Bullet Catcher: Wade (German Edition)
Details.«
Lucy setzte ein leichtes, aber vielsagendes Lächeln auf. »Hast du den medizinischen Untersuchungsbericht über die dritte Schwester zu Gesicht bekommen? Wie hat ihr Tattoo ausgesehen?«
»Darüber stand nichts in dem Bericht.«
»Vielleicht komme ich dran. Ich kenne ein paar Leute in Washington.«
Bei dieser Untertreibung musste er sich ein Grinsen verkneifen. Sie kannte den Präsidenten, den Sprecher des Weißen Hauses, die Direktoren von CIA , FBI und NSA und ein paar Mitglieder des Supreme Court. Das waren ein paar Leute, irgendwie.
Einen Finger hochhaltend, sprach sie in das Telefon. »Wade, ich muss mit dir reden.« Sie schwieg einen Augenblick lang abwartend, ehe sie mit verändertem Gesichtsausdruck über den Schreibtisch Jack ansah. »Bist du sicher?« Sie legte die Hand auf den Hörer und sagte zu Jack: »Sie ist weg.«
Shit .
Lucy hörte zu, machte sich Notizen und schüttelte den Kopf. »Wenn jemand sie finden kann, Wade, dann du. Und du machst dich besser gleich auf die Socken, denn Jack glaubt … «, sie hielt inne und sah Jack an – es wirkte beinahe vertraut, »sie könnte in Gefahr sein. Und sobald du sie wieder hast, hätte ich gerne eine genaue Beschreibung des Tattoos beziehungsweise der Narbe, die davon übrig ist.« Sie horchte auf seine Antwort, ohne den Blick von Jack zu wenden. »Weil wir glauben, dass es uns bei der Aufdeckung eines Verbrechens sehr hilfreich sein könnte.«
Natürlich war ihr das sofort klar gewesen. Das liebte er am meisten an Lucy: Sie war klug, sie war schnell, und sie ließ sich von niemandem an der Nase herumführen.
Schon gar nicht von ihm.
Während sie Wade von der dritten Schwester und Vanessas Vater berichtete, stand Jack auf, weil er plötzlich das Gefühl hatte, keine Sekunde länger sitzen zu können. Er ging auf das Ölgemälde von Lemuel Maynard Wiles zu, das bei Sotheby’s oder Christie’s bestimmt mindestens fünfundzwanzigtausend Dollar gekostet hatte. Lucys Laden lief wirklich hervorragend.
»Ich bin nicht sicher, ob Vanessa morgen schon nach Columbia kommt, um ihre Mutter und ihre Schwester zu treffen«, sagte Lucy, nachdem sie eingehängt hatte. »Aber ich gehe davon aus, dass Wade sie findet. Bis dahin haben wir Zeit, uns den Tod von Kristen Carpenter näher anzusehen. Und den von Howard Porter«, fügte sie hinzu, während ihr Hirn auf Hochtouren lief.
Jack sagte nichts.
»Und natürlich die Frau, die Eileen Stafford getötet haben soll.«
»Natürlich.«
»Donovan soll dir das Gästehaus aufschließen, Jack.« Sie winkte ab, als wäre die Einladung, die Nacht in dem dreihundertachtzig Quadratmeter großen Anbau, der normalerweise ausschließlich Bullet Catchern zur Verfügung stand, keine HundertachtzigGrad-Wende.
»Ich finde nur, du brauchst dringend Schlaf«, sagte sie auf seinen überraschten Blick hin. »Im Ernst, du siehst schlimm aus. Ich habe Donovan schon gesagt, dass du über Nacht bleibst.«
Sie stand auf und kam um den Schreibtisch herum auf ihn zu, sodass er abermals ihre Füße mit den roten Nägeln bewundern konnte. Barfuß, ohne eines von ihren geschätzten sechstausend Paaren supersexy High Heels, war sie zwar immer noch gut ein Meter achtzig groß, aber er konnte zur Abwechslung einmal auf sie herabblicken.
Es war ein gutes Gefühl. Ihr Haar duftete frisch und würzig.
»Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, Luce«, sagte er und ließ seinen Blick über ihren Körper wandern, als sie vor ihm zur Tür ging.
Sie zuckte die Achseln, kurz bevor sie um die Ecke bog, und sagte über die Schulter: »Ich habe eigentlich gar nicht geschlafen.«
Auf dem Weg über die imposanten runden Stufen blickte er hinter sich in den Teil des Hauses, den noch nie ein Bullet Catcher betreten hatte: ihr Schlafzimmer. Zumindest ging er davon aus, dass noch nie ein Bullet Catcher dort gewesen war.
Donovan wartete am Fuß der Treppe. »Ich lasse Sie in das Gästehaus. Es ist zwar heute Nacht noch jemand dort untergebracht, aber eines der oberen Schlafzimmer ist frei.«
»Gut.«
Es wäre hirnrissig, die Macht und das Können von Bullet Catcher nicht für diesen Fall zu nutzen. Er wäre ein hochmütiger, verbohrter Vollidiot, wenn er das nicht täte. Besser, er benutzte Lucy und sie benutzte ihn.
So wie sie es schon einmal getan hatten.
Er folgte Donovan zum Gästehaus und drehte sich einmal um, um zu sehen, ob in Lucys Privaträumen Licht brannte.
Alles war dunkel. Sie war also entweder bereits zu Bett gegangen …
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