenn sie ihre Pflicht erfüllte.
Alles andere war Hurengetue.
Alles andere war Pornografie.
Jessie seufzte leise und stöhnte auf. Er erhob sich vom Fußende des Bettes und zog die Jalousien auf. Der Regen ließ die Blätter der Palmen schwer herunterhängen und hatte den schneeweißen Sand gelbbraun gefärbt.
Er hatte ihr nur ungern so viel Betäubungsmittel gegeben, aber selbst eine solche Menge Liquid Extasy würde sie nicht umbringen. Die dauerhaften Hirnschädigungen spielten keine Rolle, Jessie würde später sowieso sterben. Wenn das Video erst einmal ihre Karriere zerstört hatte, würde niemand mehr an ihrem Selbstmord zweifeln.
Doch jetzt war seine Kreativität gefragt. Sobald sie sich wieder regte, musste er sie zumindest so wach bekommen, dass sie – ihm wurde übel bei der Vorstellung – mit dieser Hure Sex treiben konnte, die er losgeschickt hatte, um auf Key West die notwendigen Requisiten zu kaufen. Er selbst hatte es nicht fertiggebracht, der Versuch hatte ihm fast die Tränen in die Augen getrieben.
Warum hatte Jessie bloß nicht seine erste Warnung ernst genommen. Zugegeben, der Zusammenschnitt war amateurhaft und unbeholfen, aber so ein schlaues Mädchen wie Jessie hätte sofort begreifen müssen, was auf dem Spiel stand. All diese schrecklichen Dinge hätten vermieden werden können, wenn sie ein für alle Mal die Finger von der Story gelassen hätte.
Miles Yoder wäre nichts lieber, als ihn zu zermalmen und dem verderbten, eingeschworenen Aufsichtsrat den unbequemen, gläubigen Neuzugang vom Leib zu schaffen. Wenn Jessica Erfolg gehabt hätte, wäre sie bei Metro-Net aufgestiegen, und der Zorn der Medien wäre über ihn hereingebrochen. Man hätte ihm bestimmt keine Gelegenheit gegeben zu erklären, dass er Satan nur Zutritt zu seinem Imperium gewährt hatte, um die Verbreitung dieses Unflats zu verhindern. Wenn er erst einmal die Kontrolle darüber hatte, konnte er die Sache ein für alle Mal beenden.
Doch dafür musste das Geschäft ein paar Jahre lang florieren. Die damit erwirtschafteten Millionen würde er der Kirche spenden. Jegliche Zweifel, die er noch daran hatte, dass er Gottes Werkzeug war, waren in dem Augenblick ausgeräumt worden, als Jessicas Schwester aufgetaucht war und ihm genügend Zeit und die Möglichkeit verschafft hatte, das zu tun, was getan werden musste.
Howard Carpenter glaubte ebenfalls an die Sache – und hatte ihm geholfen. Anfangs hatte er gedacht, der fette Kerl sei nur hinter dem Geld her, aber sobald Howard klar wurde, was Jessica plante, hatte er sich als wahrer Krieger Gottes erwiesen. Er hatte Kimball sofort in Kenntnis gesetzt und dann Denise mit falschen Informationen gefüttert, die diese an Jessica weiterreichte. Das hatte Kimball genügend Zeit verschafft, um die Briefe zu schreiben und sich selbst aus der Schusslinie zu bringen, indem er einen Bodyguard für Jessica anheuerte.
Aber Howard ging ein wenig zu aggressiv vor; die Sache mit der Zwillingsschwester hatte Kimball lieber für sich behalten, nachdem er Jessica hierhergebracht hatte. Howards plumpe Versuche, die vermeintliche Jessica aufzuhalten – sie von der Straße abzudrängen und ihr eine Bombe ins Auto zu legen –, waren bemitleidenswert. Kimball hatte subtilere Methoden.
Zum Beispiel an jenem Abend, als er sich mit Jazz im Restaurant getroffen hatte – Gott hatte es gut mit ihm gemeint und einen Pförtner hinter den Tresen der Del Mar Towers gesetzt, der ihn von vorherigen Besuchen kannte. Kimball hatte sich in die Wohnung schleichen können, hatte das Handy dort gelassen, damit niemand Jessica orten konnte und alle glaubten, sie selbst sei in der Wohnung gewesen. Noch wichtiger war es gewesen, die Weingläser abzuwaschen, damit keine Spur von den Barbituraten gefunden werden konnte, mit denen er Jessica beim gemeinsamen Abendessen betäubt hatte. Der Geschirrspüler, das Handy, das Mitnehmen von Kleidung – alles brillante Täuschungsmanöver.
Mitten in der Nacht nach Miami zu fliegen und raus nach Crandon Park zu fahren, Jazz in Angst und Schrecken zu versetzen und ihr zu beweisen, dass er immer noch glaubte, sie wäre Jessica, war genauso genial gewesen. Wieder hatte Gott seine Hand im Spiel gehabt und ihm bei seiner Mission geholfen.
Kimball bückte sich und hob das Kleid
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