Bullet Catcher 2: Max
Tatsache. Das Einzige, was fehlt, sind die Beweise. Aber mehr als das Deckblatt des echten Autopsieberichts ist bislang nicht aufgetaucht.« Max senkte die Waffe und beugte sich vor. »Irgendeine Idee, wo der Rest des Berichtes sein könnte?«
»Nein.«
Max wusste, dass das die Wahrheit war. »Wollen Sie helfen, den Mörder zu finden?«
Jones öffnete mühsam die Augen. »Würde mir das den Hintern retten?«
Max zuckte die Achseln. »Schaden kann es nicht.«
»Was ist mit Marta Gaspero?«
Jones runzelte die Stirn. »Die Haushälterin? Sie hat William vergöttert.«
»Ja, eben.«
»Nein, nein. Sie hat ihn vergöttert, weil er sie aus der Gosse gezogen hat. Sie war eine Prostituierte, früher in Kalifornien.«
»Hat sie ihn so kennengelernt?«
Jones schüttelte nur den Kopf. »Sie kapieren das einfach nicht. William Peyton war der einzig Wahre. Einer der letzten echten Gutmenschen. Er hat Marta auf irgendeinem Parkplatz vor einem Restaurant im Napa Valley aufgelesen, wo sie zusammengeschlagen worden war. Er hat sie ins Krankenhaus gebracht, ihre Schulden bezahlt und ihr ein Heim gegeben. So ein Mensch war er.«
Jedenfalls wollte er von seinen Mitmenschen so wahrgenommen werden. »Am Abend bevor er starb, war er auf dem Boot, um es für einen Angelausflug vorzubereiten. Wussten Sie das?«
Jones nickte. »Wir wollten am nächsten Morgen rausfahren.«
»Warum hatte er wohl Kondome auf dem Boot?«
»Kondome?« Er nahm die Hände von den Schläfen und legte die Stirn in Falten. »Ich dachte, sie wollten ein Baby.«
»Und doch hatte der letzte amerikanische Gutmensch eine Schachtel Kondome in seinem Waschbeutel und ein teures Geschenk mit eingravierter Liebeserklärung, das seine Frau noch nie gesehen hat.« Max lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Klingt, als hätte er das Boot nicht nur zum Angeln genutzt.«
»Das bezweifle ich. Sie könnten es nach Fingerabdrücken untersuchen lassen. Er hat sich auf dem Boot nicht mit Frauen getroffen.«
»Zu spät«, sagte Max. »Die neuen Eigentümer haben es bereits abgeholt.«
Jones’ Augen blitzten auf. »Nein, nein, das kann nicht sein. Man hätte mich anrufen müssen, da ich Coris Vollmacht habe.«
»Die Jacht ist weg«, sagte Max. »Ich habe die leere Mole gesehen.«
Max’ Telefon vibrierte in seiner Hose, und er griff schnell danach, in der Hoffnung, dass es Cori wäre, aber er war fast genauso froh, als er Dans Nummer sah. »Wo bist du?«, fragte er ohne Umschweife.
»Ich bin im Krankenhaus und mache mich gleich auf den Weg. Marta ist aufgewacht und hat geredet. Es war kein Selbstmordversuch. Sie hat sich Tee gemacht, Coris Lieblingssorte, und ist dann zum Pavillon hinuntergegangen, um ein paar Sachen zu holen, die die neuen Eigentümer vom Boot geräumt hatten. Willst du sonst noch etwas wissen?«
»Kannst du sie mir mal geben?«
Einen Augenblick später sprach Marta. »Ist mit Mrs Peyton alles in Ordnung? Sie dürfen Sie nicht in –«
»Wann haben denn die Käufer das Boot abgeholt?«
»Heute«, erwiderte sie. »Er kam heute Nachmittag.«
Max warf Jones einen Blick zu. »War der Makler da? Mendoza?«
»Nein. Hätte er mitkommen sollen? Dieser Mann sagte, er sei gekommen, um das Boot abzuholen. Er hatte einen Schlüssel.«
Natürlich hatte er den – es war der Schlüssel, der an Coris Schlüsselbund fehlte. Der Schlüssel, den jemand aus ihrer Tasche genommen hatte, während sie bewusstlos auf der Massagebank lag.
»War er allein, Marta?«
»Ja.«
»Können Sie ihn beschreiben?«
»Er war groß, so wie Sie. Er hatte helles Haar und einen großen Brillanten im Ohr. Ich konnte ihn kaum verstehen, so stark war sein Akzent. Sie können Miss Breezy fragen«, fügte Marta hoffnungsvoll hinzu, »sie war auch da.«
»Sie war da? Wie das?«
»Sie wollte sich einen Pullover borgen. Sie ging in Miss Coris Schlafzimmer und veranstaltete ein Heidendurcheinander im Schrank, während der Mann das Boot holte.«
So ein Zufall. »War einer von den beiden zeitweise allein im Haus?«
»Es tut mir so leid, Mr Max. Ich weiß, ich habe Ihnen versprochen, dass ich niemanden hereinlasse, aber ich musste dem Mann helfen, die Sachen vom Boot zu tragen. Und ja, so ging sie allein in Mrs Peytons Zimmer.«
Max betrachtete Gifford Jones’ leidende Miene, während der sich die Augen rieb und seinen schmerzenden Kopf hielt.
Was konnte solche Kopfschmerzen und fortschreitende Erblindung auslösen?
Max wusste es nicht, aber er kannte jemanden, der es verdammt gut
Weitere Kostenlose Bücher