Bullet Catcher: Wade (German Edition)
stehen praktisch unbegrenzte Ermittungsmöglichkeiten zur Verfügung. Es gibt nicht den geringsten Hinweis darauf, wer der Vater ist.«
Jack war lange genug bei Bullet Catcher gewesen, um zu wissen, dass Lucy Sharpe nahezu alles schier unbegrenzt zur Verfügung stand. Es war einer der Punkte, die er am meisten vermisste, seit er nicht mehr dabei war. Einer von vielen.
»Vielleicht gibt es irgendwo anders einen Vermerk«, sagte Jack.
Fletch schüttelte den Kopf. »Glaub mir, während du unterwegs warst, um die anderen Schwestern zu finden, haben Miranda und ich überall nach Hinweisen gesucht. Sie möchte schließlich auch wissen, wer ihr leiblicher Vater ist.«
Jack sah seinen Freund durchdringend an, während er überlegte, wie viel er von seinem Wissen preisgeben sollte. Er vertraute Fletch, aber konnte er sich darauf verlassen, dass er Miranda nichts erzählte? Oder, noch schlimmer, Lucy?
Aber es ging nicht anders. »Ich denke«, sagte er und beugte sich vor, um die Stimme zu senken, »ich denke, die Antwort liegt in den Tattoos.«
Fletchs bernsteinfarbene Augen standen voller Zweifel, während er auf Jacks Erläuterungen wartete.
»Aber ich muss erst die anderen sehen, ehe ich sicher sein und irgendeine Theorie entwickeln kann«, fuhr Jack fort.
»Wir werden sie schon noch zu Gesicht bekommen. Wade wird Vanessa wieder einfangen. Lucy hält große Stücke auf ihn.«
Jack schnaubte. »Wenn du mich fragst, hat er den Bullet-Catcher-Einstellungstest gerade verhauen.«
»Ich habe dich nicht gefragt. Erzähl weiter von den Tattoos. Ist das etwas, das Eileen dir gesagt hat, oder mehr Spekulation?«
»Nichts, was sie konkret gesagt hat, dafür viel Spekulation. Nachdem ich Mirandas Tattoo gesehen hatte, habe ich sämtliche Verfahrensprotokolle und Zeitungsartikel über den Mord an Wanda Sloane durchgearbeitet, auf der Suche nach irgendetwas oder jemandem im Zusammenhang mit den Buchstaben H undI.«
Fletchs Brauen hoben sich interessiert. »Du meinst, die Buchstaben sind Initialen? Das ist brillant, Kumpel. Gibt es denn niemanden mehr aus der damaligen Zeit, mit dem du sprechen könntest? Was ist mit dem Cop, der sie festgenommen hat? Du hast doch schon mit ihm geredet, oder? Hast du ihm von deiner Theorie erzählt?«
Willie Gilbert wäre der Letzte, den Jack ins Vertrauen ziehen würde. »Ich war selbst Cop, und ich hatte schon immer einen guten Riecher für falsche Fuffziger. Willie Gilbert gehört dazu.«
»Er ist pensioniert.«
»Ja, und er lebt besser als jeder andere pensionierte Cop, den ich kenne. Von seiner Pension allein jedenfalls könnte er es sich nicht leisten, in einer schicken Residenz zu wohnen und täglich golfen zu gehen.«
Fletch nickte bedächtig.
»Ich habe einen besseren Kontakt«, fuhr Jack fort. »Erinnerst du dich noch an die Hebamme, Rebecca Aubry, die die Tätowierungen gemacht hat? Sie hat mich auf die Whitakers in Virginia gebracht. Ich werde noch mal mit ihr reden. Allerdings muss ich mir gut überlegen, wie ich etwas aus ihr herausbekomme.«
»Deine übliche Methode wird wohl bei einer Frau über siebzig nicht mehr ganz so gut funktionieren.«
Jack lächelte. »Ich glaube, dass sie mit einem der Mädchen Kontakt hält. Deshalb wollte sie auch unbedingt das Foto, das ich aus dem Archiv des Charlestoner Lokalblatts hatte, auf dem sie bei Eileens Prozess zu sehen ist, mit einem Baby auf dem Arm. Wenn ich ihr erzähle, dass ich eine, vielleicht sogar zwei Schwestern gefunden habe, wird sie bestimmt reden. Allerdings ist sie schon seit Wochen nicht mehr zu Hause gewesen.«
»Was ist deine Theorie? Hat sie den Mädchen die Initialen des Vaters tätowiert?«
»VielleichtauchdenGeburtstag.IrgendetwasinderArt.AlsichRebeccazumerstenMaltraf,erzähltesiemir,dassesgarnichtsounüblichsei,Schwarzmarktbabyszutätowieren.EsseieineMöglichkeitfürdieMütter,ihreKinderzumarkieren,diesiewomöglichniewiedersehen,weileskeineamtlichenEinträgegibt.«
»Das Zeichen könnte sich also auch auf die Mutter beziehen statt auf den Vater«, sagte Fletch.
»Schon möglich.« Jack schob seinen endgültig kalt gewordenen Kaffee zur Seite und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Fletch, was, wenn es der Vater der Drillinge war, der Wanda Sloane umgebracht hat?«
Fletchs Brauen schossen nach oben.
»Nur mal angenommen … «, fuhr Jack fort, »ihre letzten Worte, bevor sie ins Koma sank, waren: ›Er ist zu allem fähig.‹ Ich hatte von Beginn an den Verdacht, dass sie schweigt, um ihre Kinder zu
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