Bullet Catcher 3: Johnny
ausging. Er starrte auf das dunkle Viereck und stellte sich vor, wie sie im Bett lag. Dachte an ihre weiche Haut, ihren zarten Mund, ihren warmen weiblichen Körper.
Eine Stunde später ging das Licht wieder an, und zehn Minuten später öffnete sich die Eingangstür, und ihr blonder Pferdeschwanz erschien in dem Moment, als ein Taxi vor dem Haus hielt. Was hatte sie vor?
Er setzte sich auf. Wohin um alles in der Welt wollte sie um diese Uhrzeit noch? Als das Taxi in die Charles Street einbog, folgte Johnny im Abstand von drei Wagenlängen. Das Auto steuerte auf Back Bay zu, erwischte jede Ampel gerade noch bei Gelb, sodass er jedes Mal über Rot fahren musste.
Nach knapp zehn Minuten fuhr das Taxi vor dem kleinen Vordach des Eliot Hotel vor, und eine warme Welle der Freude und Erregung durchflutete ihn.
Sie wollte zu ihm.
Er stellte den Toyota im Halteverbot ab und verbarg sich vor ihren Blicken, während sie den Fahrer bezahlte und die Lobby betrat. Eine Minute später sauste er die Treppe hinauf und fand sie vor seiner Tür.
Lautlos ging er auf sie zu. »Suchst du was Bestimmtes ?« , flüsterte er, ohne das Lächeln in seiner Stimme und auf seinem Gesicht unterdrücken zu können.
Sie wirbelte herum, ihre Augen glänzten ein wenig zu stark. »Ich weiß alles .«
Was wusste sie?
»Ich weiß, wer du bist .«
Er erstarrte und unterdrückte einen Fluch. »Ich habe dir gesagt, dass das sehr unschön ist .« Wie unschön würde sich noch herausstellen.
»Und ich habe dir gesagt, dass ich ziemlich gut darin bin, an Informationen zu kommen .«
Er nickte und tastete sich behutsam vor. »Und weshalb bist du jetzt hier? Um mich mit der Wahrheit zu konfrontieren? Um zu hören, dass ich alles abstreite? Was willst du ?«
Sie lehnte ihren Kopf gegen den Türrahmen. »Ich wollte dir sagen, dass es mir völlig egal ist, wer dein Onkel ist, Johnny. Ich wünschte, du hättest mir das anvertraut. Du hättest nicht so geheimnistuerisch sein müssen .«
Johnny stand da und ging im Kopf seine Möglichkeiten durch. Leugnen. Alles ins Lächerliche ziehen. Mit ihr ins Bett gehen. Verdammt, er konnte aber auch offen darüber reden, wenn sie das glücklich machte. Zumindest wusste sie nichts über Lucy.
»Wie hast du es herausgefunden ?« , fragte er und zog den Zimmerschlüssel aus der Tasche.
»Ich habe den Nachnamen deiner Großmutter recherchiert. Cardinale. Achilles Cardinale ist der Bruder deiner Mutter, nicht wahr ?«
»Ja .« Er ließ sie eintreten.
»Ich habe auch gelesen, wie deine Schwester gestorben ist .«
»Glaub nicht alles, was du im Internet liest, Schätzchen « , sagte er, schaltete im Wohnzimmer eine Lampe an, setzte sich auf die Armlehne des Sofas und verschränkte die Arme vor der Brust, als könnte er sich so gegen ihre Fragen schützen, die mit Sicherheit gleich drängender werden würden.
Sie brauchte keine Sekunde, um sich einzuschießen. »Ist es wahr, dass dein Onkel … « Sie hatte Mühe weiterzusprechen. »Hat er deine Schwester ermorden lassen ?«
Er schluckte einmal. Zweimal. Wenn er ihr auch nur einen winzigen Teil der wahren Geschichte erzählte, würde er das Versprechen Lucy gegenüber brechen und Bellas Leben abermals aufs Spiel setzen. »Nicht direkt .«
»Was ist passiert ?« Ihre Stimme war leise, aber er sah das Funkeln in ihren Augen, den unaufhaltsamen Willen, die Wahrheit herauszufinden.
»Sage, meine Liebe, ich kann dir das nicht erzählen .«
»Ich erzähle es auch niemandem weiter .«
»Es liegt nicht daran, dass ich dir nicht traue. Es liegt daran, dass ich dich keinem Risiko aussetzen will .«
»Johnny .« Sie berührte seine Hand. »Ich nehme das Risiko auf mich. Mir ist einfach diese Verbindung wichtig. Dadurch ist das mit uns … « Sie wedelte mit der Hand zwischen ihm und sich hin und her. »… mehr als nur Sex .«
Er schloss die Augen. »Ich habe das noch nie jemandem erzählt .«
»Bitte !«
Einen Teil. Er konnte ihr einen Teil der Geschichte erzählen. »Ich bekam den Auftrag, sie zu … « Nein, er musste weiter ausholen. »Ich habe dir erzählt, dass meine Mutter einen italienischen Geschäftsmann geheiratet hat. Sie hat das getan, um von ihrer Familie wegzukommen. Sie lernte meinen Vater kennen, erkannte die Chance, ergriff sie und zog mit ihm in die Toskana, wo sie glücklich zusammenlebten und zwei Kinder bekamen – Bella und mich. Nach dem Unfall – «
»War es denn ein Unfall ?«
Er verzog den Mund zu einem maskenhaften Lächeln. »Das werden
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