Bullet Catcher 3: Johnny
überblickte den Eingangsbereich, das Wohnzimmer rechter Hand, das Esszimmer und das gemütliche Fernsehzimmer dahinter. Mehr gab es in diesem Haus eigentlich nicht. Um die Ecke im hinteren Teil lag die Küche und ein kleiner Wintergarten, wo sie kümmernde Pflanzen aufpäppelte und ihre Fitnessgeräte untergebracht hatte. Vielleicht war er dort. Sie hatte ihm erlaubt, ihre Gewichte und ihren Crosstrainer zu benutzen.
»David !« , rief sie mit schneidender Stimme, frustriert, aber ermutigt durch die Waffe in ihren Händen.
Die Küche war leer und kalt. Ebenso der Wintergarten, nur dass hier die Morgensonne ein gelbes Band über die Gesichter auf ihrem Snow-Bunnies-Poster gelegt hatte, das über der Drückbank hing. Wo steckte er nur?
An der Küchentür hatte sie erst kürzlich Schlagläden einbauen lassen, die sie jetzt öffnete. Die Garage lag rund vierzig Schritte entfernt, ein separates kleines Gebäude, das über einen Kiesweg erreichbar war. Vierzig Schritte konnten ganz schön viel sein, wenn man mit schweren Einkäufen nach Hause kam oder Schnee lag. Im Augenblick war das fensterlose Tor geschlossen, um ihren gelben VW Beetle zu schützen.
Der Bodyguard fuhr einen kleinen SUV , der von Beginn an in der Kiesauffahrt geparkt hatte. Sie starrte auf die Auffahrt. Leer.
Der Mistkerl war abgehauen.
Sie blickte auf die Alarmanlage. AUSGESCHALTET . Er hatte die Alarmanlage abgeschaltet! Was war das für ein Bodyguard? Wütend legte sie die Pistole ab, schnappte sich das Telefon von der Ladestation auf der Küchentheke und tippte die Nummer von Wentworth Security ein, bei der David Mitinhaber war. Es war die Sicherheitsfirma, die für die New England Blizzards arbeitete.
Als nach dem zehnten Läuten immer noch niemand abhob, schleuderte sie den Apparat auf die Platte und wandte sich zu Taz um, die sie mit hungrigem Blick fixierte.
»Komm, Kleines, jetzt holen wir mal Futter für dich .«
Sie öffnete eine Dose Katzenfutter und kippte es einfach auf den Boden. Da fiel ihr ein, dass David vielleicht seine Tasche und das Ladegerät seines Handys im Wohnzimmer gelassen haben könnte.
Sie sauste dorthin, aber er hatte alles mitgenommen. Dabei hatte er sich noch nicht einmal das Geld für die letzte Woche abgeholt. Wahrscheinlich hatte er einen besseren Job, eine bessere Klientin gefunden. Warum sonst sollte er einfach abhauen?
Das Geräusch eines Wagens ließ sie zum Fenster flitzen. Durch die durchsichtigen Vorhänge sah sie einen dunklen Transporter im Schritttempo vorbeirollen. Was ihr Angst machte, war nicht das langsame Tempo – in dieser Stichstraße fuhr niemand schnell – , sondern dass ihr das Fahrzeug allzu bekannt vorkam.
Um Gottes willen! Ihr Magen ballte sich zusammen, als der Transporter am Ende der Straße wendete und zurückkam. Eine knappe Minute später fuhr er wieder vorbei, mit seinen verdunkelten Scheiben, dem abgeblätterten Lack und der Stoßstange, die nicht mehr lange halten würde.
Sie hastete die Treppe nach oben, schlüpfte rasch in ein Paar Jogginghosen, schob ihre Füße in Flipflops und sauste wieder nach unten. Hinter der Eingangstür blieb sie kurz stehen, um durch eines der drei rechteckigen Fenster nach draußen zu spähen. Keine Spur vom Transporter. Ihr blieb eine Minute. Möglicherweise. Sie rannte in die Küche, packte Taz, die noch beim Fressen war, und steuerte wieder auf die Tür zu.
»Mist! « , murmelte sie zitternd. »Die Waffe .« Sie nahm die kleine Pistole vom Tisch, stieß die Tür auf und rannte zur Garage. Sie fluchte noch einmal, als sie fast die Katze fallen ließ, weil ihr die Handtasche mit Schwung bis zum Ellbogen rutschte. Irgendwie gelang es ihr, nach unten zu fassen und mit der Hand, die die Pistole hielt, den Griff des Garagentores zu drehen. Warum hatte sie bloß nie ein Rolltor samt Elektromotor einbauen lassen anstelle dieses unpraktischen Klappmodells?
Sie rechnete schon fast damit, dass sie sich am Ende in den Fuß schießen würde, doch schließlich gelang es ihr, das Tor so weit hochzuziehen, dass sie darunter durchschlüpfen konnte. Da hörte sie ein Fahrzeug näher kommen. Der Transporter musste aber erst am Haus vorbeifahren, damit der Fahrer die Garage sehen konnte. Um Sicht auf das Tor zu bekommen, musste er sogar in die Einfahrt einbiegen. Dennoch blieben ihr weniger als zehn Sekunden, um das Tor zu schließen.
Stöhnend vor Anstrengung drückte sie das Tor nach unten, bis es unter lautem Krachen einrastete. Sofort war sie in
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