Bullet Catcher 3: Johnny
wir nie erfahren. Aber fest steht, dass Achilles nie einen Sohn hatte und immer einen haben wollte. Ein Neffe war für ihn das, was einem eigenen Sohn am nächsten kam, und als meine Eltern tot waren, holte er mich zu sich. Meine kleine Schwester wurde zu entfernten Verwandten geschickt, und ich kam nach New York, wo ich von meiner Nonna aufgezogen und in den Kodex des Cardinale-Clans eingeführt wurde .«
»Wirklich ?«
»Ein Stück weit jedenfalls. Aber es gab da eine … einen FBI -Agenten, der damals verdeckt gegen den Clan ermittelte – ich wusste das natürlich nicht – , und er … na ja, er mochte mich wohl irgendwie .« Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar und machte einen tiefen Atemzug. Es war schwer. Und was es besonders schwer machte, war, dass er nicht nur seinen persönlichen Schwur, niemals jemandem von Bella zu erzählen, gebrochen hatte, sondern dass er trotz allem nichts von seiner Schicksalsgöttin verlauten lassen durfte: Lucy Sharpe.
»Jedenfalls hieß es vor rund sieben Jahren, meine Schwester wolle den Tod meiner Eltern rächen und Achilles an das FBI verraten. Er befahl, sie zu töten .«
Entsetzt schloss sie die Augen.
»Er wollte, dass ich es tue .«
Noch mehr Grauen stand in ihrem Blick, als sie die Augen wieder aufschlug. »Nein .«
»Oh doch! Aber ich habe es nicht getan, Sage. Sie ist meine kleine Schwester .« Er versuchte zu schlucken. »Der FBI -Agent hatte ein paar unglaubliche Verbindungen zu irgendwelchen internationalen Strippenziehern. Bella wurde gerettet und bekam eine neue Identität. Heute lebt sie in Italien in einer Art Zeugenschutzprogramm .«
»Also ist sie nicht tot ?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Aber bis auf eine Handvoll Menschen glauben alle, dass Bella Christiano ermordet wurde .« Dabei lebte sie als Natalia Allesandro sicher und wohlbehalten in einem netten kleinen Haus am Comer See. Dank Lucy und Dan Gallagher.
»Und was wurde aus dir ?«
»Mein Onkel glaubte, ich hätte die Tat begangen. Anschließend habe ich dem FBI alles gesagt, was sie wissen mussten, um ihn für immer aus dem Verkehr zu ziehen .«
»Aber hat er nicht erfahren, dass du ihn verraten hast? Wie bist du aus dem Clan ausgestiegen ?« Sie verengte die Augen. »Du bist doch ausgestiegen, oder ?«
Er nickte. »Dieselben Strippenzieher haben mit meinem Onkel einen Deal ausgehandelt. Er bekam »lebenslänglich«, und im Gegenzug ließ er einige Mitglieder ziehen, die aussteigen wollten .«
»Ich wusste gar nicht, dass man überhaupt aussteigen kann .«
Mit Lucy war alles möglich. »Ich habe Freunde in hohen Positionen .«
Sie musterte ihn, als wollte sie überprüfen, was sie an ihm anziehend fand. »Siehst du sie manchmal ?«
EinenAugenblicklangdachteer,siemeineLucy,dannwurdeihmklar,dasssievonBellasprach.»Hinundwiederbesucheichsieheimlich,dannverbringenwireinoderzweiTagezusammen .« ErlächeltebeidemGedankenanBellasansteckendesLachen,ihrlangesschwarzesHaarunddieAugen,dieglänztenwieschwarzeOliven.
»Ich möchte sie kennenlernen « , sagte sie leise.
Er schüttelte den Kopf. »Nein .« Diesen Grad an Vertrautheit würde er mit keiner Frau jemals erreichen. Das war vollkommen undenkbar.
»Jetzt verstehe ich auch, warum du eine Waffe trägst .«
»Ja .« Sollte sie denken, dass er sie aus alter Gewohnheit und zur Selbstverteidigung trug.
Er wartete darauf, dass das Fragenbombardement weiterging: Was hast du alles verbrochen? Wie schwer war das für dich? Wie viele Menschen hast du zusammengeschlagen?
Stattdessen überraschte sie ihn damit, dass sie in seine Arme trat und ihre Hände um seinen Nacken schlang. »Das ist der Punkt, Johnny .«
Ein Lächeln hob seine Mundwinkel. »Was ist der Punkt, Sage ?«
»Ich verstehe wahrscheinlich besser als jeder andere, dass man sich seine Verwandtschaft nicht aussuchen kann. Glaub mir, ich weiß aus eigener Erfahrung, was für einen schrecklichen Einfluss ein Onkel – oder eine Tante, wie in meinem Fall – auf ein Leben haben kann .«
Sein Magen ballte sich zusammen, als ihm klar wurde, worauf sie hinauswollte.
»Man kann sich diese Menschen nicht aussuchen. Man wird mit ihnen geboren. Aber man darf ihnen nicht die Kontrolle über sein Leben überlassen .«
»Tu ich nicht .«
»Nein? Aber du lebst in der Angst, dass jemand, den du magst, all das herausfindet .«
»Angst würde ich das nicht nennen .« Andererseits hatte sie bis zu einem gewissen Grad recht.
»Ich habe es herausgefunden, aber ich mag dich deswegen
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